13.08.2010

gestern in LMd heute in den Nachrichten

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gestern in LMd heute in den Nachrichten

Ecuador

Am 4. August wurde im Außenministerium in Quito ein bahnbrechendes Abkommen unterzeichnet: Die Regierung von Ecuador verzichtet auf die Ölförderung auf dem Territorium des Yasuni-Nationalparks im Osten des Landes, der seit 1989 von der Unesco als Biosphärenreservat anerkannt ist. Von den geschätzten 3,6 Milliarden Dollar, die Ecuador durch den Verzicht auf die Nutzung der Ölreserven entgehen, erhält das Land die Hälfte aus einem UN-Treuhandfonds erstattet. Mit diesen Geldern werden unter anderem Programme zur Aufforstung und die Entwicklung von nachhaltigem Tourismus finanziert. Das Abkommen ist das erste dieser Art weltweit. Unterzeichnet wurde es von Außenminister Ricardo Patino und Rebeca Grynspan für das Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen. Die UNDP-Repräsentantin bezeichnete den Vertrag als „kühn und avantgardistisch“ und als exemplarischen Beitrag zum Kampf gegen den Klimawandel.

Damit tritt ein Plan rechtsverbindlich in Kraft, den Ecuadors Präsident Rafael Correa schon vor Jahren vorgebracht hat. Er ist auch ein erster Erfolg der globalen Bewegung für „Klimagerechtigkeit“, die dafür kämpft, dass die reichen Länder ihre „Umweltschulden“ gegenüber den armen Ländern des Südens anerkennen. Welche Bedeutung das Modell Ecuador für diese Bewegung hat, wurde bereits im Mai 2008 in Le Monde diplomatique geschildert. Zur Feier des Abkommens von Quito kann man sich noch einmal die Lektüre des Beitrags „Das Öl soll in der Erde bleiben“ genehmigen, verfasst von Leah Temper und Joan Martínez Alier.

Kosovo und Abchasien

Nach der Entscheidung des Haager Internationalen Gerichtshofs (IGH) zur Unabhängigkeit des Kosovo schrieben viele Kommentatoren von einem möglichen Dominoeffekt. Abchasien wurde als eines der Territorien genannt, die sich zur Sezession legitimiert fühlen könnten. Dass der russischen Präsidenten Medwedjew am 8. August nach Suchumi reiste, ist durchaus als erste politische Reaktion auf den Spruch von Den Haag zu verstehen. Die Frage ist nur, ob Moskau langfristig die Unabhängigkeit Abchasiens sichern oder das Territoriums, das rechtlich noch zu Georgien gehört, in das russische Restimperium integrieren will. Und wie die Abchasen selbst ihre Zukunft sehen. Die ambivalenten Gefühle der Abchasen gegenüber ihren russischen Bundesgenossen hat Neal Ascherson im Januar 2009 unter dem Titel „Ein Staat für sich allein“ in Le Monde diplomatique beschrieben. Zu welcher Schussfolgerung der Autor dabei kommt, ist im Untertitel angedeutet: „Abchasien braucht keinen großen Bruder, sondern Nachbarn“.

Le Monde diplomatique vom 13.08.2010