Meldungen des Monats
Schlechte Nachrichten
Am 6. September wurde im Sudan der Journalist Mohammed Taha ermordet. Seine enthauptete Leiche wurde nahe der Hauptstadt Khartum aufgefunden. Der Herausgeber der Tageszeitung al-Wifaq war am Abend zuvor von maskierten Männern gekidnappt worden. Die Täter werden in islamistischen Kreisen vermutet. Taha war 2005 auf Betreiben der Organisation Ansar al-Sunna wegen „Blasphemie“ vor Gericht gestellt worden, seine Zeitung erhielt ein zweimonatiges Publikationsverbot. Die Fundamentalisten hatten an einem Artikel Anstoß genommen, der sich auf ein 500 Jahre altes Manuskript mit dem Titel „Das unbekannte Leben des Propheten“ bezog. Auch die Imame von Khartum organisierten Demonstrationen, auf denen zur Tötung des Journalisten aufgerufen wurde, der selbst ein Mitglied der Muslimbruderschaft ist.
Ein Gericht in Kaliningrad hat am 16. August die Schließung der Wochenzeitung Nowye Koljosa verfügt. Die in dieser Enklave Russlands erscheinende Zeitung hatte im Mai 2005 über Hintergründe des Mords an dem Geschäftsmann Oleg Pokanewitsch berichtet. Dabei hatte sie aus Verhörprotokollen zweier Tatverdächtiger zitiert, die den russischen Geheimdienst FSB als ihren Auftraggeber nannten. Die Anklage wegen „Bruchs der Vertraulichkeit einer staatsanwaltlichen Untersuchung“ wurde von der russischen Medienaufsichtsbehörde betrieben, die der Kontrolle der Regierung in Moskau untersteht. Vor der Schließung war das Erscheinen der Nowye Koljosa durch Polizeirazzien und Beschlagnahmungen massiv behindert worden. Seit Juli haben die Vertriebsfirmen die Auslieferung der Zeitung ohne Begründung eingestellt.
Gute Nachrichten
Der mutmaßliche Auftraggeber für den Mord an einem Journalisten in Venezuela wurde Ende August in Port of Spain (Trinidad) festgenommen. Der kolumbianische Drogenbaron Ceferino García wird verdächtigt, den Mord an dem Journalisten Mauro Marcano angeordnet zu haben, der am 1. September 2004 in seiner Heimatstadt Maturín im Nordwesten Venezuelas von zwei Tätern erschossen wurde. Marcano hatte in der lokalen Tageszeitung El Oriental berichtet, García habe als Kopf der kolumbianischen Drogengang Carel del Sol den Schutz des lokalen venezolanischen Militärchefs General Alexis Maneiro Gómez genossen. Weder Gómez noch andere von Marcano genannte Drogenkollaborateure in Polizei und Militär wurden in Venezuela ernsthaft verfolgt. Es bleibt abzuwarten, ob die venezolanische Justiz die Festnahme von Ceferino García zur Wiederaufnahme der Ermittlungen im Mordfall Marcano nutzen wird.
Im Iran wurde der Publizist und Philosoph Ramin Dschahanbeglu am 31. August gegen eine Kaution auf freien Fuß gesetzt. Der prominente Intellektuelle, der auch die kanadische Staatsbürgerschaft besitzt, war am 28. April auf dem Flughafen Teheran verhaftet worden, als er zu einer Irankonferenz in Budapest abfliegen wollte. Am 3. Juli wurde er vom iranischen Geheimdienstminister beschuldigt, er habe daran mitgewirkt, eine von den USA inspirierte „orange Revolution im Iran“ zu organisieren. Dschahanbeglu hat sich häufig über ausländische Medien wie die BBC und das französische Magazin Esprit zur Situation in seinem Land geäußert. Im Iran befinden sich derzeit noch zwölf Journalisten und Blogger in Haft.