10.04.2014

REPORTER OHNE GRENZEN FÜR PRESSEFREIHEIT Meldungen des Monats

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REPORTER OHNE GRENZEN FÜR PRESSEFREIHEIT Meldungen des Monats

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Schlechte Nachrichten

Die Fotojournalistin Anja Niedringhaus wurde 4. April im Osten Afghanistans ermordet. Ein Polizist erschoss die für Associated Press arbeitende Deutsche in ihrem Auto, ihre kanadische AP-Kollegin Kathy Gannon wurde schwer verletzt. Schon im März waren zwei Journalisten getötet worden: der schwedisch-britische Rundfunkjournalist Nils Horner am 11. März durch gezielte Kopfschüsse, der afghanische AFP-Reporter Sardar Ahmad am 21. März bei einem Anschlag auf ein Hotel in Kabul. Seit 2002 sind in Afghanistan 19 Medienarbeiter umgekommen. Seit Beginn des Präsidentschaftswahlkampfs Mitte Februar wurden mindestens 20 Journalisten bedroht oder angegriffen.

Die Regierung in Swasiland betrachtet kritischen Journalismus als Sicherheitsrisiko. Bheki Makhuba, Chefredakteur der unabhängigen Monatszeitung The Nation, musste nach zweiwöchiger Haft in Fußketten vor Gericht erscheinen – „aus Sicherheitsgründen“. Auf die Frage nach den Gründen antwortete der Regierungssprecher, die müssten geheim bleiben: „Sicherheit ist etwas sehr Geheimes. Wenn ich also enthüllen würde, wie, warum und wem wir Fußeisen anlegen, könnte das unsere Sicherheit gefährden.“ Makhuba wird wegen „Missachtung der Justiz“ angeklagt, weil er den obersten Richter des Landes, Michael Ramodibedi, kritisiert hat. Da der Journalist zuvor auch den Richter kritisiert hatte, der jetzt über ihn urteilen soll, müsste dieser eigentlich wegen Befangenheit abgelöst werden. Swasiland ist die einzige absolute Monarchie Afrikas und liegt in der neuesten RoG-Rangliste der Pressefreiheit an 156. Stelle (von 180 Ländern).

Am 28. März wurde in Ägypten die Journalistin Mayada Ashraf in Ausübung ihrer Arbeit erschossen. Die Reporterin für die Tageszeitung al-Dostor wurde von einer Kugel in den Kopf getroffen, als sie die gewaltsamen Auseinandersetzungen beobachtete, die im Stadtbezirk Ain-Chams im Osten Kairos zwischen Anhängern der Muslimbruderschaft und der Polizei ausgebrochen waren. Für den Tod der Journalistin machen sich die Polizei und die Demonstranten gegenseitig verantwortlich. Bei den Zusammenstößen kamen insgesamt vier Personen ums Leben. Nach Angaben von RoG werden Medienarbeiter seit der Absetzung von Präsident Mohammed Mursi am 3. Juli 2013 bei Demonstrationen von Mursi-Anhängern systematisch von der Polizei unter Feuer genommen. Seitdem hatte es schon vor Mayada Ashraf fünf weitere Todesopfer gegeben.

Le Monde diplomatique vom 10.04.2014