13.10.2006

Meldungen des Monats

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Schlechte Nachrichten

Am 7. Oktober wurde in Russland die Journalistin Anna Politkowskaja ermordet. Die prominente Reporterin der unabhängigen Moskauer Tageszeitung Nowaja Gaseta, bekannt durch ihre Tschetschenienberichte und ihre Kritik an Präsident Putin, wurde in ihrer Wohnung im Zentrum Moskaus erschossen aufgefunden. Schon nach ihren Berichten über das blutige Geiseldrama in der Schule von Beslan 2004 hatte sie einen Giftmordanschlag überlebt. Und im Dezember 2005 hatte sie auf einer Konferenz von „Reporter ohne Grenzen“ in Wien geäußert: „Es kommt sogar vor, dass Menschen getötet werden, nur weil sie mir Informationen geben. Ich bin nicht die Einzige, die in Gefahr ist. Und ich kann Beispiele nennen, die das beweisen.“

In Kolumbien erhielt das Journalistenkollektiv „Medios para la Paz“ (Medien für den Frieden) am 15. September eine E-Mail von einer rechtsradikalen Gruppe mit der Ankündigung, dass seine Mitglieder künftig als „militärische Ziele“ behandelt werden. Dieselbe Drohung ging an 28 weitere NGOs, die sich für Menschenrechte engagieren. Bereits am 7. Juni und am 4. August hatten die Journalisten ähnliche Mails von zwei anderen Organisation der sogenannten Paramilitärs erhalten. Darin wurden ihnen vorgeworfen, sie dienten den Interessen der linken Guerillagruppen und seien deshalb als „verkappte Revolutionäre“ zu betrachten. Präsident Álvaro Uribe hatte vor seiner Wiederwahl versprochen, die Paramilitärs und ihre Organisationen zu bekämpfen.

Gute Nachrichten

Die Justizbehörden in Spanien haben dem Ersuchen des Journalisten Tayssir Alluni stattgegeben, den Rest seiner Gefängnisstrafe in Hausarrest umzuwandeln. Der Spanier syrischer Abstammung, der unter Herzbeschwerden leidet, war im September 2005 in Madrid wegen „Zusammenarbeit“ mit al-Qaida zu sieben Jahren Gefängnis verurteilt worden. Das höchste Berufungsgericht Spaniens hat dieses Urteil am 2. Juli 2006 bestätigt. Die Staatsanwaltschaft hatte sich in ihrer Anklage auf die Tatsache bezogen, dass der Journalist im Oktober 2001 als Mitarbeiter des Fernsehsenders al-Dschasira in Afghanistan ein Interview mit dem Al-Qaida-Führer Ussama Bin Laden geführt hatte. Alluni kann ab sofort bei seiner Familie in Grenada leben, wird aber mit Hilfe einer „elektronischen Fußfessel“ überwacht.

Am 25. September hat ein Richter in Simbabwe die Anklage gegen zehn Mitglieder der Leitung des privaten Rundfunksenders Voice of the People (VOP) abgewiesen und die Angeklagten auf freien Fuß gesetzt. Sieben der zehn VOP-Mitarbeiter waren im Januar 2006 unter der Beschuldigung verhaftet worden, Übertragungstechnik „ohne Erlaubnis“ besessen und eingesetzt zu haben. VOP sendet seine Programme in den beiden wichtigsten Sprachen Simbabwes auf Kurzwelle über den (staatlichen) Sender Radio Netherlands in Madagaskar, seit seine Studios in Harare am 29. August 2002 durch eine Bombe zerstört worden waren.

Le Monde diplomatique vom 13.10.2006