10.12.2010

Andrew Grassie

zurück

Andrew Grassie

Die Arbeiten des britischen Malers sind verwirrend. Auf den ersten und sogar den zweiten Blick sehen sie wie Fotografien aus, aber sie sind Malerei. Die Bilder haben alle sehr kleine Formate: Die Abbildungen entsprechend fast den Originalgrößen.

Grassie malt oft die Arbeiten anderer Künstler, häufig Installationsansichten, setzt sich aber auch mit den Produktions-, Ausstellungs- und Verkaufsorten von Kunst, also dem ganzen Kunstbetrieb auseinander. Die Serie „Archive“ ist nach in einem Galeriearchiv gefundenen Fotos gemalt, und in der Serie „New Hang“ hat er eine imaginäre Ausstellung von Werken zusammengestellt. Der Künstler hat sie nacheinander in den Raum geholt und dort fotografiert. Erst in seiner Malerei nach diesen Fotos sind sie zu einer neuen „Hängung“ geworden. Hier wird also eine Ausstellung dokumentiert, die nie stattgefunden hat. Die Arbeiten hinterfragen unsere gängigen Begriffe von Autorschaft, Kunst und Dokumentation. Die kleinen Formate lassen die Gemälde einerseits distanziert und andererseits sehr kostbar wirken, und in ihrer Präzision sind sie fast ein wenig unheimlich.

Andrew Grassie ist 1966 in Edinburgh geboren; er lebt und arbeitet in London. Für die Abbildungen danken wir dem Künstler, Maureen Paley, London, und der Johnen Galerie, Berlin. Das Copyright liegt bei der VG Bild-Kunst, Bonn. „Archive“ ist bis 15. Januar 2011 in der Johnen Galerie zu sehen.

www.johnengalerie.de

Wilhelm Werthern

Le Monde diplomatique vom 10.12.2010, von Wilhelm Werthern