Chronik Ruanda
Hutu und Tutsi. In der ruandischen Volksgruppe Ostafrikas wird zwischen den sozialen Gruppen der Hutu und Tutsi unterschieden. Hutu waren traditionell meist Ackerbauern, Tutsi meist Viehzüchter. Viele Hutu standen in Lehensverhältnissen zu Tutsi-Landbesitzern. Das alte Königreich Ruanda wurde von einer Tutsi-Aristokratie regiert.
1890: Ruanda gerät unter deutsche Kolonialherrschaft.
1916: Ruanda wird von Belgien erobert und danach belgisches Mandatsgebiet. Die Belgier kodifizieren Tutsi und Hutu als Ethnien. Tutsi ist jeder, der mehr als zwölf Kühe besitzt. Die Zugehörigkeit wird auf den Personalausweisen vermerkt.
1959: Ein von Belgien geduldeter Volksaufstand stürzt Ruandas König.
1962: Ruanda wird unter dem Hutu-Präsidenten Grégoire Kayibanda unabhängig und führt eine strikte Diskriminierungspolitik gegen Tutsi ein. Hunderttausende Tutsi fliehen in die Nachbarländer Uganda, Burundi und Kongo, darunter auch die Familie des heutigen Präsidenten Paul Kagame.
1973: Militärputsch von General Juvénal Habyarimana, der die Anti-Tutsi-Politik etwas lockert.
1986: Ruandische Exiltutsi helfen in Uganda bei der Machtergreifung von Präsident Yoweri Museveni als Rebellenführer. Danach will Museveni die Ruander loswerden. Schleppende Verhandlungen mit Ruanda über Rückführung der Tutsi-Flüchtlinge.
1990: Die in Uganda gegründete „Ruandische Patriotische Front“ (RPF) unter Paul Kagame nimmt in Ruanda den bewaffneten Kampf auf. Ruandas Regierung erhält Militärhilfe von Frankreich und Zaire.
1993: Friedensabkommen von Arusha vereinbart Machtbeteiligung der RPF. Radikale Hutu-Parteien und Armeeführer Ruandas lehnen das Abkommen ab.
Januar 1994: UN-Untergeneralsekretär Kofi Annan verbietet der UN-Blauhelmmission in Ruanda, Waffenlager von Hutu-Milizen auszuheben, die Massaker an Tutsi vorbereiten.
April 1994: Am 6. April wird Habyarimanas Flugzeug über Kigali abgeschossen. Noch am gleichen Abend übernimmt das Militär faktisch die Macht, Soldaten und Milizen greifen mit vorbereiteten Listen die Tutsi der Hauptstadt auf und bringen sie um. Frankreich und Belgien schicken Truppen, um Ausländer zu evakuieren. Die RPF greift wieder zu den Waffen. Die Massaker dehnen sich auf das gesamte Land aus. Ruandas Hutu-Regierung erhält weiter französische Militärhilfe. Der UN-Sicherheitsrat beschließt den Abzug des Großteils der Blauhelme.
Juni/Juli 1994: Angesichts des Vorrückens der RPF schickt Frankreich unilateral Soldaten nach Ruanda. Die RPF erobert Kigali, die frühere Regierung flieht unter französischem Schutz nach Zaire und nimmt die Staatskasse, die Armee und 1,1 Millionen Hutu-Zivilisten mit.
1996: Ruanda marschiert in Zaire (heute Kongo) ein, um die hochgerüsteten Hutu-Flüchtlingslager zu zerschlagen.
2003: Paul Kagame gewinnt Ruandas erste Präsidentschaftswahl.