11.10.1996

Streik im Film: Vom Dornröschenschlaf der Utopie

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Streik im Film: Vom Dornröschenschlaf der Utopie

Von

EDGAR

ROSKIS *

WIR befinden uns im Juni 1968. Vor der Wonder-Fabrik in Saint- Ouen hat sich eine Menschenmenge versammelt, und eine schöne Frau ruft verzweifelt: „Nein, ich geh nicht wieder hinein. Wenn wir jetzt wieder hineingehen, wird sich nie etwas ändern.“ Eine kleine Gruppe umringt sie. Man weiß nicht, ob sie die wütende Frau unterstützen oder beschwichtigen will. Ein CGT-Vertreter in Anzug und Krawatte sagt zu ihr: „Es ist nicht zu Ende, nur eine Aussetzung.“ Die bereitstehenden Werkmeister dagegen haben schon die Ärmel hochgekrempelt; sie sind überzeugt, daß es das Ende ist, und warten nur darauf, die Arbeit aufzunehmen. Dennoch bewegt sich die Gruppe der Arbeiter auch nach der Aufforderung eines Vorgesetzten, „wieder hineinzugehen“, nicht vom Fleck. Noch ist nichts entschieden, und die Menschen schwanken zwischen der Sympathie für die junge Frau und einem Realismus, der – nach dem letzten Streikmonat voller Hoffnungen und Träume – wieder die Oberhand gewonnen hat, seit in Grenelle neue Tarifverträge ausgehandelt wurden. Vier Tage zuvor, am 6. Juni, titelte L'Humanité: „Ein Sieg der Einheit: Alle nehmen die Arbeit wieder auf“ — um dann im Kleingedruckten die Branchen aufzuführen, die man hatte nötigen müssen.

Handelt dieser CGT-Funktionär aus diesem Einheitswillen heraus oder aus der Idee, daß „man einen Streik auch beenden können muß“? Die Diskussion zieht sich in die Länge, wird wieder heftiger. „Du kannst doch nicht behaupten, daß es ein Sieg ist“, meint jemand. Ein anderer: „Ist es etwa eine Niederlage?“ Die junge Frau mischt sich ein: „Sie haben ja keine Ahnung, wie es da drinnen aussieht. Man ist schwarz bis hier (sie zeigt auf ihre Schultern), man versinkt im Schmutz, es gibt nicht einmal ein Waschbecken. Selbst Pinkeln darf man nur mit Genehmigung. Nein, da geh ich nicht wieder hinein, ich nicht!“ – „Reg dich nicht so auf“, rät ihr ein älterer Kollege.

Dieser kurze Schwarzweißstreifen, von dem einige Ausschnitte berühmt geworden sind, wurde von Pierre Bonneau (Kamera) und Jacques Willemont (Ton) gedreht, die damals beide an der ebenfalls streikenden Pariser Filmhochschule IDHEC studierten. Diesen Sommer wurde er auf dem Dokumentarfilmfestival in Lussas (Ardèche) vollständig gezeigt.1 „Fast zufällig“, erzählt Pierre Bonneau, „kamen wir an den Wonder-Werken in Saint-Ouen vorbei, deren Bestreikung wir aufmerksam verfolgt hatten. Wir wollten wissen, wie es aussah. Wir hatten gar nicht vor, zu drehen, und hatten nur eine Filmrolle dabei, die gerade für elf Minuten reichte.“ Wußten sie eigentlich sofort, welche Kraft das hatte, was sie da aufnahmen? „Es war einfach irre. Zum Schluß waren meine Augen so feucht, daß ich kaum noch richtig sehen konnte.“ Der Film endet mit einem großen Fragezeichen. Man erfährt nicht, ob die junge Frau ihre Arbeit schließlich wiederaufgenommen hat. Bonneau und Willemont haben nie versucht, es herauszufinden. „Die Spule war leer. Warum also noch bleiben. Es war erschütternd genug.“

Daß die Kraft dieser Szene die Zeit unbeschadet überstanden hat, dürfte an ihrer universellen Bedeutung liegen: „So etwas kann man sich hundert Mal ansehen“, sagte einer der Zuschauer in Lussas, den Tränen nahe.

Die Schönheit – und die Eindringlichkeit – von „La Reprise du travail aux usines Wonder“ beruht darauf, daß der Film in größter Verdichtung eine Spannung eingefangen hat. Zusammen mit der Verzweiflung seiner Heldin blitzt darin die leidenschaftliche Hoffnung der Mittellosen auf, daß es auch ganz anders sein könnte. Denn jeder Streik ist politisch. Es wäre falsch, ja pervers, ihm das vorzuwerfen. Keine große soziale Bewegung hat Chancen (zu entstehen und zu siegen), wenn hinter ihr nicht von Anfang an die Suche nach einer Utopie steht, ein Wunsch, der über die proklamierten Ziele hinausgeht, sie transzendiert. Indem Bonneau und Willemont die Scherben der Enttäuschung aufgelesen haben, ist es ihnen in „La Reprise du travail“ gelungen, diese Utopie auf Zelluloid zu bannen. Eine Meisterleistung.

Die Wiederaufnahme der Arbeit – einer ungeliebten und entfremdeten Arbeit, versteht sich – führt zu schmerzlichen Szenen. „Damit das klar ist: Hier entscheiden wir, und sonst niemand“, verkündete im Mai 68 der Leiter des zentralen Streikkomitees bei Citroän in Nanterre, das von einer bis dahin unbekannten CGT-Sektion unterwandert worden war. Der von dem linksextremen Kollektiv ARC gedrehte Film „Citroän-Nanterre, Mai/Juni 68“ ist eine Rarität. Durch den zeitlichen Abstand von seinen propagandistischen Schlacken befreit, zeigt er sehr schön, wie gewaltig der Abstand zwischen einer Handvoll Bürokraten und denen ist, die – eine Utopie? – „einfach nur wollten, daß jeder normal leben kann“. Sie waren nicht so dumm zu glauben, daß man damit durchkommen könnte, ohne „dem Staat eins überzubraten“. Kurz darauf wurden diese jungen Träumer von Citroän entlassen, mit dem Segen der Gewerkschaft, die froh war, sie los zu sein. Um heimlich unterzeichnete Tarifverträge zu bestätigen, fälschte die CGT-Sektion das Abstimmungsergebnis einer letzten Vollversammlung. Die Schlußszene: Der CGT- Sekretär, den man auf einen Denkmalsockel gehoben hat, schwenkt lustlos und als wäre es eine heiße Kartoffel die rote Fahne, die ein Demonstrant ihm zugeworfen hat.

Andere Zeiten, andere Sitten. Die Dokumentarfilme über den Streik der Eisenbahner 1995, zusammengestellt von Ginette Lavigne und in Lussas präsentiert von Jean-Louis Comolli2, sind ein beredtes Zeugnis für die Demokratisierungsfortschritte innerhalb der Gewerkschaften. Ob es sich um Videos handelt, die Streikende (Pierre Férmont, Yann Le Fol, Michel Raynal und Daniel Cami) in Limoges, Rennes, Capdenac und Orléans gedreht haben, oder um „professionelle“ Filme – „Chemins de traverse“3 und „Gare sans train“4 –, man sieht auf ihnen, daß die Streiks alle vierundzwanzig Stunden durch eine freie und transparente Abstimmung verlängert wurden, der jeweils Diskussionen vorangingen, „in denen jeder seine Meinung äußern konnte“.

„Doch man täusche sich nicht“, gibt der in Lussas ebenfalls anwesende Bernard Thibaut, Generalsekretär des CGT- Verbands der Eisenbahner, zu bedenken. „Jeder ,spontanen‘ Bewegung sind gemeinhin Gewerkschaftsaktivitäten vorausgegangen. Die Eisenbahner sind zu 30 Prozent gewerkschaftlich organisiert, der nationale Durchschnitt liegt bei 8 bis 10 Prozent. Wahr ist allerdings, daß viele der Streikaktivisten keine Gewerkschaftsmitglieder waren. Das stellte kein Problem dar, denn sie hatten Gründe, uns zu vertrauen. Für uns wiederum hatte diese Bewegung nur Sinn und Aussicht auf Erfolg, wenn wir von der Basis massiv unterstützt wurden. Dafür aber gab es untrügliche Zeichen: Wenn ein Eisenbahner gleich am ersten Streiktag zur Bank geht, um einen Kredit aufzunehmen, mit dem er lange über die Runden kommt, wenn ein anderer, der im Krankenhaus liegt, unbedingt sein Bett verlassen will, um nachher nicht als tatenloser Nutznießer dazustehen, wenn sich erstmals auch etwa 30 Prozent der höheren Angestellten dem Streik anschließen, und wenn andere zwar nicht mitmachen, aber uns trotzdem große Scheine zustecken, wenn, anders als 1968, die öffentliche Meinung nicht gegen uns ist und die sogenannten Komitees zum Schutz der Fahrgäste keine Resonanz finden, dann spürt und weiß man, daß man gewinnen wird.“

Gewinnen? „Eher kann man sagen, daß wir nicht verloren haben“, stellt der Eisenbahner Daniel Cami richtig, der „Grève des cheminots d'Orléans-Les Aubrais“ gedreht hat. „Im Grunde haben wir ja nichts für uns selbst gefordert.“ Jedenfalls nicht mehr als die Rücknahme des „SNCF-Umstrukturierungsplans“ und des Juppé-Plans zur Reform der Sozialversicherung, also bloß die Beendigung einer „Aggression“. Dennoch wird man dem tieferen Motiv der Dezemberstreiks nicht gerecht, wenn man in ihnen nur eine legitime Verteidigungsreaktion sieht. Die einzigartige Alchemie der Bewegung erwächst vielmehr aus ihrer Parole: „Alle gemeinsam!“ Diese hatte sich zunächst nur auf das Vorgehen bezogen, aber mit der Zeit wurde daraus ein übergeordnetes Ziel, und genau das vermitteln einem, besser und ergreifender als jeder „Experte für soziale Bewegungen“, die in Lussas gezeigten Filme.

Merkwürdigerweise beginnt keiner von ihnen mit dem ersten Streiktag. Ob „Amateure“ oder „Profis“, die Dokumentarfilmer haben ein wenig gewartet, ehe sie ihre Kameras hervorholten: Erst wollten sie wissen, ob „diesmal auch etwas daraus wird“. Den „Hobbyfilmern“ von der Bahn ging es vor allem darum, „Erinnerungen“ auf Video festzuhalten, eine Art Familienfoto zu machen. Geredet wird in ihren Filmen selten, im Zentrum steht vielmehr, bemerkte Jean-Louis Comolli, das Verhältnis der bewegten Körper und Gesichter zu dieser Bewegung selbst.

Wie unterschiedlich die Sache auch angegangen wurde, alle sind sich einig, eine „außergewöhnliche“ Zeit gefilmt zu haben. Was aber war daran so „außergewöhnlich“, wenn nicht der Jubel darüber, eine Gesellschaft aufgerüttelt und durcheinandergebracht zu haben, deren Starrheit unerträglich geworden war? Gewiß, damit ein Streik Erfolg hat, müssen alle „die Reihen dicht geschlossen“ halten, aber ohne ein gewisses Maß an Unordnung kann ein Streik sich nicht zur Massenbewegung auswachsen. Dieses unaussprechliche Etwas, das nichts anderes ist als sein utopisches Moment, fand seinen bündigen Ausdruck in der Parole „Alle gemeinsam!“ – ein Gegenentwurf zu dem alles beherrschenden „Jeder für sich!“, das die heutige „Ordnung“ als barbarischen Dschungel definiert, in dem gleichwohl alles bis ins kleinste geregelt ist. Diese Utopie ist die geheime Botschaft der Streiks, die von der Filmkunst ans Licht gefördert wird. Wie anders soll man sich die Sympathie der „Fahrgäste“ erklären? Obwohl sie im Stau steckenblieben oder lange Fußmärsche auf sich nehmen mußten, machten sie durchaus nicht den Eindruck von „Geiseln“, als die sie die Medien darzustellen versuchten.5 Gemeinsam mit den Streikenden genossen sie es, der Diktatur der „Kommunikation“6 ein Wort entgegenzusetzen, und teilten mit ihnen das Glücksgefühl, den Kopf wieder hoch zu tragen und feststellen zu dürfen, daß keine Macht, keine Unterdrückung letztlich unbesiegbar ist.

Selbst auf gutes Essen, wie uns die Filme ebenfalls berichten, wurde in diesem Dezember nicht verzichtet: „Scampi in einer Büroküche der Betriebsleitung, wo sonst nur Kaffee gekocht wird.“ Feuerwerk wurde abgebrannt, man diskutierte, wollte die Welt verbessern, wärmte sich am Feuer der Kohle, die in den Blechtonnen glühte, oder suchte die Nähe der anderen, mochten diese streiken oder nicht. Man trommelte auf alten Kanistern, doch es klang nicht so falsch und verlogen wie bei der Parade, die Jacques Lang seinerzeit bei Jean-Paul Goude für die Zweihundertjahrfeier der Französischen Revolution in Auftrag gegeben hatte. Umgangsformen und Atmosphäre änderten sich, und vor lauter Gemeinschaftsgefühl wirkte die Stadt wie ausgewechselt. Als habe man gemeinsame Wege. Man sah sich an. An Kreuzungen lief man nicht mehr aneinander vorbei, man begegnete sich. Die Händler hörten auf zu verkaufen: Sie verschenkten. Wirklich, diese Momente waren „außergewöhnlich“.

„Damit die Eisenbahner eines ,Betriebs‘7 miteinander reden können“, sagt Bernard Thibaut, „ist ein Streik nötig. Sonst sehen sie sich nie. Für Außenstehende sind die von den Eisenbahnern gedrehten Filme sicher ein wenig enttäuschend, nicht explizit genug. Für uns aber ist ein Geburtstag, der mit einem Streikposten oder einfach nur mit Kollegen gefeiert wird, etwas Einmaliges. Und dann gibt es Szenen, die Ihnen vielleicht nichts sagen, doch ein Weihnachtsmann zum Beispiel, der eine Sammlung veranstaltet, war ein Signal an die Adresse von Juppé: daß man problemlos bis Weihnachten durchhalten würde, notfalls auch noch länger.“

Ein Kontrolleur, Autodidakt in Sachen Bildung, dessen „Heimatbahnhof“ die Gare Montparnasse ist, sagt in „Gare sans train“: „Bloß weil man ganz gut verdient, heißt das doch noch lange nicht, daß man nicht kämpfen muß. Heute wird immer nur verlangt, daß man nach unten gucken soll. Das ist kein Gesellschaftsprojekt. Zu einem Gesellschaftsprojekt gehört, daß man nach oben schaut.“ Er trägt eine Mütze mit Stern, ein Erbstück von seinem Onkel aus dem Jahr 1955.

„Wir bringen keine Züge mehr auf den Weg, sondern Ideen“, sagt sehr treffend Francis Laborie, ein junger Eisenbahner von der Gare d'Austerlitz, der in „Chemins de traverse“ lange interviewt wird. Einfache Ideen wie Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit: „Ich glaube, das steht auf unseren Münzen. Komisch, daß man mit so was an der Börse spielt.“ Dieser Streik war für ihn „schöner als Ferien. In den Ferien liege ich wie Schmalzgebäck am Strand und lasse mich braten. Hier dagegen gab es Herausforderung, Begeisterung.“ Die Eisenbahner haben nicht nur den öffentlichen Dienst verteidigt und – im Geiste einer glorreichen Streikvergangenheit, als dessen Erben und Treuhänder sie sich fühlen – erfolgreich für den Fortbestand eines Staatsunternehmens gekämpft; sie haben auch „in Stellvertretung“ eine bestimmte Idee der Nation verteidigt. „Man dachte, nichts sei mehr möglich“, erinnert sich Yann Le Fol, der in Rennes „Rue de la gare, à toi Juppé“ gedreht hat. „Wir haben diesem Trübsinn ein Ende gemacht.“ „Lokomotiven“ wollten sie also sein, um im Bilde der Eisenbahner zu bleiben. Nur daß die Waggons (Beamtenschaft, Privatwirtschaft) nicht hinterherkamen.

Die Gewerkschaftsvertreter, Realisten, die sie waren, nahmen dies zum Anlaß, auf eine Wiederaufnahme der Arbeit zu drängen. „Möglicherweise ist es nicht mehr Aufgabe der Gewerkschaft, den Streik zu ,leiten‘“, rechtfertigt sich Bernard Thibaut, „aber sie muß doch ihre Meinung äußern, wenn es nötig ist. Über Fax und Telefon liefen bei uns alle wichtigen lokalen und regionalen Nachrichten zusammen, wir besaßen also eine Art Streikthermometer. Von dem Moment an, als wir den Sieg über den Umstrukturierungsplan errungen hatten, fühlten wir uns dafür verantwortlich, ihn nicht – unter dem Deckmantel der Demokratie – verwässern zu lassen.“

Diesen dramatischen Moment, als die Entscheidung über Fortsetzung oder Beendigung des Streiks fällt, hat, ohne jeden Kommentar, Daniel Cami in „Grève des cheminots d'Orléans-Les Aubrais“ meisterhaft eingefangen. Wenn die kathartische Wirkung des Films auch nicht an „La Reprise du travail aux usines Wonder“ heranreicht, so sieht man doch auch hier Menschen, die hartnäckig weitermachen wollen. In Limoges wurde die „Aussetzung des Streiks“ mit 602 gegen 197 Stimmen bei 15 Enthaltungen beschlossen.8 Gemäß der Losung „Alle gemeinsam!“ hat sich die Minderheit letztlich loyal verhalten. Doch wer weiß, was in dem Kopf des einen oder anderen vorging?

dt. Andreas Knop

1 Im Rahmen des Zyklus „Mémoire interdite“, den Laurent Roth konzipiert hat, Regisseur und Journalist bei Cahiers du cinéma.

2 Beides Regisseure. Sie stellen derzeit ihre jeweils eigenen Filme über den Dezemberstreik an der Gare du Nord fertig. Jean-Louis Comolli, früherer Chefredakteur von Cahiers du cinéma, lehrt an der FEMIS. Vgl. auch die Artikel von Jacques Mandelbaum in Le Monde (29. August 1996), von Edouard Waintrop in Libération (26. August) und von Magali Jauffret in L'Humanité (22. August).

3 Von Sabrina Malek und Arnaud Soulier, Lucie Films, 84 Minuten.

4 90-Minuten-Film von Jérôme Blumberg (Kameramann) und Daniel Friedman (Soziologe), denen das CNRS (Centre national de recherches scientifiques) die technische Ausrüstung zur Verfügung stellte.

5 Man kann sich durchaus fragen, ob es statt des Streiks nicht eher die Medien sind, die „ihre Fahrgäste (Leser, Hörer, Zuschauer) als Geiseln nehmen“.

6 „Die Kommunikation: Der Dialog eines Tauben mit einem, der hört“, schrieb Jacques Lacan.

7 Die SNCF ist zwar ein zentralisiertes Staatsunternehmen, aber trotzdem ist sie in „Betriebsbereiche“ (ETC, établissement commercial trains) aufgeteilt, die jeweils ihre eigenen Direktoren haben.

8 So ist aus „Les Voix du rail“ zu erfahren, einem 90-Minuten-Film des streikenden Eisenbahners Pierre Frémont. Der Aufstand in Limoges war einer der härtesten. Stets wehte die rote Fahne über dem Dach des Bahnhofs.

* Journalist

Le Monde diplomatique vom 11.10.1996, von Edgar Roskis