17.01.1997

Sorry, French spoken

zurück

Sorry, French spoken

DIE Frage der Sprache stellt sich in Quebec seit dem Pariser Vertrag von 1763, der die Übergabe der französischen Besitzungen in Amerika an die Briten besiegelte. Die Quebec-Akte von 1774 sicherte den kanadischen Franzosen zu, daß sie ihre Sprache sprechen, das französische Zivilrecht beibehalten und frei ihren katholischen Glauben praktizieren durften. Dies wurde in der Verfassung von 1791 bestätigt.

Zum politischen Thema wurde die Sprachenfrage erst durch jene stille Revolution, die 1960 mit dem Regierungsantritt des Parti libéral québécois (PLQ) unter Jean Lesage begann. 1969 wurde das Gesetz 63 – das Gesetz zur Förderung der französischen Sprache in Quebec – erlassen. Unter der Regierung von Robert Bourassa (PLQ) wurde dann 1974 durch das Gesetz 22 das Französische zur Amtsprache erklärt. Zweischneidig und überdies schwierig anzuwenden, hat es immer wieder Unzufriedenheit bei der englisch- und der französischsprachigen Bevölkerung hervorgerufen.

1977 schließlich brachte die Regierung von René Lévesque (PQ) das berühmte Gesetz 101 – die Charte de la langue française – zur Abstimmung, das die rechtsgültige Regelung des Sprachgebrauchs zu einer zentralen politischen Frage in Quebec machte und die Vorrangstellung des Französischen in allen Bereichen unmißverständlich betont. Die Charta löste eine Welle des Protests der anglophonen Quebecer aus, die mehrfach vor Gericht zogen, auch vor den Obersten Gerichtshof von Kanada, der die Entschärfung einiger Punkte verlangte; in erster Linie ging es dabei um den Sprachgebrauch in der Wirtschaft und im öffentlichen Raum – affichage public –, der nach dem Gesetz einsprachig französisch zu erfolgen hatte.

Daraufhin wurde 1993 unter der liberalen Regierung von Robert Bourassa das Gesetz 86 verabschiedet, das einen zweisprachigen affichage public auf der Straße wie im Innern von Gebäuden erlaubt, sofern das Französische einen vorrangigen Platz einnimmt. Auf dem Parteitag des PQ im November 1996 setzte Lucien Bouchard gegen breiten Widerstand in seiner Partei die Beibehaltung dieses Gesetzes durch. Doch im Dezember 1996 legte die Regierung dem Parlament einen Entwurf zur Abstimmung über ein neues Gesetz vor: das Gesetz 40 zur Abänderung der Charta, mit dem eine Kommission zum Schutz der französischen Sprache geschaffen wird, die über die Einhaltung der gültigen Gesetze und Verordnungen wachen soll. Diese Kommission wurde sogleich von der anglophonen Bevölkerung sowie von Vertretern der Liberalen als „Sprachpolizei“ angeprangert, während die Separatisten der Ansicht sind, sie sei gerechtfertigt, um die schleichende – und illegale – Durchdringung der Gesellschaft mit dem Englischen (anglicisation) einzudämmen, von der die Grundfesten der Quebecer Nation unterminiert würden.

B. C.

Le Monde diplomatique vom 17.01.1997, von B. C.