Späte Ehrung
LETTRE INTERNATIONALE entstand 1984, als eine blockübergreifende Zeitschrift noch alles andere als selbstverständlich war. Sie wollte die Grenzen ignorieren und den Gedankenaustausch zwischen Ost und West fördern. Sie vollführte eine Gratwanderung zwischen Literatur und Politik und erhielt Beiträge von Schriftstellern und Journalisten aus aller Welt. Inzwischen sind die äußeren Mauern gefallen, doch eine Kulturzeitschrift mit langen Texten, aber ohne Hochglanzfotos hat es noch immer schwer, wenn auch vielleicht weniger aus Gründen der äußeren Grenzen wie früher: Die Bereitschaft des Publikums, für Lektüre Zeit und Geduld aufzuwenden, ist nicht eben gewachsen. Dennoch hat Lettre Internationale auch das verflixte 13. Jahr überlebt und erscheint viermal jährlich in zehn Ländern und acht Sprachen. Die deutsche Version der in Paris gegründeten Zeitschrift wurde 1988 zunächst vom taz-Verlag herausgegeben, machte sich dann jedoch selbständig und ist mit einer Auflage von 18000 Exemplaren heute die erfolgreichste aller Lettre-Editionen. Nun wird dem Gründer des Projekts und Mitherausgeber aller Editionen, dem 72jährigen Tschechen Antonin Liehm, auch eine offizielle Anerkennung zuteil: Auf der Leipziger Buchmesse soll ihm am 21. März gemeinsam mit dem ungarischen Schriftsteller Imre Kertész der Buchpreis zur Europäischen Verständigung verliehen werden.
Wir gratulieren!
Die Redaktion