17.10.1997

Betr.: Streiks in Frankreich und den USA

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Betr.: Streiks in Frankreich und den USA

Die Logik der „wirtschaftlichen Zwänge“ stößt immer häufiger auf den organisierten Widerstand der sozialen Bewegungen. In Frankreich gehen die Gewerkschaften wegen der von der Linksregierung beschlossenen schleichenden Privatisierung (France Télécom) und der Entschlossenheit der Arbeiter, den staatlichen Wirtschaftssektor zu verteidigen (beispielsweise die Eisenbahn, SNCF), auf die Barrikaden. Das Schicksal Lothringens, dem ehemaligen Herzen der Stahlindustrie, das mittlerweile den industriellen Subventionsjägern ausgeliefert ist, macht klar, um welche sozialen und politischen Errungenschaften es geht (siehe Seiten 6 und 7). In den USA hat der Streik der 185000 Angestellten des United Parcel Service (UPS) gegen die Verallgemeinerung der nicht abgesicherten Arbeitsplätze das Flexibilisierungsmodell angekratzt, das von allen Organisationen der internationalen Wirtschaftswelt und den Sprachrohren der Arbeitgeber vertreten wird. Und dieses Mal haben nicht die Gewerkschaften nachgeben müssen. Der Sieg der Streikenden in einem hochcomputerisierten Dienstleistungsunternehmen, das von seinen Profiten geradezu erdrückt wird, sowie die starke Unterstützung durch die Öffentlichkeit ist vielleicht ein Anzeichen für einen Epochenwechsel in der Supermacht.

Le Monde diplomatique vom 17.10.1997