Mit Steinen leben
Im August dieses Jahres veröffentlichten wir eine weltpolitische Analyse über den Konflikt zwischen Metropolen und Peripherie, die Subcomandante Marcos verfaßt hat („Der Vierte Weltkrieg hat begonnen“). Der englische Schriftsteller John Berger schrieb daraufhin einen Brief an Marcos, der als eine – wenngleich indirekte – Antwort zu lesen ist. Beide, John Berger wie Marcos, leben auf dem Lande. Doch sie schöpfen daraus völlig verschiedene Bilder.
Von JOHN BERGER *
SIE haben sieben Teile eines Puzzles beschrieben, die nie zusammenpassen können. Jedes Teil ist schwer an Realität wie Granit. Das Puzzle ist das Produkt der vom Neoliberalismus auferlegten neuen Weltordnung. Der Vierte Weltkrieg hat schon begonnen, sagen Sie, und die um ihre Marktanteile kämpfenden Mächte richten allenthalben Verheerung an. Das Ende unseres Jahrhunderts ist ein neues finsteres Mittelalter geworden. Allerdings.
Sechs der Puzzleteile, die Sie gefunden haben, erklären die Finsternis. Das letzte, das siebte, bezieht sich auf die Widerstandsnester, die sich gebildet haben oder im Begriff sind, sich zu bilden: etwa auf die Zapatistas in Chiapas, im Südosten Mexikos, oder andere – überall auf der Welt. Nicht alle haben Waffen, denn jeder Kampf hat sein eigenes geographisches und gesellschaftliches Terrain.
Ich möchte gerne etwas zu diesen Nestern sagen. Vielleicht werden Ihnen meine Bemerkungen abseitig anmuten. Aber Sie sagten es selbst: „In einer Welt haben viele Welten Platz, alle Welten.“
Kein Philosoph dieses Jahrhunderts hat so wenig dogmatisch über die Revolution nachgedacht wie Antonio Gramsci, no? Sein Mangel an Dogmatismus rührte von einer besonderen Art Geduld. Einer Geduld, die nichts mit Trägheit oder Selbstzufriedenheit zu tun hatte. (Die Tatsache, daß er sein Hauptwerk im Gefängnis verfaßte, wo die italienischen Faschisten ihn acht Jahre lang – bis zu seinem Tod im Alter von 46 Jahren – eingesperrt hielten, zeugt von der inneren Dringlichkeit seines Schreibens.)
Seine besondere Geduld entsprang seiner Auffassung, daß Praxis nie ein Ende nimmt. Er verfolgte die politischen Kämpfe seiner Zeit aus nächster Nähe und leitete sie auch zuweilen an, aber er vergaß nie, daß jedes Drama sich vor einem Hintergrund entfaltet und einen unermeßlichen Zeithorizont umspannen kann. Und genau das mag ihn daran gehindert haben, wie so viele andere Revolutionäre an das Heraufziehen eines goldenen Zeitalters zu glauben. Er glaubte eher an die Hoffnung als an Verheißungen, und die Hoffnung ist ein langwieriges Ding. Wir können es aus seinen eigenen Worten hören.
„Wenn wir darüber nachdenken, erkennen wir, daß wir mit der Frage ,Was ist der Mensch?‘ eigentlich fragen wollen: Was kann der Mensch werden? Was bedeutet: Kann er Herr seines eigenen Schicksals werden, kann er sich selbst machen, kann er sein eigenes Leben gestalten? Sagen wir also besser, daß der Mensch ein Prozeß ist, um es genau zu sagen: der Prozeß seiner eigenen Handlungen.“
Gramsci ging von seinem sechsten bis zu seinem zwölften Lebensjahr in der kleinen Stadt Ghilarza in Mittelsardinien zur Schule. Geboren war er in dem nahegelegenen Dorf Ales. Als er vier war, ließ ihn jemand, der ihn auf dem Arm trug, zu Boden fallen, und von diesem Unfall behielt er eine Rückgratdeformation zurück, die seine Gesundheit zeitlebens ruinierte. Erst im Alter von 20 verließ er Sardinien. Ich glaube, es war die Insel, die ihm seine besondere Vorstellung von Zeit gegeben, oder besser: eingegeben hat.
Im Umland von Ghilarza – wie in vielen anderen Gegenden der Insel – spürt man nichts so deutlich, Marcos, wie die Allgegenwart der Steine. Zuallererst ist die Insel ein Ort der Steine – und der grauen Nebelkrähen am Himmel darüber. Jede tanca – Weide – und jede Korkeichenpflanzung besitzt zumindest einen, oft auch mehrere Steinhaufen, und jeder dieser Haufen könnte einen ganzen Lastwagen füllen. Diese Steine sind erst in jüngster Zeit gesammelt und aufeinandergeschichtet worden, um den Boden, so trocken und mager er auch ist, bearbeiten zu können. Es sind gewaltige Steine, der kleinste wiegt vielleicht eine halbe Tonne. Da gibt es roten und schwarzen Granit, Schiefer, Kalkstein, Sandstein und etliche dunkle vulkanische Felsbrocken, etwa aus Basalt. In manchen tancas sind die zusammengetragenen Findlinge eher länglich als rund, und man hat sie wie Pfähle zusammengestellt, so daß das Ganze eine dreieckige Gestalt erhält, die wie ein riesiges Steinwigwam aussieht.
Endlose, alterslose Bruchsteinmauern begrenzen die tancas, säumen die Schotterstraßen, hegen die Schafhürden ein oder erinnern, wenn sie nach Jahrhunderten auseinandergefallen sind, an Ruinen eines Labyrinths. Es gibt auch kleine, pyramidenförmige Haufen aus Steinen, die höchstens faustgroß sind. Im Westen der Insel erheben sich uralte Kalksteinberge. Wo man hinschaut, berührt ein Stein einen Stein. Und hier, auf diesem unbarmherzigen Boden, erfährt man ein kostbares Detail: Allein an der Art, wie ein Stein auf dem anderen liegt, wird man des menschlichen Handelns gewahr und wie es sich vom zufälligen Wirken der Natur unterscheidet.
Dies mag daran erinnern, daß die Markierung eines Ortes durch einen Steinhügel ehedem eine Art des Benennens war und wahrscheinlich eines der ältesten von Menschen verwandten Zeichen darstellte.
„Wissen ist Macht“, schrieb Gramsci, „aber die Frage wird noch durch einen anderen Umstand kompliziert: denn es genügt nicht, ein Geflecht von Beziehungen zu kennen, wie sie in einem gegebenen Augenblick existieren, als würden sie ein fest vorgegebenes System bilden; man muß sie auch in ihrer Genese kennen – das heißt, die Geschichte ihres Zustandekommens, denn jedes Individuum ist nicht nur eine Synthese der existierenden Beziehungen, sondern auch die Geschichte dieser Beziehungen, mithin das Resümee der gesamten Vergangenheit.“
Vier Jahrtausende lang hat man Sardinien aufgrund seiner strategischen Lage im westlichen Mittelmeer und seiner Mineralerzlagerstätten – Blei, Zink, Zinn, Silber – immer wieder überfallen und seine Küstengebiete besetzt. Die ersten Invasoren waren die Phönizier, es folgten die Karthager, die Griechen, die Römer, die Araber, die Pisaner, die Spanier, das Haus Savoyen und zum Schluß das heutige Festlanditalien.
Folglich beargwöhnen und hassen die Sarden das Meer. „Wer auch immer übers Meer kommt“, sagen sie, „ist ein Dieb.“ Sie sind kein Volk von Seeleuten und Fischern, sondern von Schäfern. Stets haben sie in dem steinigen, unzugänglichen Innern ihrer Insel Zuflucht gesucht, und so wurden sie zu dem, was die Invasoren „Briganten“ nannten. Die Insel ist nicht groß (250 auf 85 Kilometer), doch die in allen Farben schimmernden Berge, das südliche Licht, die Eidechsentrockenheit, die Schluchten, das gefurchte, steinige Land verleihen ihm, von einem erhöhten Punkt aus betrachtet, das Aussehen eines Kontinents. Und auf diesem Kontinent mit seinen 3,5 Millionen Schafen und Ziegen leben 35000 Schäfer – 100000, wenn man die Familienangehörigen mitrechnet, die mit ihnen arbeiten.
Es ist ein megalithisches Land; nicht in dem Sinne, daß es prähistorisch wäre – es hat wie jedes arme Land der Welt seine eigene Geschichte, die von den Metropolen ignoriert oder als „primitiv“ abgetan wird –, sondern in dem Sinne, daß Fels seine Seele und Stein seine Mutter ist.
Sebastiano Satta (1867-1914), der Nationaldichter, schrieb: „Wenn die Sonne aufgeht, Sardinien, und deinen Granit erwärmt / mußt du neue Söhne gebären.“
So war es sechstausend Jahre lang, mit vielen Veränderungen zwar, jedoch mit einer gewissen Kontinuität. Noch immer wird hier die Flöte des Schäfers aus der klassischen Mythologie gespielt. Über die Insel verstreut sind 7000 nuraghi erhalten – Bruchsteintürme aus der späten Jungsteinzeit vor der phönizischen Invasion. Viele sind mehr oder weniger Ruinen, einige stehen unversehrt, sie können eine Höhe von zwölf Metern haben, einen Innendurchmesser von acht Metern und bis zu drei Meter dicke Mauern.
Es dauert eine Weile, Marcos, bis sich die Augen an das Dunkel im Innern gewöhnt haben. Der einzige Eingang mit dem behauenen Architrav ist schmal und niedrig, und man muß sich bücken, um hineinzugelangen. Wenn Sie endlich in dem kühlen, dunklen Inneren etwas sehen können, erkennen Sie, daß die schweren Steine derart aufeinandergeschichtet wurden, daß sie nach innen, zur Mitte hin, Stein um Stein ein wenig überstehen, wodurch ohne Mörtel ein gewölbter Raum entstand – kegelförmig, wie ein Bienenkorb aus Stroh. Der Kegel darf allerdings nicht zu spitz sein, weil die Wände das Gewicht der gewaltigen Steinplatten zu tragen haben, die das Dach abschließen. Einige nuraghi haben zwei Stockwerke und eine Treppe im Innern.
Im Gegensatz zu den Pyramiden tausend Jahre zuvor waren diese Gebäude für die Lebenden bestimmt. Es gibt verschiedene Theorien über ihre genaue Funktion. Klar ist, daß sie Schutz boten, und vermutlich vielfachen Schutz, denn die Menschen sind vielfach verwundbar.
Die nuraghi sind stets an einem Knotenpunkt in der felsigen Landschaft errichtet, an einer Stelle, an der das Land selbst gewissermaßen ein Auge hat: einen Punkt, von dem aus man in aller Ruhe in alle Richtungen alles beobachten kann – bis dorthin, wo in weiter Ferne die nächste nuraghe die Beobachtung übernimmt. Das legt den Schluß nahe, daß sie unter anderem eine militärische beziehungsweise Verteidigungsfunktion besaßen. Sie wurden auch „Sonnentempel“, „Türme der Stille“ und von den Griechen „daidalela“ genannt (nach Daedalus, dem Erbauer des Labyrinths).
Im Innern werden Sie, Marcos, nach und nach der Stille gewahr. Draußen gibt es Brombeeren, sehr kleine und sehr süße, außerdem Kakteen, deren Früchte mit den steinharten Kernen die Schäfer essen, nachdem sie die Stacheln entfernt haben; es gibt Dornenhecken, Stacheldraht und Junkerlilien, wie Schwerter, deren Heft man in den dürren Boden gepflanzt hat ... ab und zu auch einen Schwarm schwatzender Hänflinge. Im Innern des steinernen Bienenkorbs (erbaut noch vor den Trojanischen Kriegen) – Stille. Eine konzentrierte Stille – wie Tomatenmark in der Dose.
Im Gegensatz dazu muß man die sich ausdehnende Stille draußen unablässig belauschen, um kein Geräusch zu überhören, das von einer Gefahr künden könnte. Die konzentrierte Stille des Raumes hingegen vermittelt den Sinnen den Eindruck von Geborgenheit. Und so erfahren Sie allmählich, daß Steine Gefährten sind.
Worte wie „anorganisch“, „inaktiv“, „leblos“, „blind“ – mit denen man Stein bezeichnet – sind womöglich zu kurzfristig gedacht. Über der Stadt Galtelli erhebt sich ein Berg aus bleichem Kalkstein, der Monte Tuttavista – „der Berg, der alles sieht“.
Mag sein, daß sich die sprichwörtliche Natur des Steins gewandelt hat, als die Vorgeschichte zu Geschichte wurde. Man begann, rechtwinklig zu bauen. Der Mörtel erlaubte die Konstruktion reiner Bögen. Eine scheinbar ewige Ordnung wurde errichtet, und mit dieser Ordnung kam die Rede vom Glück in die Welt. Die Kunst der Architektur zitiert diese Rede auf vielfältige Weise, doch für die meisten Menschen trat das verheißene Glück nicht ein, und die sprichwörtlichen Vorwürfe kamen auf: Man setzte den Stein in Gegensatz zum Brot, weil man ihn nicht essen konnte, und nannte ihn „herzlos“, weil er taub war.
Vorher, als jedwede Ordnung unstet und veränderlich war und allein die Orte der Zuflucht den Bewohnern Verheißung boten, in den Zeiten der nuraghi also, erachtete man die Steine als Gefährten.
Steine gewähren einem eine andere Zeitvorstellung, es ist, als böte die Vergangenheit, die uralte Vergangenheit des Planeten, den Menschen in ihren Widerstandshandlungen eine karge, doch massive Unterstützung, als gingen die Metalladern aus dem Felsgestein direkt in unsere Blutadern über.
Einen Stein aufrecht zu errichten, so daß er senkrecht steht, ist ein symbolischer Akt des Erkennens: Der Stein wird ein Wesen: Ein Dialog beginnt. Unweit der Stadt Macomer befinden sich sechs solcher aufrecht stehender Steine, die allesamt zu einer Spitzbogenform behauen sind, drei haben auf Schulterhöhe herausgearbeitete Brüste, die aussehen, als seien sie wie Schwalbennester gefertigt. Die Behauung selbst ist nur minimal. Nicht unbedingt, weil die Mittel fehlten; vielleicht aus Absicht. Damals galt ein aufrecht stehender Stein nicht etwa als Symbol eines Gefährten: Er war vielmehr einer. Die sechs heiligen Steine sind aus Trachyt, einem porösen Vulkanstein. Folglich erreichen sie selbst bei sengender Sonne nur Körpertemperatur, nicht mehr.
„Wenn die Sonne aufgeht, Sardinien, und deinen Granit erwärmt / mußt du neue Söhne gebären.“
Älter noch als die nuraghi sind die domus de jamas, in Steilhänge eingehauene Kammern, die, so heißt es, die Toten aufnahmen.
Dieser hier ist aus Granit, und Sie müssen, wenn Sie hineinwollen, auf allen Vieren kriechen. Im Innern kann man nur sitzen, nicht stehen. Die Kammer mißt drei mal zwei Meter. An dem Stein kleben zwei verlassene Wespennester. Die Stille ist weniger konzentriert als in den nuraghi, und es ist heller, weil man nicht so tief hineingelangen kann: Das Nest ist der Außenwelt näher.
Hier ist das Zeitalter der von Menschen geschaffenen Orte zum Greifen nah. Nicht, weil wir die Zeiteinteilungen haben – Neolithikum... Chalkolithikum... –, sondern weil der Fels, in welchem Sie sich befinden, eine Beziehung zu Spuren menschlichen Handelns hat.
Die Granitoberfläche ist absichtlich geglättet. Nichts Rauhes, keine Scharte ist geblieben. Das Werkzeug war vermutlich aus Obsidian. Der Raum ist körperlich – insofern er zu pulsieren scheint, wie ein Organ in einem Körper. (Ein wenig wie der Beutel eines Känguruhs!) Unterstützt wird dieses Empfinden durch die noch verbliebenen zarten Flecken aus gelblichem und rötlichem Ocker, an Stellen, wo die Oberfläche einst bemalt war. Die Unregelmäßigkeiten der Kammerwände müssen von den Besonderheiten der Felsformationen herrühren. Doch wo sie herkommen ist weniger interessant als wo sie hinführen.
In diesem Versteck nun liegen Sie, Marcos; von draußen weht schwach, von einer Pflanze, ein süßlicher Duft nach Vanille herein – und Sie können in diesen Unregelmäßigkeiten die ersten Versuche zu einer Säulenform erkennen, zu den Umrissen eines Pilasters oder zur Wölbung einer Kuppel – mithin zu einer Vorstellung vom Glück.
Am Fußende der Kammer – und keine Frage, in welcher Richtung die Körper, ob lebendig oder tot, liegen sollten – ist der Fels gerundet und konkav. In die Oberfläche hat eine menschliche Hand deutliche strahlenförmige Rillen geritzt, wie bei einer Muschel.
Am Eingang, der nicht höher ist als ein kleiner Hund, war eine Ausbuchtung – gleichsam eine Falte im natürlichen Vorhang des Felsens –, welche eine menschliche Hand derart gerundet und nach oben verjüngt hat, daß sie sich nun der Säulenform annähert – ohne sie indes zu erreichen.
Alle diese Kammern sind nach Osten ausgerichtet. Von innen kann man durch den Eingang die Sonne aufgehen sehen.
In einem Brief aus dem Gefängnis erzählte Gramsci 1931 seinen beiden Kindern, Julio und Delio, eine Geschichte. (Den jüngeren Sohn, der nach seiner Inhaftierung zur Welt kam, hat er nie gesehen.) Ein kleiner Junge schläft, neben seinem Bett, auf dem Boden, steht ein Glas Milch. Eine Maus trinkt die Milch, der Junge erwacht und weint, als er merkt, daß das Glas leer ist. Da geht die Maus zur Ziege und bittet sie um etwas Milch. Die Ziege hat keine Milch, sie braucht Gras. Die Maus geht auf die Wiese, und auf der Wiese ist kein Gras, weil eine Dürre herrscht. Die Maus geht zum Brunnen, und der Brunnen hat kein Wasser, weil er ausgebessert werden muß. Da geht die Maus zum Steinmetz, doch der hat nicht die richtigen Steine. Also geht sie zum Berg, doch der Berg stellt sich taub, und er sieht aus wie ein Gerippe, weil er seine Bäume verloren hat. (Im letzten Jahrhundert wurden Sardiniens Wälder drastisch abgeholzt, um dem italienischen Festland Eisenbahnschwellen zu liefern.) „Wenn du mir Steine gibst“, sagt die Maus zum Berg, „wird der Junge, wenn er groß ist, Kastanien und Pinien auf deinen Hängen pflanzen.“ Da willigt der Berg ein und gibt die Steine her. Später hat der Junge so viel Milch, daß er sich damit waschen kann! Und noch später, als er ein Mann geworden ist, pflanzt er die Bäume, die Erosion wird gestoppt, und das Land wird fruchtbar.
P.S.: In der Stadt Ghilarza ist neben der Schule, die Gramsci besucht hat, ein kleines Gramsci-Museum. Mit Fotos, Büchern, ein paar Briefen. In einer Glasvitrine zwei Steine, zurechtgehauen zu Gewichten in Grapefruitgröße. Als Junge hat Antonio jeden Tag mit diesen Steinen Stemmübungen gemacht, um seine Schultern zu kräftigen und die Mißbildung seines Rückens zu korrigieren.
dt. Sigrid Ruschmeier
* Englischer Schriftsteller und Kunsthistoriker, Autor u. a. von „Das Sichtbare und das Verborgene“, München (Hanser) 1990; „Das Leben der Bilder oder Die Kunst des Sehens“, Berlin (Wagenbach) 1996; „Tizian, Nymphe und Schäfer“, München (Hanser) 1996. In diesem Jahr erschien im Stuttgarter Verlag Edition Tertium ein Band mit Zeichnungen von John Berger: “Eher ein Begehren als ein Geräusch“.