Roni Horn
You are the Weather: Hundert Augenpaare sind in Augenhöhe auf den Betrachter gerichtet. Hundert Mal das gleiche Gesicht, mal im lichttürkisen, mal im nebelgrauen, mal im nachtblauen Wasser einer warmen isländischen Quelle. Hundert Mal dieselbe Person, doch immer eine andere. Peu à peu macht sich der Betrachter auf die Suche nach dem kleinen Wandel im Immergleichen, nach den minimalen Spuren, die doch alles verändern.
„Ein wichtiges Element ist das Paradox der gleichzeitigen Intimität und Anonymität“, sagt Roni Horn. „Unabhängig davon, wieviel Zeit man mit ihr (der Isländerin) verbringt, man kommt ihr niemals näher. Die Emotionen waren in der Tat durch das Wetter verursacht, durch Sonne, Wind und Schnee. Wenn du mit ihr im Raum bist, ist es, als ob du diese Reaktionen provozierst, du wirst das Wetter.“
Die Amerikanerin Roni Horn (geb. 1955) ist Malerin, Fotografin und Skulpteurin. Sie begann ihr meditatives, vom Minimal-art beeinflußtes künstlerisches Schaffen mit material- und schwerkraftorientierten Einzelobjekten. Anfang der achtziger Jahre begann sie diese zu verdoppeln; im Spiegel nahmen sie den Dialog mit sich selber auf. In der Foto-Installation „You are the Weather“ (1994), deren hundert Bilder in Serien gegliedert auf gleicher Höhe die Wände entlang gehängt sind, ist es der Betrachter, der, indem er den Raum betritt, das Werk aufführt: You are the Weather?
Wir zeigen in dieser Nummer eine der Serien.