15.01.1999

Kiki Smith

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Kiki Smith

„Ich glaube, ich habe den Körper als Thema gewählt, nicht bewußt, sondern weil er die Form ist, an der wir alle Anteil haben, die wir alle aus eigener Erfahrung kennen.“

Die body art der US-amerikanischen Künstlerin Kiki Smith (geb. 1954) ist von schmerzlicher Direktheit – Szenen, die (nicht selten unter Bezugnahme auf kunstgeschichtliche Vorbilder) dem eigenen Erleben abgerungen sind. Das Leiden an den Fragmentierungen der Moderne bringt sie dazu, Zerstückelungen zu präsentieren. Dort, wo die Körper Entitäten sind, inszenieren sie die Fragilität, Begrenztheit und Einsamkeit des Daseins.

Heraus kommen Geschöpfe, die mit Wunden geschlagen sind; Geschöpfe, die nur als Teilstücke existieren; Geschöpfe, die verzweifelt nach einem Anschluß ans Außen suchen und den Zurichtungen dieses Jahrhunderts die nackte Existenz entgegenstellen: flehentlich, gekrümmt, demütig und anmutig.

In den letzten Jahren hat die New Yorker Künstlerin ihren Kosmos erweitert. „All creatures great and small“ lautet der Titel ihrer jüngsten Ausstellung, die bis Ende Dezember in der Hannoveraner Kestner-Gesellschaft zu sehen war.

Le Monde diplomatique vom 15.01.1999