Bücher zum Thema
Bogdan Bogdanovic, „Die Stadt und der Tod, Aus d. Serb. von Klaus Detlev Olof, Klagenfurt (Wieser) 1993.
Der Architekt, frühere Belgrader Bürgermeister (1982-86) und Mitglied der Praxis-Gruppe, der heute im Wiener Exil lebt, diagnostiziert in diesem Buch unter Verweis auf die Geschichte Alexandriens die Zunahme antizivilisatorischer Kräfte in Jugoslawien. (Außerdem von ihm erschienen: „Architektur der Erinnerung“, Klagenfurt 1994; „Die Stadt und die Zukunft“, Klagenfurt 1995)
Thomas Bremer, Nebojša Popov und Heinz-Günther Stobbe (Hrsg.), „Serbiens Weg in den Krieg. Kollektive Erinnerung, nationale Formierung und ideologische Aufrüstung“, Berlin (Berlin Verlag Arno Spitz) 1998.
Die in diesem Band versammelten Artikel serbischer oppositioneller Wissenschaftler analysieren die Elemente des kollektiven Bewußtseins in Serbien und decken die Strukturen auf, die es ermöglicht haben, nationalistische Denkmuster in der serbischen Gesellschaft zu festigen und politisch zu instrumentalisieren. Weitere Bände sind in Vorbereitung.
Patrick Denaud und Valérie Pras, „Kosovo, naissance d'une lutte armée UÇK. Entretiens avec Bardhyl Mahmuti“, Paris (Harmattan) 1999.
In diesem Band dokumentieren die beiden Journalisten Denaud und Pras Interviews, die sie im Frühjahr und Herbst vergangenen Jahres mit dem UÇK-Führer Bardhyl Mamuti führten. Schon die Vita Mahmutis (geb. 1960 im makedonischen Tetovo, Vorkämpfer für die albanische Autonomie, nach einem Gefängnisaufenthalt seit 1987 im Schweizer Exil, heute Diplomat der UÇK) macht den Band zu einem informativen Dokument der jugolawischen Geschichte.
Misha Glenny, „Jugoslawien – Der Krieg, der nach Europa kam. Vorw. v. Peter Glotz, aus d. Engl. v. Gordon Price, München (Knaur Taschenbücher) 1993.
Misha Glenny, seit vielen Jahren Balkan-Korrespondent des BBC, legt eine ausgezeichnete Darstellung der gesamten Balkanregion vor, die trotz ihrer historischen Genauigkeit sehr gut lesbar ist. (Leider derzeit vergriffen.)
Muhamedin Kullashi, „Humanisme et haine. Les Intellectuels et le nationalisme en Ex-Yougoslavie“, Paris (Harmattan) 1998.
Muhamedin Kullashi, von 1975 bis 1991 Professor für Philosophie an der Universität von Priština, der heute in Paris lebt und lehrt, untersucht in diesem Band das Verhältnis der verschiedenen Ethnien in Jugoslawien und insbesondere im Kosovo zu Nationalismus und Völkerhaß. Das besondere Augenmerk des heutigen UÇK-Sympathisanten gilt neben den Auswirkungen von Milošević' autoritärem Populismus vor allem der Entwicklung des jugoslawischen Geisteslebens nach 1945. Welche Mitverantwortung tragen die Intellektuellen Jugoslawiens an den Massakern in Bosnien?
Noel Malcolm, „Kosovo: A Short History“, London (Macmillan) 1998.
Die kompetenteste Geschichte des Kosovo – mit dem Nachteil, daß sie so kurz gar nicht ist. Der Historiker und Journalist Malcolm, der bereits ein vielgelobtes Werk über die „Geschichte Bosniens“ veröffentlichte (Fischer 1996), legt nun die Geschichte des Kosovo vor. Ergänzt wird das Ganze zur Erleichterung des Verständnisses durch einen historisch aufgebauten, äußerst informativen Kartenteil. Seine von Schlachten und Mythen, Völkern und Schauplätzen ausgehenden Analysen räumen unter anderem mit dem Mythos auf, daß die Albaner sich das Kosovo erschlichen hätten.
Milos Okuka, „Eine Sprache, viele Erben. Sprachpolitik als Nationalisierungsinstrument in Ex-Jugoslawien“, Klagenfurt (Wieser) 1999.
Welche Sprachen spricht man heute auf jenem Territorium, das einstmals die Sozialistische Föderative Republik Jugoslawien war und auch eine gemeinsame Sprache besaß? Mit Sachverstand untersucht der 1944 in Bosnien-Herzegovina geborene Slawist Milos Okuka, der bis zu seiner Exilierung in Sarajevo als Professor tätig war und heute an der Universität München lehrt, die Frage der Differenzen und der politischen Instrumentalisierung, die dazu führten, daß heute Sprachbezeichnungen wie Serbisch, Kroatisch und Bosnisch in aller Munde sind. Sein Fazit: „Die Verschiedenheiten sind so gering, daß man sie wirklich suchen muß.“
David Rieff, „Schlachthaus. Bosnien und das Versagen des Westens“, aus d. Engl. v. Yvonne Badal, München (Luchterhand) 1995.
Eine leidenschaftliche Reportage eines Journalisten, der über die in Bosnien begangenen Grausamkeiten berichtet und die Versäumnisse der westlichen Demokratie an den Pranger stellt. Rieff hielt sich zwischen Sommer 1992 und Ende 1994 wiederholt längere Zeit in den bosischen Kriegszentren auf, in Sarajevo und an den Fronten, er begleitete mehrfach Hilfskonvois für die eingeschlossene Bevölkerung. Sein Fazit: Was überall als Krieg bezeichnet wurde, war in Wirklichkeit ein Gemetzel.
Thomas Schmid (Hrsg.), „Krieg im Kosovo“, Reinbek bei Hamburg (Rowohlt Taschenbuch Verlag) 1999.
Kompetente Journalisten und Wissenschaftler analysieren in diesem soeben erschienenen Band (mit für einen solchen Schnellschuß erstaunlicher Präzision) den Krieg im Kosovo. Das Buch liefert hervorragende Hintergrundinformationen und Debattenbeiträge, u.a. über die albanische Kultur zwischen Tradition und Moderne (Karl Kaser), über die UÇK, den „Phönix aus der Asche“ (Mathias Rüb), über „Eine Erfindung namens Milošević“ (Dragan Velikić) und über die „Tödliche Fehleinschätzung“ der Bundesrepublik Deutschland (Michale Stenger), wo unter Hinweis auf serbische Akten und Daten Flüchtlingen aus dem Kosovo bis zum letzten Moment kein Asyl gewährt wurde.