12.11.1999

Verfeindete Brüder

zurück

Verfeindete Brüder

1945 Nach der Befreiung von der japanischen Besatzung wird Korea entlang des 38. Breitengrads in zwei Militärzonen geteilt. Der Norden wird kommunistisch, der Süden gelangt unter amerikanischen Einfluss.

15. August 1948 Die Proklamation der Republik Korea (im Süden) beendet offiziell die US-amerikanische Besatzung, obgleich 35 000 amerikanische Soldaten auf der Halbinsel verbleiben. Syngman Rhee wird zum ersten Präsidenten gewählt.

9. September 1948 Proklamation der Demokratischen Volksrepublik Korea (DVRK). Präsident wird Kim Il Sung, der dieses Amt bis zu seinem Tod im Jahre 1994 ausübt.

25. Juni 1950 Unter dem Vorwand einer „Aggression durch den Süden“ überschreiten fünf nordkoreanische Divisionen den 38. Breitengrad und dringen in die Republik Korea ein. Sie lösen damit einen drei Jahre währenden Bürgerkrieg aus, in den auf der einen Seite China und auf der anderen die Vereinigten Staaten an der Spitze der UNO-Kräfte eingreifen.

27. Juli 1953 Unterzeichnung eines Waffenstillstandsabkommens, das eine entmilitarisierte Zone vorsieht. Offiziell bleibt die koreanische Halbinsel im Kriegszustand.

19. April 1960 Unter dem Druck von Studentendemonstrationen treten Präsident Syngman Rhee und seine Regierung zurück. Einige Monate später wird die zweite Republik Korea ausgerufen.

16. Mai 1961 Eine Militärjunta unter Führung von General Park Chung-hee übernimmt die Macht und setzt der zweiten Republik Korea ein Ende.

Dezember 1972 Die Volksrepublik Korea verabschiedet eine neue sozialistische Verfassung.

26. Oktober 1979 Nach der Ermordung von Präsident Park Chung-hee scheint der Weg für die Demokratisierung der Republik Korea frei zu sein. Diese Hoffnung wird jedoch rasch zunichte, als im Dezember ein Militärregime unter Führung von General Chun Doo-hwan eingesetzt wird.

Frühjahr 1980 Eine Welle von Studentenunruhen erfasst Südkorea. Im Mai wird der Volksaufstand von Kwangju blutig niedergeschlagen. Die Repression fordert mehrere hundert Menschenleben – nach offiziellen Angaben sind es 191 Tote.

Mai 1985 Die Demokratische Volksrepublik Korea unterzeichnet den Atomwaffensperrvertrag.

16. Dezember 1987 Wahl von Roh Tae-woo, Nachfolger und ehemalige rechte Hand des Diktators Chun Doo-hwan, zum Präsidenten der Republik Korea.

6. September 1990 Zum ersten Mal seit Ende des Kriegs erkennt Nordkorea die südkoreanische Regierung als rechtmäßig an.

24. September 1991 Nord- und Südkorea treten gleichzeitig der UNO bei.

Dezember 1992 Wahl von Kim Young-sam zum Präsidenten der Republik Korea.

8. Juli 1994 Tod von Kim Il Sung. Sein Sohn Kim Jong Il, Sekretär des Zentralkomitees der Arbeiterpartei seit 1973, übernimmt die Führung der Demokratischen Volksrepublik Korea.

21. Oktober 1994 Nach einmonatigen Verhandlungen in Genf einigen sich die Vereinigten Staaten und die Demokratische Volksrepublik Korea auf die Unterzeichnung eines allgemeinen Vertrags mit dem Ziel, „Frieden und Sicherheit auf einer atomwaffenfreien koreanischen Halbinsel zu schaffen“.

Mai 1996 In den Straßen von Seoul demonstrieren Studenten gegen die amerikanische Militärpräsenz im Land. Im August werden mehrere tausend Demonstranten in der Universität von Yonsei gefangen genommen.

September 1996 Ein U-Boot der Demokratischen Volksrepublik Korea wird in Küstennähe vor der Republik Korea aufgespürt und zerstört. Die Beziehungen zwischen Nord und Süd liegen auf Eis, bis Pjöngjang unter dem Druck Washingtons nachgibt und sich am 29. Dezember 1996 bei Südkorea entschuldigt.

Februar 1997 Hwang Jang-yop, einer der wichtigsten Führer der Arbeiterpartei, flüchtet anlässlich einer diplomatischen Reise in die südkoreanische Botschaft in Peking und bittet die Republik Korea um Asyl.

18. Dezember 1997 Wahl des demokratischen Kandidaten und Dissidenten Kim Dae-jung zum Präsidenten der Republik Korea.

Le Monde diplomatique vom 12.11.1999