11.09.2014

REPORTER OHNE GRENZEN FÜR PRESSEFREIHEIT Meldungen des Monats

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Nur schlechte Nachrichten

Am 3. September wurde der Tod des russischen Fotojournalisten Andrei Stenin verifiziert, der seit Anfang August im Osten der Ukraine verschollen war. Der Leichnam des Reporters, der für die russische Nachrichtenagentur Rossija Sewodnja arbeitete, wurde in einem ausgebrannten Auto entdeckt, das bei Donezk während der Kämpfe zwischen ukrainischen Verbänden und Separatisten unter Beschuss geraten war. In der ostukrainischen Kampfzone sind vor Stenin schon drei Medienarbeiter aus Russland sowie ein Italiener und ein Ukrainer ums Leben gekommen.

Reporter ohne Grenzen (RoG) fordert von den ukrainischen und russischen Behörden wie von den ukrainischen Separatisten, die Umstände sämtlicher Todesfälle zu untersuchen. Wie RoG betont, sind Journalisten nach der UN-Resolution 1738 (2006) als Zivilisten zu betrachten und müssen von den Konfliktparteien geschützt werden. Stattdessen werden Medienarbeiter in der Ostukraine in die politischen Auseinandersetzungen hineingezogen. So wurden am 24. August zwei Reporter der prorussischen Wochenzeitung Telegraph of Crimea im Südosten der Ukraine von Mitgliedern des „Rechten Sektors“ festgenommen und zwei Tage lang festgehalten.

Auch in Russland wurden im Zusammenhang mit dem Ukrainekonflikt mehrere Journalisten bedroht und eingeschüchtert, insbesondere bei Recherchen über russische Soldaten, die in der Ostukraine gefallen sind. So wurden am 26. August Ilja Wasjunin und Wladimir Romenski, die für die unabhängige Webseite Russkaja Planeta und den Fernsehsender TV Doschd arbeiten, in dem russischen Dorf Wibuty angegriffen. Beide wollten über die Beerdigung von zwei russischen Soldaten berichten. Nach Angaben von Romenski waren sie schon am Vortag bedroht und zum Verlassen des Dorfs aufgefordert worden, als sie die Eltern eines der Gefallenen besuchen wollten.

Nach den Zusammenstößen in Ferguson, Missouri in den USA, bei denen ein weißer Polizist den schwarzen Jugendlichen Michael Brown am 9. August erschossen hat, wurden mindestens fünfzehn Journalisten durch Festnahmen in ihrer Arbeit behindert. Es begann am 13. August, als die Polizei Wesley Lowery (Washington Post) und Ryan J. Reilly (Huffington Post) in Ausübung ihres Berufs verhaftete. Am 18. August traf es fünf ausländische Journalisten, darunter drei Mitarbeiter deutscher Zeitungen (Welt, Bild und Stuttgarter Zeitung). Sie wurden für mehrere Stunden festgesetzt. Angeblich hatten sie polizeiliche Anweisungen missachtet, was alle drei bestritten.

Le Monde diplomatique vom 11.09.2014