Indiens Interventionen
Im seit 1948 unabhängigen Ceylon dienten die Interventionen Indiens (seit 1947 unabhängig) lange Zeit nur dem Ziel, die aus Südindien stammenden Plantagenarbeiter zu schützen, die nicht die Staatsangehörigkeit von Sri Lanka erhalten hatten.
Das änderte sich in den 1980er-Jahren: Indira Gandhi reagierte auf die Solidarität mit Sri Lankas tamilischen Separatisten, die sich im indischen Bundesstaat Tamil Nadu entwickelte. Neu-Delhi begann ab 1983, diese Gruppen insgeheim zu unterstützen, und zugleich die Regierung des südlichen Nachbarstaats unter Druck zu setzen. Dabei ging es ihr auch darum, den Einfluss der USA in Sri Lanka zu begrenzen.
Ihrem Sohn und Amtsnachfolger Rajiv Gandhi gelang es 1987, die Regierung Sri Lankas in einem Abkommen zum Rückzug ihrer Truppen aus den mehrheitlich tamilischen Gebieten zu verpflichten. Dort übernahm eine Friedenstruppe, die „Indian Peace Keeping Force“, die Ordnungsmacht, und Indien bekam die Oberhoheit über die Hafenstadt Trincomalee übertragen. Doch diese indische Intervention scheiterte vollständig, weil sich die militanten Separatisten der Liberation Tigers of Tamil Eelam (LTTE) weigerten, ihre Waffen abzugeben, und den Kampf gegen die indische Besatzungsmacht aufnahmen.
1990 zog sich Indien aus Sri Lanka zurück. 1991 fiel Ministerpräsident Rajiv Gandhi einem tamilischen Attentat zum Opfer. Seither ist die Politik Neu-Delhis bestimmt durch eine Kombination aus Vorsicht und Entschlossenheit. Indien tauscht mit der Regierung Sri Lankas militärisch relevante Informationen über die LTTE aus, die in Neu-Delhi seit langem verboten ist. In die inneren Angelegenheiten des Nachbarlands hat sich Indien seit 1990 nicht mehr direkt eingemischt.