13.05.2011

REPORTER OHNE GRENZEN FÜR PRESSEFREIHEIT

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REPORTER OHNE GRENZEN FÜR PRESSEFREIHEIT

Meldungen des Monats

Schlechte Nachrichten

Das Al-Assad-Regime hat eine Nachrichtensperre über Syrien verhängt. Über die Demonstrationen wird im Inland nicht berichtet, ausländische Journalisten dürfen nicht mehr einreisen. Der Sender al-Dschasira hat seine Berichterstattung aus Syrien am 27. April eingestellt, weil seine Mitarbeiter ständig bedroht wurden. Zur Journalistin Dorothy Parvaz hat der Sender jeden Kontakt verloren. Auch mehrere syrische Medienarbeiter sind spurlos verschwunden, nachdem schon im März und April mehrere verhaftet worden waren. Der algerische Journalist Khaled Sid Mohand kam inzwischen nach Protesten der algerischen und der französischen Regierung wieder frei.

Erstmals seit dem Sturz des Ben-Ali-Regimes wurden in Tunesien erneut Journalisten von der Polizei drangsaliert. Abdefatah Belaid, Reporter der Zeitung La Presse, hatte vor seinem Redaktionsgebäude auf der Bourguiba Avenue von Tunis fotografiert, wie eine Demonstration von prügelnden Polizisten aufgelöst wurde. Daraufhin verfolgten ihn drei uniformierte Polizisten bis in die Redaktionsräume. Dort wurde er zusammengeschlagen und seine Kamera entwendet. Einen Tag zuvor hatten Polizisten eine Reporterin von Radio Kalima geschlagen, als sie eine Demonstration filmte. Marwa Rekik musste im Krankenhaus behandelt werden.

Am 3. Mai, dem internationalen Tag der Pressefreiheit, wurde in Peru der Rundfunkjournalist Julio Castillo Narváez ermordet. In der Stadt Virú im Nordwesten des Landes feuerten unbekannte Täter sechs Schüsse auf den Redakteur, der für den Sender Radio Ollantay arbeitete. Auf dem Mobiltelefon von Narváez fanden sich anonyme Drohbotschaften. In seinem Nachrichtenprogramm hatte der Journalist häufig kritisch über die lokalen Behörden berichtet. Nachdem er suspekte Immobiliengeschäfte eines Mitglieds des Regionalparlaments aufgedeckt hatte, waren die Räume der Rundfunkstation von Unbekannten verwüstet worden.

Gute Nachrichten

Bui Chat, der Leiter des unabhängigen Verlags Giay Vun (Recycling-Papier), ist in Vietnam am 2. Mai wieder freigekommen. Tags zuvor war der Schriftsteller und Untergrundverleger bei seiner Rückkehr aus Argentinien auf dem Flughafen von Ho-Chi-Minh-Stadt festgenommen worden. Bui Chat hatte am 30. April in Buenos Aires den „Preis der Publikationsfreiheit“ der internationalen Verlegervereinigung (IPA) entgegengenommen. Auch nach seiner Freilassung wurde er jedoch von der Polizei zu weiteren Verhören vorgeladen.

Von der Liste der „Feinde der Pressefreiheit“, die Reporter ohne Grenzen jeweils am 3. Mai veröffentlicht, konnte der tunesische Machthaber Zine El Abidine Ben Ali gestrichen werden. Die frei werdende Stelle übernimmt ab sofort der König von Bahrain, Hamad bin Issa al-Chalifa.

Le Monde diplomatique vom 13.05.2011