08.06.2007

Betr.: Politische und Wirtschaftsbündnisse

zurück

Betr.: Politische und Wirtschaftsbündnisse

Die USA und die EU streben um jeden Preis nach Versorgungswegen durch den Südkaukasus, durch das Schwarze Meer und die Türkei, um russisches und iranisches Gebiet zu umgehen (die Europäer ziehen aber auch eine Gasleitung durch den Nordiran in Erwägung).Russland versucht, das Netz der Gas- und Ölleitungen in den Transitländern (Georgien, Ukraine, Weißrussland, Ungarn, Polen) unter seine Kontrolle zu bringen – bisher ohne Erfolg. Am 12. Mai 2007 unterzeichnete es mit Turkmenistan und Kasachstan einen Vertrag zur Erneuerung der CAC-4, was konkurrierende Vorhaben der westlichen Länder behindert. Auch eine Ölpipeline zur Umgehung Tschetscheniens wurde in Betrieb genommen. Durch das Projekt einer Öl- und Gasleitung durch die Ostsee (die einen direkten Zugang zum deutschen Markt bedeutet) und die Beteiligung (zusammen mit Bulgarien und Griechenland) an der Pipeline Burgas-Alexandroupolis, die (aus ökologischen und strategischen Gründen) die Meerenge des Bosporus umgeht, könnte Russland in naher Zeit die Ukraine ebenso wie Polen und die baltischen Staaten als Transitländer ausschalten. Diese haben ihrerseits die russischen Vorhaben in der Ostsee als eine Art Wiederauflage des deutsch-sowjetischen Abkommens von 1939, also des Hitler-Stalin-Pakts bezeichnet.Aserbaidschan besteht bei allen Pipeline-Projekten auf die Umgehung seines Nachbarn Armenien, mit dem es nach wie vor in Konflikt lebt.

Le Monde diplomatique vom 08.06.2007