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Neuer Pharma-Skandal
Der Skandal um gefälschte Arzneimittelstudien, die internationale Pharmakonzerne in Indien anfertigen ließen, nimmt immer größere Dimensionen an. In Frankreich und Belgien wurde bereits 33 Medikamenten die Zulassung entzogen. In Deutschland werden 176 Zulassungen überprüft, die aufgrund von Studien erteilt wurden, an deren Glaubwürdigkeit „erhebliche Zweifel“ bestehen.
Über die Methoden und Motive der Pharmaindustrie, die ihre Produkte in Entwicklungs- und Schwellenländern testen lässt, informierte eine Reportage, die bereits im Mai 2007 in Le Monde diplomatique erschienen ist. Unter dem Titel „Big Pharma forscht im Slum“ berichtete Sonia Shah aus Mumbai und Kapstadt, wie das „Krankengut“ einer Armutsbevölkerung genutzt wird, um Medikamente für den reichen Westen zu erproben. Aus Sicht der Probanden beschreibt Carl Elliot das „Riesengeschäft im Interesse der Pharmaindustrie“ in den USA, wo die Testfirmen häufig „illegale“ Migranten anheuern. Elliots Reportage „Arme Schlucker“ erschien im Dezember 2010 in LMd.
Am 7. Dezember sind sechs Guantánamo-Gefangene in Uruguay eingetroffen. Seit Anfang November wurden insgesamt zwölf Häftlinge aus dem US-Gefängnis in Kuba entlassen. Gegen keinen von ihnen wurde jemals Anklage erhoben. Das gilt auch für die meisten der 136 Gefangenen, die immer noch – unter Verletzung fundamentaler Menschenrechte – in Guantánamo einsitzen. Umso zynischer klingt es, wenn das Pentagon erklärte, bei dem Transport nach Uruguay habe man die Standards einer „menschlichen Behandlung“ eingehalten.
Der bekannteste Freigelassene ist der Syrer Abu Wael Dhiab. Obwohl die Anklage gegen ihn bereits 2009 fallen gelassen wurde, saß er insgesamt 12 Jahre in einer der Käfigzellen von Guantánamo. Ein ähnliches Einzelschicksal beschreibt Chase Madar in seiner Reportage „Der lange Abschied von Guantánamo“, die im August 2010 in LMd erschienen ist. Er zeigt am Beispiel von Omar Khadr, der als 15-Jähriger in Afghanistan verhaftet worden war, wie das System der „exterritorialen Justiz“ funktioniert. Die schwierige Situation der „Überlebenden von Guantánamo“ nach ihrer Freilassung schildert Jeremy Harding in seinem Beitrag„Bleibende Schäden“, der im Dezember 2009 in LMd erschien.