10.10.2003

Tim Eitel

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Tim Eitel

Auf den Bildern des Malers Tim Eitel gibt es lauter einsame Menschen. Mal allein, mal zu zweit oder in der Gruppe. Menschen in Museen, in Dünen, auf dem Spaziergang. Bekannte Szenen, wie nach Fotos gemalt; und dabei wie eingefroren. Der Hintergrund ist zumeist überscharf konturiert, individuelle Züge sind nicht vorgesehen.

Schon das Format ist auffallend: auf den kleinen, kompakten Ölbildern thematisiert Tim Eitel mit den Mitteln von Form und Farbe das Verhältnis der Personen zum Außen – im Mittelpunkt steht Bedrängung und Verlorenheit. Anfangs war die Umgebung abstrakt, die Figuren wie Fremdlinge hineingesetzt. Was ist figuratives Malen am Ende der Moderne, schienen sie zu fragen. In neueren Bildern dominiert eine romantische Anmutung: Die Personen, die man auf den Bildern sieht – meist Rückenansichten – schauen mit dem Betrachter in weite, leere Landschaften, die Orte der Sehnsucht oder Spiegelungen innerer Seelenzustände sind. Zunehmend behauptet sich das Figurative, dabei entleert sich die Umgebung, und die Personen stehen mitunter mutterseelenallein auf weißer Leinwand.

In diesem Jahr erhält der 1971 in Leonberg geborene Künstler, der in Leipzig Meisterschüler bei Arno Rink ist, den Marion-Ermer-Preis. M.L.K.

Le Monde diplomatique vom 10.10.2003, von M.L.K.