10.11.1995

Vier große Gruppen

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Vier große Gruppen

Die Paschtunen bilden die Bevölkerungsmehrheit in Afghanistan. Sie haben keine einheitliche politische Vertretung. Sie stellen jedoch die Mehrheit der Anhängerschaft der Hesb-e-Eslami von Gulbuddin Hekmatjar und der Taliban. Pakistan hat lange Zeit auf Hekmatjar gesetzt, heute unterstützt es hingegen die Taliban. Die Paschtunen versuchen ihren dominierenden Einfluß in Afghanistan zu erhalten und streben eine Rückkehr zum Status quo ante an.

Die Tadschiken stellen ein Drittel der Bevölkerung. Sie sind persischsprachig, aber dennoch Sunniten. Sie finden sich in der Dschamiat-e-Eslami des Präsidenten Burhanuddin Rabbani wieder. Rabbanis starker Mann ist General Ahmed Schah Massud, der „Löwe des Pandschab“ und Held des antisowjetischen Kriegs.

Die Hasara, etwa 15 Prozent der Bevölkerung, sind Schiiten – im Unterschied zu den zuvor genannten Ethnien. Sie sind mit der Hesb-e-Wahdat verbündet, einer vom Iran unterstützten Bewegung, deren Führer Scheich Abdul Ali Masari im vergangenen März von den Taliban erschossen wurde. Sie beanspruchen ein Drittel der Sitze im Parlament.

Den Usbeken geht es vor allem darum, als Gemeinschaft anerkannt zu werden. Ihr Vertrauen gilt General Raschid Dostam, dem früheren Verbündeten der kommunistischen Regierung. Dostam wird noch immer von Rußland und dem benachbarten Usbekistan unterstützt. Denn beide Staaten möchten zwischen dem Fundamentalismus und Zentralasien gern eine Pufferzone beibehalten. In letzter Zeit haben sich die usbekischen Truppen jedoch mit den Taliban verbündet.

Die anderen Minderheiten (Belutschen, Nuristani, Turkmenen usw.) spielen auf der politischen Bühne Afghanistans nur eine untergeordnete Rolle.

Le Monde diplomatique vom 10.11.1995