13.10.1995

Die kompliziertesten Menschen der Welt

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Die kompliziertesten Menschen der Welt

Von

CATHERINE

SAMARY *

IN seinem großen Roman „Der Derwisch und der Tod“ fragt sich der berühmte bosnische Schriftsteller Mesa Selimović, was das eigentlich für eine Gemeinschaft ist, der er angehört: „Was sind wir also? ... Die kompliziertesten Menschen der Welt. Mit niemand sonst hat die Geschichte so ihren Scherz getrieben wie mit uns. Bis gestern waren wir das, was wir heute vergessen wollen ... Losgerissen sind wir, aber nicht woanders aufgenommen ..., wegen unserer Herkunft und der Schuld wegen unserer Abtrünnigkeit wollen wir nicht zurückzuschauen und haben doch auch nichts, worauf wir den vorausschauenden Blick richten könnten; deshalb versuchen wir die Zeit anzuhalten — aus Angst vor irgendeiner Entscheidung. Verachtet werden wir von unseren Brüdern wie von denen, die später gekommen sind, wir aber wehren uns durch Stolz und Haß. Wir wollten uns bewahren, und so haben wir uns verloren – wir wissen nicht mehr, wer wir sind.“1 Der Derwisch kennt diesen Seelenzustand nicht: „Ich litt nicht an dieser Geschichts- und Heimatkrankheit, weil ich durch den Glauben an die ewige Wahrheit und an die weiten Räume der Welt gebunden war.“

Diese Art von „Unbehagen“, diese schwankende Identität zwischen Religion und Nationalität „war lange Zeit das Problem der Muslime“, stellt Midhat Begić in seinem Aufsatz „Muslimische Schriftsteller in der Literatur Jugoslawiens“ fest. Und er zitiert noch eine weitere Bemerkung von Mesa Selimović: „Die Muslime in Bosnien ... konnten sich nur dadurch zu den anderen hinwenden, daß sie das Ende des Osmanischen Reiches herbeisehnten oder gar an seiner Zerstörung mitwirkten. Aber das Ende des Osmanischen Reiches bedeutete zugleich das Ende dessen, was sie selbst gewesen waren. Wir schleppen diese seltsame Vergangenheit unablässig mit uns herum, ohne sie je wirklich zu der unseren zu machen – kein Wunder, daß Bosnien-Herzegowina eine so vielfältige geistige Tradition besitzt.“2

Der Autor von „Der Derwisch und der Tod“, in Tuzla in Bosnien-Herzegowina geboren, hatte beschlossen, sich als Serbe zu bezeichnen; andere, wie der Dichter Mak Dizdar, erklärten sich zu Kroaten. „Wieder andere zogen es vor, sich beiden Alternativen zu verweigern“, betont der kroatische Schriftsteller Predrag Matvejević. Und weiter: „Unter dem Druck der geschichtlichen Ereignisse – Untergang des Osmanischen Reiches, Besetzung Bosnien-Herzegowinas durch Österreich- Ungarn, Gründung und Auflösung des ersten und zweiten Jugoslawiens – hat es unter den Muslimen in ethnischer wie in religiöser Hinsicht eine Spaltung gegeben. (...) Serben und Kroaten haben versucht, das für ihre Zwecke auszunutzen.“3

Die vielgestaltige und ungewisse, oft geleugnete Identität dieser merkwürdigen „Muslime“4, die häufig lieber die Kneipe als die Moschee aufsuchen, ist um so mehr bedroht, als Serben und Kroaten sich daranmachen, den einzigen Staat, in dem sie ihre Wurzeln haben, aufzuteilen.

Seit über einem Jahrhundert werden in Belgrad und Zagreb die Geschichtswissenschaft und die Ethnologie mobilisiert, um die „Aneignung“ Bosnien-Herzegowinas zu rechtfertigen – in diesem Geiste soll auch der muslimische Teil der Bevölkerung vereinnahmt werden. Aber mit den Muslimen ist das so eine Sache: Wo gehören sie eigentlich hin – in die Welt des Islam oder nach Bosnien-Herzegowina? Und leben in diesem Land mehrere Völker oder nur ein einziges, multikulturelles Volk?5 So viele Gräben dieser Krieg aufgerissen hat, so viele Lesarten der Vergangenheit sind entstanden, die jeweils den Staat rechtfertigen sollen, in dem man leben will.

Die Muslime als „abtrünnige“ Serben ...

SERBISCHE Nationalisten definieren ihr Volk ganz „wissenschaftlich“ als Sprachgemeinschaft: Serben sind alle, die jene Sprache (in einer ihrer zahlreichen Varianten) sprechen, die bis vor kurzem noch das Serbokroatische genannt wurde. Darauf beruft sich das „großserbische“ Denken mit seinen expansionistischen Vorstellungen von der Einheit aller Serben, die jener „Jugoslawismus“ verkörperte, den die zur Diktatur gewordene serbische Monarchie seit 1929 pflegte. Nach dieser Auffassung, die vor allem auf die Theorien des Linguisten Vuk Karadžić (aus den 1830er Jahren) zurückgeht, waren die islamisierten Slawen in Bosnien eigentlich Serben, die jedoch ihr Serbentum „verraten“ haben, indem sie zur Religion der türkischen Unterdrücker konvertierten. Die „revanchistische“ Haltung der Serben gegenüber den Muslimen wird zudem durch soziale Konflikte verschärft (sie ist vor allem bei den Bauern in Bosnien fest verwurzelt), wie auch durch die Erinnerung an den Völkermord, der im Zweiten Weltkrieg an den Serben verübt wurde – galten doch die Muslime im damaligen faschistischen Groß-Kroatien, zu dem auch Bosnien-Herzegowina gehörte ... als Kroaten!

Die nationalistischen Historiker in Kroatien gelangen auf etwas anderen, aber „nicht minder folgerichtigen“ Gedankengängen im Grunde zum selben Schluß: Die Gemeinschaft bosniakischer Muslime hat keine spezifische Identität. Im 10. Jahrhundert umfaßte das Kroatische Reich König Tomislavs die Gebiete des heutigen Bosnien und Kroatien. Daher rührt die These der gemeinsamen kroatisch-katholischen „Ursprünge“ aller Einwohner. Allerdings gibt es dabei ein Problem mit der historischen Kontinuität: Im 12. Jahrhundert wurde Bosnien von Kroatien abgetrennt (das an die ungarische Krone gefallen war) und wurde zu einem eigenständigen Königreich, das seine Blüte gegen Ende des 14. Jahrhunderts, unter der Herrschaft des Königs Trvko I. erreichte. In diesem Gebiet konkurrierten damals drei christliche Glaubensrichtungen – die katholische, die orthodoxe und die „bosniakische“ Kirche. Das erleichterte das Vordringen des muslimischen Glaubens, als die Region ab dem 15. Jahrhundert unter osmanische Herrschaft geriet. Kroatische Historiker betrachten die dortigen Muslime als „bogumilische“ Häretiker, mit anderen Worten als Opfer einer bloßen Verirrung, die kein Abreißen der historischen Kontinuität des Katholizismus bedeutet.

Danach wären die heutigen bosniakischen Muslime eigentlich Bogumilen, also Kroaten, die, um der Verfolgung zu entgehen, zum Islam übertraten. Ende des 19. Jahrhunderts bezeichnete Ante Starcevic, der Gründer der „Partei des Rechts“, Bosnien als das „Herz“ Kroatiens. So konnten auch die kroatischen Faschisten, die sogenannte „Ustascha“, als sie 1941 ihr Groß-Kroatien errichteten, von den Muslimen als „Blumen im kroatischen Garten“ sprechen – „ein Kompliment, das aus dem Munde des Gärtners doch etwas beunruhigend klingt“, wie Nenad Fiser anmerkt.6

Viele Historiker widersprechen diesen Thesen zur Geschichte der bosnischen Muslime.7 Zum einen wird die Annahme bestritten, die Bogumilen seien bosniakische Häretiker gewesen, zum anderen sind eine Reihe plausibler Motive für den massenhaften Übertritt bosniakischer Slawen zum Islam denkbar: Den „Ketzern“ mochte es darum gegangen sein, sich vor den Verfolgungen durch Katholiken oder Orthodoxe zu schützen, aber auch unter den katholischen und orthodoxen Bewohnern mögen viele konvertiert sein – weil sie sich davon steuerliche, politische oder gesellschaftliche Vorteile erhofften.

Denn das Osmanische Reich bot ihnen zugleich Toleranz und Machtteilhabe: Die Toleranz gegenüber den verschiedenen Religionen war ganz real, (weshalb im 15. Jahrhundert viele spanische Juden, die von Isabel La Católica vertrieben worden waren, ins Osmanische Reich kamen, unter anderem auch nach Sarajevo), denn im System der millets (religiöse Gemeinschaft) hatte jede ihren geschützten Bereich, innerhalb dessen sie ihre kirchlichen Funktionen, ihre eigene Rechtsprechung und Unterweisung der Gläubigen wahrnehmen konnte. Aber die Muslime (im wesentlichen einheimische konvertierte Slawen) konnten auch an den Machtpositionen teilhaben, und viele Berufe waren „Ungläubigen“ verschlossen. Als das Gebiet 1878 von Österreich- Ungarn besetzt wurde, waren die Grundbesitzer zu neunzig Prozent Muslime, während neunzig Prozent der Leibeigenen Christen waren, und zwar überwiegend orthodoxen Glaubens. Die Revolten dieser antifeudalen Kräfte verschmolzen im 19. Jahrhundert zwangsläufig mit dem Kampf für die nationale Befreiung.

Dies sind die Ursachen einer Ausdifferenzierung der einzelnen Gruppen nach ihrer Religionszugehörigkeit – was die Herausbildung einer gemeinsamen bosnischen Identität mühsam und heikel machte. Zwar verwiesen Alltagssprache und Familiennamen auf die gemeinsamen slawischen Ursprünge, aber die Unterschiede zeigten sich bei den Vornamen (bei den Muslimen arabische), in der Schrift (arabisch, kyrillisch oder lateinisch), in Kleidung, Sitten und Gebräuchen, bei der Wahl der Wohngegend und oft auch des Berufs. Teil dieser Koexistenz war das System der Nachbarschaftsbeziehungen – komsiluk genannt.8 Wie so oft stand auch hier der ethnisch-sozialen Vermischung ein Verbot von Mischehen entgegen, über das die Geistlichkeit aller Religionen wachte. Dies änderte sich erst durch die Industrialisierung und die Entwicklung der Städte, und natürlich entstanden die Ansätze einer multikulturellen bosnischen Identität zuallererst dort, nicht etwa auf dem Land – eine Tradition, auf die sich heute etwa die in Tuzla lebenden Serben, Kroaten und Muslime verzweifelt berufen.9

Vor dem 19. Jahrhundert dagegen hat sich die „nationale“ Frage noch gar nicht gestellt. Unter der osmanischen Herrschaft sahen sich die Muslime in Bosnien als „Türken“ und identifizierten sich natürlich mit der Hohen Pforte – übrigens nicht ohne Konflikte mit den „echten“ Türken. Sie bildeten die Oligarchie einer Provinz des Reiches (Begerbeglik), die ihre eigenen Interessen verfolgte. Erst in den Konflikten mit der österreichisch- ungarischen Monarchie entstanden politische Parteien, die die Interessen der muslimischen Gemeinschaft – und zumal ihrer privilegierten Schichten – verteidigten. In dieser Zeit geriet Bosnien unter den Einfluß äußerer Kräfte: Viele katholische Bosnier gingen zum Studium nach Zagreb und lernten dort jene Autonomie kennen, die das Nachbarland Kroatien innerhalb der Doppelmonarchie genoß; und die orthodoxe Landbevölkerung begann sich für den Freiheitskampf der Serben gegen das Osmanische Reich zu begeistern, der ihnen 1830 die Unabhängigkeit brachte.

Um den gefährlichen Entwicklungen vorzubeugen, die sich aus solchen Formen der Identifikation ergeben konnten, unternahm der ungarische Minister Benjamin von Kallay den Versuch, ein bosnisches Nationalgefühl zu stiften, ein „Bosniakentum“ (bosnjastvo). Es sollte dem Land Zusammenhalt verleihen, es zugleich aber auch an Österreich-Ungarn binden. Das Projekt mißlang auf der ganzen Linie. Statt dessen gewann bei der Intelligenz aller slawischen Gemeinschaften des Habsburger-Reiches die Idee des „Jugoslawismus“ (also einer Union aller Südslawen) an Boden. 1919 bekannte sich die wichtigste muslimische Partei, die „Jugoslawische Muslimische Organisation“ (JMO) in ihrem Grundsatzprogramm zur jugoslavenska. Als sich der erste Staat Jugoslawien zur Diktatur entwickelte, mußten zahlreiche Abgeordnete der JMO, die sich als Kroaten fühlten, allerdings feststellen, daß ihnen die Zwangsassimilierung drohte ... Auch die schlimmen Erfahrungen während des Zweiten Weltkriegs – sowohl mit Groß-Kroatien als auch mit der Vergeltungspolitik der serbischen Tschetniks – machten den Muslimen wohl oder übel klar, daß ihre Identität ein Problem war, für das es noch keine Lösung gab. Der antifaschistische Widerstand, der unter der Führung der jugoslawischen Kommunisten Angehörige der verschiedenen Volksgruppen vereinte, hat in Bosnien- Herzegowina einen bleibenden Eindruck hinterlassen – hier ist Tito bis heute sehr populär geblieben.

Die Kommunisten hofften zunächst, die Nationalitätenfrage werde durch die Herausbildung einer jugoslawischen Nationalität an Bedeutung verlieren. Man setzte auf Internationalismus, Industrialisierung und die Solidarität der Arbeiterklasse – mit gewissem Erfolg. Die Unterscheidung von Staatsbürgerschaft (Zugehörigkeit zum Bundesstaat und den Teilrepubliken) und (persönlicher, ethno-kultureller) Nationalität bot einen Rahmen, der es möglich machen sollte, die verschiedenen Identitäten anzuerkennen und gleichzeitig zu überwinden. Aber wie in den anderen Gemeinschaften bildete sich auch unter den Muslimen eine intellektuelle und religiöse Führungsschicht, die für das Regime ein gewisses Risiko bedeutete.10 Der Titoismus reagierte mit der ihm eigenen Mischung aus Repression und Privilegien und Anerkennung von Rechten, die sich in den sechziger Jahren als Wende zur Dezentralisierung erwies, in deren Verlauf die These von der Überwindung der Nationalitätenfrage aufgegeben wurde.

Die Unterdrückung islamistischer Propaganda (1950 wurde der Schleier verboten), die auch Alija Izetbegović zu spüren bekam11, ging einher mit der Anerkennung einer von der Religionsgemeinschaft unterschiedenen ethnisch-nationalen Gemeinschaft der Muslime: In der Verfassung von 1974 werden erstmals auch die Muslime als Nationalität aufgeführt. Ein großer Teil (über vierzig Prozent) derjenigen, die zuvor von einer „nicht festgelegten“ Nationalität gesprochen hatten, erklärten sich jetzt zu Muslimen – die Bürger der Republik galten allesamt als „Bosniaken“, gleich welchem der drei Völker sie angehörten.

Tito hatte also in einem Punkt einen Erfolg errungen: Er hatte den Widerstand der Muslime gegen den serbischen und kroatischen Nationalismus gefestigt und gleichzeitig bei den blockfreien Staaten an Ansehen gewonnen. Doch die Bezeichnung „Muslime“ leistete der neuen nationalen Gemeinschaft nicht nur gute Dienste, denn die serbisch-kroatische Propaganda machte es sich leicht und setzte den Begriff mit islamischem Fundamentalismus gleich.12 Wie in den anderen Nationen auch, waren in der muslimischen Gemeinschaft längst Differenzierungsprozesse auf der politischen wie auf der Ebene persönlicher Identität in Gang gekommen, aber unter dem Eindruck des Krieges, in dem sie als erste zu Opfern wurden, mußten sich die Muslime zusammenschließen. Der wachsende Druck von serbischer und kroatischer Seite stärkte jenen Flügel innerhalb der „Partei der demokratischen Aktion“ (SDA) – der wichtigsten muslimischen Partei –, der die Gründung eines muslimischen Staates befürwortet.13 Dennoch trägt die Etablierung der bosnisch-kroatischen Föderation und die Unterzeichnung der Abkommen über die Existenz zweier Einheiten, einer kroatisch-muslimischen und einer serbischen, deutlich die Handschrift der laizistischen Kräfte um Ministerpräsident Haris Silajdžić, die sich an den USA orientieren.

Als Reaktion auf den Nationalismus der Serben und Kroaten hat sich auch ein muslimischer Nationalismus entwickelt, dessen Ziel die Aneignung Bosniens ist. Auf der politischen Ebene verfolgt Staatspräsident Izetbegović einen schwankenden Kurs. Nach den Meinungsumfragen genießt Ministerpräsident Haris Silajdžić eine überwältigende Popularität – und er verkörpert stärker die Hoffnung auf die Erhaltung des bisherigen bosnischen Staatsgebiets. Aber wie wird dieses Bosnien aussehen, wenn in den Kantonen der Föderation mehr und mehr die nationalistischen Parteien den Ton angeben? In den Städten, etwa in Tuzla, haben viele Muslime nicht für die muslimische SDA gestimmt. Neben dem Bosnien der nationalen Gemeinschaften behauptet sich noch immer ein multikulturelles Bosnien der Staatsbürger. Beide beanspruchen ihre legitimen Rechte, und gemeinsam repräsentieren sie die ganze Fülle der Möglichkeiten. Warum sollten sie nicht vereinbar sein?

dt. Edgar Peinelt

1 Mesa Selimović, „Der Derwisch und der Tod“, Salzburg 1994, S. 317.

2 Midhat Begić, „L'écrivain musulman dans les lettres yougoslaves“, in: „La Bosnie, carrefour d'identités culturelles“, Paris (Éditions L'Ésprit des péninsules), 1994.

3 Predrag Matvejević, Vorwort zu der Aufsatzsammlung von Midhat Begić, s.o.

4 Siehe bes. „Muslim Communities Reemerge“, Durham und London (Duke University Press) 1994.

5 Nach Xavier Bougarel („Bosnie-Herzégovine, anatomie d'une poudrière“, Hérodote, Nr. 67; „La question serbe“, Oktober-Dezember 1992) gab es in Bosnien-Herzegowina 1990 43,7% Muslime im ethnisch-nationalen Sinne der Bezeichnung, aber nur 16,5% religiöse Muslime. Außerdem waren 31% Serben (aber nur 20% orthodoxe Gläubige) und 17,3% Kroaten (aber nur 15% Katholiken). 46% der Bosniaken erklärten, keiner Konfession anzugehören.

6 Nenad Fiser, „Tout ce que vous vouliez savoir sur la guerre en Bosnie, petit manuel pour faire la guerre (et s'en débarasser), Revue Lignes, Nr. 20, S. 53.

7 Zur Geschichte Bosnien-Herzegowinas vgl. die folgenden Arbeiten: Robert J. Donia und John V. A. Fine Jr., „Bosnia and Hercegovina. A Tradition Betrayed“, London (Hurst and Company) 1994; Noel Malcolm, „Bosnia. A Short History“, London (Papermac and Macmillan London Ltd.) 1994. Lesenswert auch die Romane des Nobelpreisträgers Ivo Andrić, die von Bosnien handeln – vor allem „Die Brücke über die Drina“, München (Hanser) 1992.

8 Siehe Xavier Bougarel, „Voisinage et crime intime“, Confluences Méditerrannée, Nr. 13, Winter 1994/1995, Paris (L'Harmattan); und vom selben Autor: „État et communautarisme en Bosnie-Herzégovine“, Culture et Conflits, Nr. 13, Dezember 1994, Paris (L'Harmattan).

9 Es ist kein Zufall, daß im gegenwärtigen Krieg Sarajevo von serbischen Bauern belagert wird und die „jugoslawische“ Hochburg Tuzla immer mehr unter den Einfluß der Muslime aus dem Umland gerät; im ländlichen Herzeg-Bosna herrscht ohnehin der schlimmste katholische Fundamentalismus.

10 Siehe hierzu Jean-Arnaud Derens, „Tito, échec d'une modernisation?“ Confluences Méditerrannée, Nr. 13, und Alexandre Popovic, „Les Musulmans de Yougoslavie, 1945-1989“, Lausanne (L'Age d'Homme) 1990.

11 Alija Izetbegović gehörte zu den Mitgliedern der Organisation „Muslimische Jugend“, die schon 1946 in Sarajevo verhaftet wurden. Die Organisation wurde 1949 zerschlagen und erst 1969 als „Islamska Zajednica“ (Islamische Gemeinschaft) neu gegründet. Sie hat sich seither in verschiedene Flügel gespalten. Izetbegović wurde 1983 wegen des „Islamischen Manifests“, das er 1970 verfaßt hatte, erneut verhaftet.

12 Die Muslime wurden seitdem als „Bosnjaki“ (Bosniaken) bezeichnet, im Unterschied zu „Bosnjanci“ (Bosnier), der Bezeichnung für alle Bürger von Bosnien-Herzegowina. Siehe Catherine Samary, „Les incertitudes de la fédération croato-bosniaque“, Le Monde diplomatique, Juni 1994.

13 Bereits wenige Monate nach ihrer Gründung im Mai 1990 spaltete sich bereits eine antireligiöse Gruppierung, die „Organisation bosniakischer Muslime“, ab.

Le Monde diplomatique vom 13.10.1995, von Catherine Samary