Der Provinzjournalist speist am Tisch seines Herren
ABSEITS der großen, leidenschaftlich geführten Debatten schlummert die Regionalpresse und vermittelt eine Ahnung von der demokratischen Wüste des provinziellen Frankreich. Hier hat die Dezentralisierung den Zeitungsherausgebern die Chance verschafft, sich in ihren regionalen Hochburgen zu verschanzen. Diese Zeitungsmacher tun alles, um den Eindruck zu erwecken, sie betrieben Journalismus. Zugleich verkommen die Journalisten zu Verkäufern bunter Blättchen mit Bildunterschriften, die nur noch von der Hoffnung leben, eines Tages an die Tafel des Feudalherren gebeten zu werden.
Von PHILIPPE DESCAMPS *
„Der Journalismus liegt seit langem im argen. Daß dieser Zustand ernst ist, darüber sind sich alle Beobachter und sogar ein Großteil der Journalisten einig“, resümieren die Autoren einer aufschlußreichen Studie.1 Diese Entwicklung hat ihren Ursprung auch in der Provinz, wo die mangelnde Souveränität der Presse gegenüber den Mächtigen das Desinteresse an den öffentlichen Angelegenheiten spiegelt, das in weiten Bevölkerungskreisen vorherrscht.
Sie ist schon ein merkwürdiges Gebilde, diese Republik, die nur einen einzigen Ort kennt, wo man einigermaßen in die Informationen und Debatten eingebunden ist, die von „Qualitätsmedien“ getragen werden, als deren Qualitätsmerkmal wiederum ihr Sitz in Paris sowie die Tatsache gelten, daß sie sich statt für regionale nur für nationale und globale Belange interessieren. Viele Journalisten haben sich mit diesem Zustand abgefunden: Zwei Drittel von ihnen arbeiten in der Ile- de-France.2 Ein Zentralismus, den man sich in Turin oder Lüttich, in München oder Barcelona gar nicht vorstellen kann.
Diese französische Besonderheit kann aber auch täuschen. Unter den Printmedien dominiert die regionale Tagespresse keineswegs nur im Bereich der Lokalnachrichten. Vielmehr hat sie ein Monopol auch bei der nationalen und internationalen Berichterstattung, denn die Zeitungen aus Paris werden außerhalb der großen Städte kaum gelesen. Seit 1945 ist die Auflage der überregionalen Tagespresse um die Hälfte gesunken, während die regionale Presse mit rund sieben Millionen Exemplaren ihre Auflage stabil halten konnte. Eine Pariser Zeitung wird in jedem fünften französischen Haushalt gelesen, eine Regionalzeitung dagegen in jedem zweiten.
Das Syndicat de la presse parisienne räumt die Niederlage ein: „Große Regionalzeitungen verhindern weitgehend eine stärkere Verbreitung der nationalen Presse über die Ile-de-France hinaus. Anders als in Italien, Spanien oder Deutschland tut sich in Frankreich die landesweite Presse schwer, überregionale und lokale Fragestellungen zu behandeln, wie dies im Ausland üblich ist, wo Tageszeitungen mehrere Städte bedienen. Eine französische Zeitung muß sich zuerst in der Hauptstadt und im Pariser Großraum durchsetzen, wo auf dem gehobenen Marktsegment eine erbitterte Konkurrenz herrscht.“3 Die Vorstöße in die Provinz, die mit Lyon Libération, mit Le Monde Rhône-Alpes, aber auch von der Humanité unternommen wurden, sind sämtlich gescheitert.
Aus dem Blickwinkel der französischen Schweiz, wo immerhin 17 verschiedene Blätter auf 1,2 Millionen Einwohner kommen, bietet der Nachbar Frankreich ein ernüchterndes Bild: „Da gibt es einerseits eine Pariser Presse, die befugt ist, mit elitärem Gestus die großen Themen zu behandeln, die aber pleite ist; andererseits blüht und gedeiht eine Provinzpresse, die kaum über den eigenen Tellerrand hinaussieht und deren Energie großenteils nicht in journalistische Arbeit, sondern in das Abdrucken von Verlautbarungen fließt. (...) Nachdem die Dezentralisierung in der französischen Realität seit einiger Zeit das beherrschende Thema ist (...), sollte man erwarten dürfen, daß sich die Provinzpresse endlich mit einer kritischen Berichterstattung an den politischen Auseinandersetzungen auf regionaler Ebene beteiligt, doch genau das tut sie zumeist nicht.“4
Die Regionalpresse hat die „dreißig glorreichen Jahre“ (das französische „Wirtschaftswunder“ der Jahre 1945- 1975) damit zugebracht, das Frankreich der Notabeln zu verteidigen. Den Zeitungsverlegern war der redaktionelle Teil egal, sie setzten vor allem auf Sport und Spiele. Die starke Konzentration innerhalb der Presselandschaft führte zu den heutigen Monopolstrukturen: Zwischen 1945 und 1994 sank die Zahl der Regionalzeitungen von 153 auf 58. Und deren ideologische und kulturelle Vielfalt litt unter der Logik von Unternehmensgruppen, die sich auch in diesem Bereich durchgesetzt hat.
Um den Einfluß der Notabeln einzudämmen, sorgte General de Gaulle für eine Kontrolle der regionalen Fernsehnachrichten. Während seine Nachbarn wirkliche Regionalprogramme entwickelten, reproduzierte Frankreich sein zentralistisches Modell: ein nationales Fernsehen mit regionalen Teilprogrammen. Ein Typ von Dezentralisierung, dessen Kennzeichen eine starke politische Bevormundung blieb.
Eine echte Liberalisierung des Äthers brachten dagegen die „dezentralisierten“ Radioprogramme von Radio France. Sie sind häufig die einzigen UKW-Sender, die wichtige lokale Informationen bringen – und damit die letzten Stützen eines dahinschwindenden Pluralismus. Da die Politiker sie als zweitrangig ansehen, ist der politische Druck auf sie nicht so stark; doch was Auswahl und Aufbereitung der Information angeht, haben sie dieselben Schwierigkeiten wie die regionalen Fernsehstationen. Wenn der Medienticker nichts mehr hergibt, ist es leichter, die Tageszeitungen zu plündern, die über ein ungleich größeres Korrespondentennetz verfügen.
Lokale Presse und Radiosender kranken daran, daß sie eine Region nur über die Äußerungen ihrer institutionellen Vertreter zu Wort kommen lassen. Und in Gegenden, die in kultureller oder historischer Hinsicht nicht viel zu bieten haben, pflegt das Regionalfernsehen häufig einen gewissen Lokalchauvinismus. Der läßt sich am besten über den Sport transportieren, den die aktuelle Berichterstattung mit dem größten Ehrgeiz belegt.
In einem Land, in dem die Einmischung der Politik in die Medien eine lange Tradition hat, bleibt die Presse ein Sprungbrett auf dem Weg in die Politik. So stammen zwanzig Parlamentsabgeordnete aus dieser Branche, und allein neun von ihnen aus der Hersant-Gruppe – jenem Presseimperium, das unter Mißachtung gesetzlicher Bestimmungen, aber mit heimlicher Unterstützung einiger mächtiger Leute aufgebaut wurde.
In einer Zeitung dieser Gruppe zu arbeiten hat allerdings seine Tücken. Beim Progrès etwa mußten die Journalisten feststellen, daß sie – nachdem ihr Direktor Xavier Ellie auf Raymond Barres Liste in Lyon kandidiert hatte – bei heiklen Themen Schwierigkeiten bekamen, wenn sie die größeren Städte der Region betrafen: Auch in Saint-Etienne, Vienne, Lyon und Dijon gab es Abgeordnete, die im höheren Management des Zeitungsunternehmens sitzen.
Beim Fernsehsender France 3 äußert sich der politische Druck nicht nur darin, daß Regionaldirektionen wie Dijon oder Marseille von Personen geleitet werden, die früher aktive Politiker der Rechten waren. Noch deutlicher sind die Machtverhältnisse, seitdem Xavier Gouyou- Beauchamps zum neuen Direktor ernannt wurde, ein ehemaliger Präfekt, der unter Giscard d'Estaing von 1974 bis 1976 Leiter des Presseressorts im Elyseepalast war. Bei diesem Hintergrund war Gouyou- Beauchamps der ideale Mann für den Direktorensessel von France Télèvision.
Die Dezentralisierung hat also die Kräfteverhältnisse verschoben. Da sie keiner Kontrolle durch eine Legislative unterliegen, wurde den lokalen Exekutivorganen von den Senats- und Parlamentsabgeordneten eine erhebliche Macht übertragen.5 Die Ämterhäufung macht den Lokalpolitiker zu einer Person, die von der politischen Bühne quasi nicht mehr zu verdrängen ist.
Intellektuelle Kapitulation
DIE neuen Feudalherren haben sich ihre Fürstentümer im Verlauf eines wüsten medienpolitischen Gemetzels zusammengeraubt. Ein Musterexemplar seiner Gattung ist der Bürgermeister von Montpellier, Georges Frêche, der über die Portion Zynismus und Humor verfügt, die seinem Amt entspricht: „Ein großer Politiker ist einer, dessen Größenwahn von Erfolg gekrönt wurde. (...) In Frankreich haben zwei Personen die wahre Macht – der Staatspräsident und der Bürgermeister. (...) Eine Sache wird erst dadurch wichtig, daß über sie berichtet wird. Deshalb ist es entscheidend, daß es nur eine Darstellung gibt, und die darf keine Widersprüche aufweisen; um dies zu gewährleisten, muß der Hauptverantwortliche sie unter Kontrolle haben.“6 In den Regionalzeitungen wird mit solchen offiziellen Verlautbarungen der vorgefertigte redaktionelle Teil bestritten. Und auch die audiovisuellen Medien orientieren sich am Leitfaden der Kommuniqués und Pressedossiers.
Bis 1983 behandelte die oppositionelle Presse viele Bürgermeister wie Hubert Dubedout in Grenoble oder George Frêche in Montpellier gleichgültig oder sogar ablehnend. Mit der Dezentralisierung aber kam für die Presse die Zeit der Kompromisse. In Toulouse hat die Dépêche du Midi, hervorgegangen aus dem Parti radical und also eher linksliberal, sich mit dem moderat konservativen Dominique Baudis arrangiert, der früher beim Fernsehsender FR 3 tätig war. Der konservative Midi libre hat seinen Frieden mit dem Sozialisten Frêche gemacht. Und die Hersant-Presse hat sich, etwa in der Gegend um Grenoble, mit den kommunistischen Politikern abgefunden.
In kleineren Städten wird der Korrespondent in der Regel von der Gemeinde ausgewählt, ja sogar von ihr bezahlt. Die Werbung, die die Gebietskörperschaften schalten, ist von einiger Bedeutung für die Zeitungen, die außerdem für ihre Druckereien ganz gerne amtliche Publikationen als Aufträge akquirieren. Vielleicht braucht hin und wieder ein Presseunternehmen eine Baugenehmigung – die Lokalpolitiker wiederum können Journalisten eine besser bezahlte Stellung in der kommunalen Pressearbeit anbieten.
Gegenüber ihrer Geschäftsführung, aber auch im Vergleich mit ihren Pariser Kollegen befinden sich Provinzjournalisten in einer problematischen und inferioren Position, „eine Erfahrung, die zweifellos um so schmerzlicher ist, als diese Welt, an der sie gerade so viel Anteil haben, daß sie ihre eigene relative Herabwürdigung spüren, insgesamt einen durchaus hohen Stellenwert genießt“7. Zwar steigt das Ausbildungsniveau, doch die jüngeren Journalisten verfügen nur selten über eine nennenswerte Allgemeinbildung. Immer von einem Thema zum nächsten hetzend, finden sie kaum Gelegenheit, selbstkritische Fähigkeiten zu entwickeln, sich Kenntnisse und Kompetenzen anzueignen. Die Besten unter ihnen werden geschickt in vermeintlich lohnende Positionen befördert, wo sie indessen niemandem in die Quere kommen.
Die dienstliche Hierarchie, die nur selten nach journalistischer Kompetenz besetzt ist, spielt bei Auswahl und Aufbereitung der Meldungen eine entscheidende Rolle. Das Verhältnis zwischen Presse und lokaler Politik wird vor allem durch die Auswahl des Chefs vom Dienst (bei den Printmedien) beziehungsweise des Chefredakteurs (bei Rundfunk und Fernsehen) bestimmt. Und die Krise liefert den passenden Vorwand, den Chefsessel zum Schleudersitz zu machen, was journalistischem Wagemut nicht eben förderlich ist.
Wie soll einer in einer derart abhängigen Position den Einladungen des Feudalherren widerstehen? Für die Dauer eines Pressegesprächs an der fürstlichen Tafel kommt sich der Journalist bedeutend vor, weil der Politiker ihm einige Interna erzählt und ihn beim Vornamen nennt. Und warum sollte man die Einladung eines Ferienortes ausschlagen, der sich irgendein sportliches oder kulturelles Ereignis ausgedacht hat, um für sich Reklame zu machen? Weshalb eine weite Reise ablehnen, die man von einem Unternehmen angeboten bekommt, das für seine Produkte werben möchte? Eine Reportage unter sonnigem Himmel, und der Journalist hat das prickelnde Gefühl, der große Reporter zu sein, der er in seinen Träumen schon immer werden wollte.
„Sicher, die Frage des Berufsethos hindert einen Großteil der Journalisten nicht daran, gut zu schlafen.“ Als die nationale Journalistengewerkschaft (SNJ) sich entschloß, ein Weißbuch vorzulegen, hegte sie keine Illusionen über dessen begrenzte Resonanz.8 Das Sündenregister treibt den Leser in die nackte Verzweiflung: Titelseiten im Républicain lorrain oder in der Dépêche du Midi, die in Wahrheit verschleierte Werbebotschaften sind; werbewirksame Reportagen über Unternehmen, Gebietskörperschaften oder Autobahngesellschaften; Publikationen zur einseitigen Begünstigung eines Geschäftspartners; Scheinumfragen beim Est républicain. Das Maß ist übervoll. Manche Zeitungschefs, wie zum Beispiel der Herausgeber des Est républicain, halten mit ihren Absichten nicht einmal hinter dem Berg: „Was die Journalisten betrifft, so müssen sie es vermeiden, polemische Artikel über unsere großen Anzeigenkunden zu schreiben. Es muß klar sein, daß es Vorzugskunden gibt und wir einer harten Konkurrenz ausgesetzt sind.“
Die jüngste Affäre bei France 3 Montpellier ist nur ein Beispiel dafür, wie die Bereiche miteinander verquickt sind. Ein Chefredakteur und zwei Journalisten hatten eine Sportveranstaltung initiiert, die dann für die Regionalnachrichten ein wichtiges Ereignis wurde. Die Organisatoren der Veranstaltung zahlten den Journalisten ein Extrasalär. Das eigentlich Aufschlußreiche an der Sache war, daß das Unternehmen von einem freien Journalisten eingefädelt wurde, der wiederum von den Aufträgen des Chefredakteurs abhängt. Für die Gewerkschaften belegt dieser Fall die mißliche Situation des Journalisten in einer staatlichen Rundfunkanstalt, die ihn dazu bringt, Ereignisse zu schaffen, die seine Reportagen rechtfertigen – und dann im nachhinein wegen der Finanzierung hausieren zu gehen.
Ein ganzer Berufszweig scheint kollektiv kapituliert zu haben. Doch im selben Moment, da die Öffentlichkeit die verheerenden Wirkungen der Korruption zu begreifen beginnt, erblicken einige Kenner der Branche ein Licht am Ende des Tunnels: „Das Aufdecken von politischen Fehltritten der Journalisten und die anschließenden strafrechtlichen Ermittlungen, die ebenfalls von den Medien aufgegriffen und analysiert werden, bringen eine Enthüllungsspirale in Gang, die sich über die Medien, die öffentliche Meinung und die Justiz bis zur politische Klasse hocharbeitet.“9
Die plumpen Einmischungsversuche von in Bedrängnis geratenen Personen wie Bernard Tapie oder Alain Carignon mögen vielleicht wie eine Karikatur erscheinen, doch sie veranschaulichen den Handlungsspielraum, über den die Elite verfügt. Zwar hat das Ende der Ära von Jacques Chaban-Delmas als Bürgermeister von Bordeaux den Journalisten von Sud-Ouest wieder etwas Hoffnung gegeben; aber es bleibt abzuwarten, ob sie nicht mit der Ära des neuen Bürgermeisters Juppé gleich wieder zunichte gemacht wird. Der Fall Yann Piat sowie der Fall Michel Noir/ Pierre Botton boten den Journalisten vom Var-Matin und vom Progrès die Chance, einige dunkle Machenschaften im Bereich der Politik aufzudecken.10 Doch das verlegene Schweigen des Nice-Matin und des Dauphiné libéré zeigt deutlich, wie stark die alten Strukturen in Nizza und Grenoble noch immer sind.
Ganz langsam regt sich dennoch ein Problembewußtsein. Jean-Louis Prévost, der Herausgeber der Voix du Nord, schlägt vor, angesichts der Störung der Machtbalance im Gefolge der Dezentralisierung sowohl den Recherchejournalismus zu fördern als auch die Kontrollfunktion der regionalen Rechnungskammern und die Rolle der Staatsanwaltschaft zu stärken.11 Allein die kontinuierliche Bereitschaft, wirklich zu informieren, könnte bereits die Arroganz der lokalen Machthaber mindern und öffentliche Auseinandersetzungen in allen Bereichen des ökonomischen, sozialen, sportlichen und kulturellen Lebens anstoßen. In Zeiten sinkender Verkaufszahlen haben nur zwei regionale Tageszeitungen ihre Auflagen während der letzten zehn Jahre steigern können: der Ouest-France und Le Télégramme de Brest.12 Und welche Überraschung: Sie haben auf redaktionelle Qualität gesetzt.
dt. Eveline Passet
1 Alain Accardo, Georges Abou, Gilles Balbastre und Dominique Marine, „Journalistes au quotidien, outils pour une socioanalyse des pratiques journalistiques“, Bordeaux (Le Mascaret) 1995.
2 1996 hat die Kommission, die die Presseausweise ausgibt, 27869 Journalisten registriert, von denen nur 10873 in der Provinz arbeiten, wo 81,3 Prozent der Franzosen leben.
3 Vertrauliche Mitteilung des Syndicat de la presse parisienne (SPP), „Etude comparée des quotidiens nationaux européens“, SJTI, 1993.
4 Antoine Bosshard, „InfoMatin – Une mort emblématique“, Le Journal de Genève, übernommen vom Courrier international, 18. Januar 1996.
5 Michel Carraud, „Décentralisation sans contrôle démocratique“, in „Le modèle français en question“, Manière de voir, Nr. 23, August 1994.
6 Jean-Marc et Philippe Benoit, „Décentralisation à l'affiche. La communication publicitaire des villes, départements et régions“, Paris (Nathan) 1989.
7 Vgl. Pierre Bourdieu, „La Misère du monde“, Paris (Le Seuil) 1993.
8 Syndicat national des journalistes, „Livre blanc de la déontologie des journalistes ou de la pratique du métier au quotidien“, Herbst 1993.
9 Donatella Della Porta und Yves Mény, „Démocratie et corruption en Europe“, Paris (La Découverte) 1995.
10 Letztere stellten fest, daß ihre Enthüllungen im Wahlkampf indirekt ihrem Chef zugute kamen: Sie begünstigten dessen Kandidatur auf einer Liste, die gegen jene des amtierenden Bürgermeisters antrat.
11 Alain Salles, „La presse régionale face aux affaires“, Le Monde, 18. Februar 1995.
12 Nicht erwähnt haben wir in diesem Artikel den Sonderfall des Parisien, der dank einer Verbesserung der redaktionellen Qualität ebenfalls seine Verkaufsziffern steigern konnte. Ouest-France, die französische Tageszeitung mit der höchsten Auflage, ist nicht ganz gefeit gegen einen gewissen autoritären Konformismus. Seit im Juni drei Ressortleiter abgesetzt wurden, die zu den unabhängigsten gehörten, hat sich das Unbehagen innerhalb der Redaktion verstärkt. Im Mai 1994 haben die Journalisten einen Verein gegründet, der Verstöße gegen das Berufsethos verhindern will; ebenso wollen sie gegen Titelgeschichten vorgehen, die lediglich eine verschleierte Werbung darstellen, eine Praxis, die auch in ihrer Zeitung um sich greift.
* Journalist, gemeinsam mit Raymond Avrillier Verfasser von „Le Système Carignon“, Paris (La Découverte) 1995.