14.05.1999

Treffen der Diplo-Freunde

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Treffen der Diplo-Freunde

Am 12. Juni 1999 findet im französischen Lille die dritte Generalversammlung des Vereins „Amis du Monde diplomatique“ statt. Auf der Tagesordnung stehen zwei eng miteinander verbundene Themen:

– die Unabhängigkeit der Zeitung und

– die Verankerung der „Freunde“ in den gesellschaftlichen Auseinandersetzungen der Zeit.

Die Leserinnen und Leser wissen aus Erfahrung, daß die Redaktion des Monde diplomatique sich keinen Trends und gedanklichen Moden unterordnet, und sie wissen auch, daß Le Monde diplomatique zwar der Zeitungsgruppe Le Monde SA angehört, sich aber ausschließlich den selbstdefinierten Werten verpflichtet weiß. Erst kürzlich präzisierte Jean-Marie Colombani, Verwaltungsratspräsident der Gruppe, in einem Zeitungsinterview: „Le Monde diplomatique, eine Tochter des Monde, war immer eine Meinungszeitung. Sie hat sich neuen Themen geöffnet und verbessert und ist in erstaunlichem Ausmaß gewachsen. Aber sie funktioniert absolut unabhängig. Natürlich basiert die Unabhängigkeit des Diplo auf der Unabhängigkeit des Mutterhauses, des Monde. Das versteht sich von selbst.“

In der Tat: Die Unabhängigkeit des Diplo hängt an der Unabhängigkeit von Le Monde. Beide Zeitungen wissen um ihr gemeinsames Fundament, das der Gründer beider Zeitungen, Hubert Beuve-Méry, geschaffen hat. Doch die Unabhängigkeit beruht auch – und deshalb wurde ja auch der Verein der Freunde gegründet – auf der Autonomie der Herausgebergesellschaft Le Monde diplomatique SA, die 1996 gegründet wurde; in ihren Statuten ist zwar die redaktionelle Freiheit verankert, doch anfangs war nicht gewährleistet, daß diese Statuten auch unantastbar waren. Entsprechend wurde zunächst eine Geldkampagne unter den Lesern initiiert, mit dem Ziel, eine Sperrminorität innerhalb dieser Gesellschaft zu erlangen (33,34 Prozent) – um zu verhindern, daß gegen den Willen der Redaktion die Statuten geändert werden können. Das Ziel der Sperrminorität wurde letztes Jahr erreicht, und so halten der Verein der Freunde sowie der Verein Gunter Holzmann (in dem die Redakteure zusammengeschlossen sind) seit Mai 1998 41,7 Prozent des Kapitals von Le Monde diplomatique SA.

Die Vereinigung der „Freunde“ braucht weitere Mitglieder, auch und gerade wenn sie ihr politisches Gewicht in den kommenden gesellschaftlichen Debatten entwickeln und verstärken will: Sie kann künftig eine aktive Rolle spielen beim Wiederaufbau eines Bürgerbewußtseins in Frankreich und in Europa und bei der Verteidigung und Wiedereröffnung demokratischer Räume. Am 12. Juni in Lille wird die gesellschaftliche Vernetzung im Vordergrund stehen. Die Redaktion des Diplo hofft auf Kritik und Anregungen seitens der „Freunde“, also der Leserinnen und Leser. Daß die Leser und Freunde verbunden sind und ständig mehr werden, ist nicht zu übersehen. Im letzten Jahr ist der Verkauf von Le Monde diplomatique um 5,1 Prozent gestiegen, und diese Tendenz hat sich in den ersten drei Monaten dieses Jahres fortgesetzt.

Le Monde diplomatique vom 14.05.1999