Nanne Meyer
Eine Zeichnung ergibt sich aus einer vorhandenen, befragt bereits die nächste, noch bevor sie gemacht ist. Sie ist nichts Endgültiges, keine Sackgasse ohne Wendemöglichkeit, sondern ein Stück des Weges, vielleicht so etwas wie eine präzise Frage, eine vorübergehende Antwort, ein Schwebezustand. Ich verlasse eine Zeichnung. Ich schließe sie nicht ab. Die Tür muss immer ein wenig offenstehen.“
Nanne Meyer, geboren 1953, hat sich seit 1978 auf die Zeichnung konzentriert, die (neben der opulenten Materialität der modernen Kunst) leicht als Vorstudie oder Skizze verkannt wird. Meyer ertrödelt sich Einfälle wie Material und kreiert dann – auf den Räumen des Papiers oder anderer Träger – ihre Eigenwelten aus Linie und Farbe. Der in dieser Nummer vorgestellte Werkzyklus „Begraute“ besteht aus alltäglichen Ansichtskarten, die mit taubengrauer Ölkreide teilübermalt wurden.
„Wenn ich zeichne, wird es hell [...] auch wenn es aus der Sicht des Papiers eher dunkler wird“, sagt Nanne Meyer, die in Serien arbeitet, um das einmal Erhellte in seinen verschiedenen Aspekten zu erkunden, ja abzuwandern. M.L.K.