Die Droge nährt das Repressionssystem
WENN auch die Zahl der Haftbefehle im Zusammenhang mit Schwerverbrechen, Vergewaltigungen, Diebstählen, tätlichen Angriffen und Einbrüchen in den USA stark zugenommen hat (die Repression ist eines der heiß diskutierten politischen Themen), so füllen sich die amerikanischen Gefängnisse doch wegen Delikten, die unmittelbar mit Drogen in Zusammenhang stehen. 1993 stellten sie 30,5 Prozent (102 000 Personen) aller Neueinweisungen gegen 6,8 Prozent (8 900 Personen) im Jahr 1980.
Die Politik des Präsidenten Ronald Reagan, die unter dem Motto „Krieg den Drogen“ stand, ist vollständig gescheitert und läuft auf eine sinnlose Eskalation der Repression hinaus. Zusätzlich zu Straftaten, die direkt mit dem Drogenhandel verbunden sind, macht die mit ihrem Gebrauch zusammenhängende Kriminalität einen wesentlichen Teil der Delinquenz aus. 1991 wurde über einen Zeitraum von fünfzehn Tagen in 24 amerikanischen Großstädten eine Untersuchung durchgeführt, die sich auf die anonym gehaltene Befragung von 30 507 Personen und deren Bereitschaft zu Urintests stützte, um einen zahlenmäßigen Zusammenhang zwischen Kriminalität und Drogengebrauch festzustellen. Dabei wurden zehn verschiedene Drogen einschließlich der durch ärztliche Verordnung ausgegebenen getestet.1
Außer bei Marihuana und PCP, deren Konsum noch nach Wochen nachgewiesen werden können, stellten die Tests Spuren fest, die zwei oder drei Tage zurückgingen. Für die 22 267 Männer ergab sich ein globaler Prozentsatz von 59 Prozent mit positivem Nachweis irgendeiner Droge, gegen 64 Prozent bei den festgenommenen Frauen.
Eine Auflistung nach Straftaten ergab, daß 79 Prozent der Männer wegen Drogenbesitzes oder -handels einsaßen – was auf der anderen Seite bedeutet, daß ein beträchtlicher Teil derer, die in den Handel verwickelt sind, selbst keine Drogen nimmt. Des weiteren saßen 68 Prozent wegen Einbruchs, 65 Prozent wegen Diebstahls, 59 Prozent wegen Autodiebstahls, 48 Prozent wegen Körperverletzung, 49 Prozent wegen Verstoßes gegen das Waffengesetz und, die niedrigste Rate, 37 Prozent wegen Sittlichkeitsdelikten ein. Bei den Frauen lagen die höchsten Werte mit 85 Prozent an positiven Testergebnissen bei der Prostitution.
J.-P. J.
1 Bureau of Justice Statistics, Washington DC, 1993