14.07.1995

Politik wie aus Hollywoods Traumfabrik

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Politik wie aus Hollywoods Traumfabrik

EINE wahre Überraschung: Das Ergebnis der zwölf Referenden vom 11. Juni dieses Jahres in Italien hat sämtliche Beobachter in Erstaunen versetzt. Während Silvio Berlusconi mit seinem Multimedia-Konzern Fininvest schon am Rand des Abgrunds und vor dem endgültigen Aus zu stehen schien, steigt er nun doch wieder als strahlender Sieger die Stufen des Kapitols empor. Italien sorgt immer wieder für Überraschungen. Sieht man jedoch genauer hin, so zeigt sich, daß der Stiefel auch in diesem Fall seine traditionelle Rolle eines Versuchslabors für die westlichen Demokratien spielt, gerade in Sachen Medien und Politik.

Von PIERRE MUSSO und GUY PINEAU *

Bei den Referenden vom 11. Juni dieses Jahres lag die durchschnittliche Wahlbeteiligung bei 57 Prozent. Deutlich höher, nämlich bei 66 und 58 Prozent, lag die Beteiligung hierbei ausgerechnet bei jenen Fragen, in denen es unmittelbar um die Zukunft Silvio Berlusconis ging. Bei der ersten dieser drei Fragen stand die Abschaffung jenes Paragraphen zur Debatte, der einem Privatmann erlaubt, mehr als einen Fernsehsender zu besitzen: Silvio Berlusconi ist seit 1984 Eigentümer von drei Privatsendern, Italia Uno, Canale 5 und Retequattro. Bei der zweiten Frage ging es darum, ob es Werbeagenturen künftig verboten werden soll, mehr als zwei nationale Sender zu bedienen: Publitalia, das wirtschaftliche Zugpferd der Fininvest-Gruppe, verwaltet den Werbeetat zahlreicher Privatsender. Die drei Fernsehsender und die Werbeagentur gehören zu derselben Holding Mediaset, die Berlusconi unmittelbar vor der Volksabstimmung an Rupert Murdoch, die Symbolfigur eines weltumspannenden Medienkapitalismus, zu verkaufen gedroht hatte.1 Bei der dritten Frage nun ging es darum, ob das Gesetz, das die Unterbrechung von Fernsehsendungen durch Werbespots erlaubt, abgeschafft werden soll.

Alle drei Fragen haben die Italiener mit Nein beantwortet2, so wie es Berlusconi und seine drei Fernsehkanäle durch Werbespots, Stellungnahmen von Stars und massive Proteste anempfohlen hatten3. Diese Fragen waren für die Zukunft des Cavaliere unmittelbar entscheidend; darüber hinaus haben sich die Italiener in ebenjenem Referendum für eine Privatisierung der öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalt, der RAI (Radio Audizione Italiana), ausgesprochen, der einzigen Konkurrenz zu Berlusconis Fininvest- Gruppe. Wie läßt sich dieser durchschlagende Erfolg erklären?

Sollte das wieder mal einer dieser Scherze sein, zu deren Verständnis allein die Italiener den Schlüssel besitzen? Man denke etwa an den „Pol der Freiheit“, jenen Zusammenschluß von Berlusconis „Forza Italia“ mit der Lega Nord des Hitzkopfs Umberto Bossi und der aus der faschistischen MSI hervorgegangenen Alleanza Nazionale, die vom leicht unheimlichen Verführer Gianfranco Fini angeführt wird. Hatte man nicht im März vergangenen Jahres bei den Parlamentswahlen den kometenhaften Aufstieg ebendieses „Pols der Freiheit“ beobachten können?4 Und war nicht dieselbe Mehrheit im Dezember des gleichen Jahres, also nach kaum neun Monaten Regierungszeit, kläglich gescheitert? War Berlusconi nur ein Unfall der Geschichte?

Andere versuchten sich die Sache so zu erklären, daß der Cavaliere als gewiefter Medienmann wohl sehr geschickt sei bei der Eroberung der Macht, aber wenig erfahren in ihrer Ausübung. Hatte er nicht ganz offenbar den Ministerrat mit dem Verwaltungsrat der Fininvest verwechselt? Eine ganze Riege seiner Getreuen, die zuvor an der Leitung des Mailänder Unternehmens beteiligt gewesen waren, saßen dann tatsächlich in Rom in der Regierung.5 Er, der Profi der Träume und Verführung, versuchte sich nun als Zauberlehrling der Politik. Mit der Gründung seiner Forza Italia Anfang 1994 hatte er die Italiener mit seinem Versprechen, eine Million Arbeitsplätze zu schaffen, zum Träumen gebracht – vor allem aber hatte er mit seiner „großen Fahrt über den Bildschirm“ den Mythos Wirklichkeit werden lassen.

Munteres Geplauder und tägliches Glück

WAR es nicht vielleicht die Angst vor dem Verlust dieser phantastischen Traum- und Unterhaltungsmaschine, dieses Spielzeugs und guten Gefährten, die die Italiener am 11. Juni bewogen hat, nochmals zu Berlusconis Gunsten zu entscheiden? Das Privatfernsehen ist groß geworden im Italien der „bleiernen Jahre“, in den Zeiten des Terrorismus von Rechts und Links, als die Familien selten ausgingen und man ängstlich daheim auf den Bildschirm starrte. Schon da ließ der Cavaliere sie den Alltag vergessen. Er prägte die Vorstellungswelt und Denkweise der Italiener nach dem Modell des Kommerzfernsehens: viel Lachen, munteres Geplauder und Bilder, die ein Ideal vom täglichen Glück in den Köpfen verankerten. Ein wichtiger Bezugspunkt in Zeiten des freßsüchtigen Konsumismus, da die tradierten Werte des Katholizismus und des Kommunismus verfallen.

Wenn es Berlusconi gelungen ist, die Leute zum Träumen zu bringen und die Macht zu erobern, dann deshalb – so die Mehrzahl der Beobachter –, weil er drei nationale Fernsehsender besitzt, die die Traum- und Phantasiewelten des Publikums ausformen, bedienen, gar produzieren. Und weil dem, der die Kontrolle über die Vierte Macht im Staat besitzt, die drei anderen von selber zufallen. Diese Analyse des Phänomens Berlusconi aufgrund seiner Eigenschaft als Medienzar greift jedoch zu kurz. Sie stützt sich auf die funktionalistische These von der „Wirkung“ der Medien, die ihrerseits von zwei Voraussetzungen ausgeht: zum einen, daß der Besitz der Medien gleichbedeutend sei mit der Definitionsmacht über die Inhalte, zum anderen, daß die Medien Verhalten und Entscheidungen des Publikums definieren. In diesem Ansatz wird das Fernsehen auf ein Manipulationsobjekt reduziert, während es in Wirklichkeit eine Form der sozialen Kommunikation ist.

Die ersten Kommentare von französischen Politikern oder „Politologen“ blieben denn auch ganz in diesem Modell befangen.6 Es läßt sich natürlich nicht leugnen, daß die Direktwerbung in seinen Programmen und seine Spots und Stars in Berlusconis Wahlkampf eine herausragende Bedeutung hatten. Als „Beweis“ für eine solche direkte Beeinflussung könnte man sogar das negative Wahlergebnis anführen, das Südtirol „Seiner Emittenz“ beschert hat7: In den abgelegenen Tälern dieser Gebirgsregion sind Berlusconis Fernsehsender kaum oder nur schlecht zu empfangen.8

Aber die eigentliche Macht „Seiner Emittenz“ liegt weniger im Besitz des Fernsehens als vielmehr in der Tatsache, daß Berlusconi es verstanden hat, die Präsentationstechniken des Kommerzfernsehens auf das Gebiet der Politik zu übertragen. Inmitten des Vakuums und der Krise der politischen Institutionen in Italien kreiert Berlusconi eine neue Symbolwelt, die aus Träumen, Shows und Stars aus Fernsehen oder Sport besteht und eine Alternative zu den traditionellen Figuren, Institutionen, Parteien, Gewerkschaften darstellt. Er überträgt die Funktionsweise der Unterhaltungsindustrie auf die politische Bühne und übersetzt die imaginären Fernsehwelten in Politik.

Ein anderes Erklärungsmodell betrachtet Berlusconi selbst als Spielball in den Händen anderer. Er wäre somit nicht so sehr ein großer Meinungsmanipulator als vielmehr der Strohmann „dunkler Mächte“9, denen Italien zum Opfer gefallen ist: Mafia, Loge P 210, im verborgenen wirkende Wirtschaftskräfte oder politische Mächte usw. Auch wenn an derartigen Vermutungen etwas Wahres sein sollte, so werden sie doch der Komplexität des Phänomens nicht gerecht.

Einige haben in der Strategie des Cavaliere auch eine Art Flucht nach vorn gesehen, um sein Unternehmen vor Überschuldung11 und vor den gegen ihn und seine Umgebung erhobenen Beschuldigungen der Untersuchungsrichter der „Mani Pulite“ zu retten. Als ob die Politik eine Art Königsweg wäre, um wirtschaftliche Interessen unter Umgehung von Vermittlungsinstanzen und Widersprüchen durchzusetzen. All diese Interpretationen sind ungenügend, weil sie davon ausgehen, daß eine Manipulation stattgefunden hat, und darüber das Spezifische des Phänomens Berlusconi aus dem Blick verlieren.

Der Chef von Fininvest ist maßgeblich beteiligt an der Entwicklung eines neuen, postfordistischen12 Unternehmenstyps, des Kommunikationsunternehmens, das sich Wunsch und Willen der Konsumenten beugt. Diese Art Unternehmen ist charakteristisch für eine neue Entwicklungsphase des Kapitalismus. Seine Aktivitäten sind weniger auf die Produktion von Gütern ausgerichtet als vielmehr auf die Distribution von Dienstleistungen, und was es dem Endverbraucher bietet, sind Modelle betreffs Geschmack und Lebensweise.13.

Die Strategie der Fininvest beruht auf diesem Direktkontakt zum Konsumenten/Sparer, der gleichzeitig Fernsehzuschauer/Bürger ist. Die Unternehmensgruppe bietet eine Palette von Produkten und Dienstleistungen an, in der sämtliche Aktivitäten des Kunden/Bürgers vorgesehen sind. Die italienische Familie ist rund um die Uhr mit Berlusconischen Dienstleistungen versorgt, die in den Regalen der Berlusconi-eigenen Standa-Kaufhäuser ebenso wie in den Fernsehsendungen aus seinen Kanälen zu haben sind. Forza Italia ist lediglich eine Erweiterung dieses integralen Angebots: Warum nicht auch den Wähler zufriedenstellen und ihm eine politische Partei verkaufen?14

Nun ist der Einstieg eines Unternehmers in die Politik nichts Neues. Auch die Brüder Agnelli haben sich darin versucht, allerdings mit einem Unternehmen nach fordistischem Muster, während Berlusconi das Modell des Kommunikationsunternehmens für sich nutzt. Er baut ein politisches Netzwerk genauso auf, wie er einen Markt segmentieren würde. Um bei den Wählern/Kunden für sein Produkt „Italien“ zu werben, setzt er an die Stelle der Organisationsform Partei die des Unternehmens, mit nach Geschäftsbereichen organisierten Vertreterteams, und folgt damit der bewährten Publitalia-Strategie.

In einer Konjunkturkrise der politischen Repräsentation greift Berlusconi auf zwei Grundlagen der italienischen Identität zurück und nutzt sie für seine Zwecke: das Verlangen nach nationaler Einheit und die Wertschätzung des Unternehmertums. Durch die Verknüpfung und Vermischung von Nation und Unternehmen hat er eine neue Form des Patriotismus geschaffen. Seine gesamte Argumentationsweise basiert auf dieser Personifizierung des Unternehmertums, auf dem Selfmademan, mit dem sich eine Mehrheit der Italiener ohne weiteres identifizieren kann, da in diesem Land mit schwachem Staat und vier Millionen Unternehmen der Geschäftssinn sehr ausgeprägt ist. „In all diesen Jahren“, sagt Silvio Berlusconi, „habe ich mich stets bemüht, auch als Missionar des Unternehmertums zu wirken.“

Aber das Bild des Unternehmertums allein wäre nicht hinreichend gewesen, um die öffentliche Meinung zu erobern. Die spezifische Zusammensetzung seines Unternehmens ermöglicht Berlusconi eine direkte Verknüpfung des Symbolischen mit dem Bereich der Warenzirkulation: das Fernsehen, wo die Zuschauer ihre Zeit gegen Programme und Werbespots eintauschen, und der Handel, wo die auf dem Bildschirm gepriesenen Waren verkauft werden. Als Besitzer von drei Fernsehsendern und Inhaber der Kaufhauskette Standa hat er diese beiden Unternehmenszweige in seinen Konzern integriert. Es ist genau diese unmittelbare Verschmelzung zwischen dem Verkauf der Waren und ihrer Darstellung auf dem Bildschirm, die ihm den Löwenanteil am Werbeetat der Medien sichert.

Auf das Gebiet der Politik übertragen, hebt diese unmittelbare Verknüpfung zwischen Ökonomischem und Symbolischem die Notwendigkeiten und Zwänge der politischen Repräsentation auf; verkörpert nicht Silvio Berlusconi selbst in geradezu idealer Weise alles, was man braucht: ein siegender, immer lächelnder Manager, reich und elegant... Als Geschäftsmann führt er eine neue Produktionsweise des Symbolischen vor, die weniger durch den Staat und seine Parteien vermittelt und hervorgebracht als vielmehr von den Traumfabriken und der populären Unterhaltungsindustrie erzeugt wird.

So hat er versucht, die Politik von ihren angestammten Organisationsformen zu säubern, indem er sich selber zum Symbol für Ordnung, Neuheit und Sauberkeit bis zum Reinlichkeitszwang erkor. Dieser Wille zur Säuberung in der Politik geht einher mit dem Aufbau eines mächtigen Multimedia-Konzerns, des drittgrößten in Europa und neuntgrößten der Welt, den die gesamte politische Klasse Italiens sich mittlerweile zu unterstützen gezwungen sieht, innerhalb dieses Weltwirtschaftskrieges, der im Mediensektor tobt. So muß Walter Veltroni, die Nummer zwei des Partito Democratico di Sinistra, (PDS, ehemals Kommunistische Partei), im Hinblick auf die technologische Verspätung Italiens letztlich mit Bedauern einräumen, daß es „einen kapitalistischen Markt auf dem Informationssektor nicht gibt“15. Stand hinter der Drohung Berlusconis vor den Wahlen, die Kontrolle der Fininvest an Rupert Murdoch abzutreten, nicht genau diese Vorstellung, daß nämlich die Nation ihren „Champion“ verteidigen und unterstützen muß? In den meisten westlichen Ländern gibt es eine Tendenz zu solch einer neuen patriotischen Konsensbildung, um die großen nationalen Medienkonzerne zu stützen. Silvio Berlusconi, die neue Symbolfigur des alten Lateineuropa, ist vielleicht nicht anders denn als die zeitgemäße Variante des nordamerikanischen Modells zu begreifen, für das Antonio Gramsci den Begriff des „americanismo“16 geprägt hat. Darunter verstand er die Produktion von Ideologie durch und innerhalb eines Unternehmens. In den fordistischen Unternehmen basierte dies auf dem tayloristischen Modell.

In den 70er und 80er Jahren hat Berlusconi die Amerikanisierung der europäischen Fernsehprogramme betrieben und damit den Angriff auf die öffentlich- rechtlichen Fernsehanstalten gestartet. Zwanzig Jahre später erobert er nun mit dem „amerikanismo“ den italienischen Staat. Die Traumfabrik Hollywood exportiert nicht nur ihre Produkte, sondern setzt zunehmend auch die Produktionsweise der kollektiven Traumwelten durch. Das ist der Grund, weshalb das Phänomen Berlusconi sich möglicherweise verallgemeinern läßt. Wie Alberto Abruzzese schreibt: „Die Hollywoodianer streben die Kontrolle über die Öffentlichkeit an, sie wollen Herrscher über die soziale Wirklichkeit sein.“17

Sind wir schon so weit, daß man aus dem Bildschirm springen muß, um in der Politik zu reüssieren?

dt. Barbara Kleiner

1 Vor den Wahlen ging man davon aus, daß Rupert Murdoch 51 Prozent des Kapitals der Mediaset erwerben würde, aber diese Absichten wurden von „Wave“ durchkreuzt, einem Plan zur Umstrukturierung des Konzernkapitals. Danach soll Berlusconi ungefähr 35 Prozent des Kapitals halten, seine Getreuen und das Personal sollen 7 bis 8 Prozent bekommen, 30 Prozent sollen an der Börse gehandelt werden und ungefähr 30 Prozent an eine Gruppe fester Aktionäre verkauft werden, darunter Times Warner, Leo Kirch und der saudiarabische Prinz al- Waalid Ben Talal (Aktionär von Disneyland, Paris). Dies ist laut der La Repubblica vom 19. Juni 1995 der letzte Stand der Verhandlungen. Silvio Berlusconi will die Frage seines Eigentums am Privatfernsehen bis zu den Parlamentswahlen geklärt haben, die möglicherweise im Herbst abgehalten werden.

2 57 Prozent Neinstimmen im ersten Referendum, 56,4 im zweiten und 55,7 im dritten.

3 So unterbrach am 31. Mai 1995 der Journalist Emilio Fede seine Nachrichtensendung auf Retequattro, um gegen die gegen seinen Chef erhobenen juristischen Anklagen zu protestieren. Fede wörtlich: „Jetzt reicht's, die anderen Nachrichten lese ich nicht. Licht aus im Studio...“

4 Am 27./28. März 1994 konnte der „Pol der Freiheit“ 42,8 Prozent der Stimmen auf sich vereinigen (Forza Italia 21, Alleanza Nazionale 13,4 und Lega Nord 8,4 Prozent), die PDS bekam 20,4 Prozent der Stimmen, Rifondazione Communista 6 Prozent, die Sozialistische Partei 2,2 und die PPI (ehemals Democrazia Cristiana) 11,1 Prozent. Das bedeutete im Vergleich zu den vorangegangenen Parlamentswahlen vom 7. April 1992 eine vollständige Umwälzung der politischen Verhältnisse: Damals hatte die Democrazia Cristiana noch 29,5 Prozent der Wählerstimmen erhalten, die PDS 16,1 Prozent, Rifondazione Communista 5,6 Prozent und die PSI hatte noch einen Stimmenanteil von 13,6 Prozent.

5 So wird Giuliano Ferrara, beliebter Entertainer bei den Berlusconi-Sendern, Minister für die Beziehungen zum Parlament, das heißt Regierungssprecher. Cesare Previti, der Rechtsanwalt des Unternehmens, wird Verteidigungsminister und Gianni Letta, ehemaliger Vizepräsident der Fininvest, wird Zweiter Sekretär des Parlamentspräsidenten.

6 So kommentierte Laurent Fabius Berlusconis Wahlsieg auf Seite 1 von Le Monde als „Fernsehpopulismus“ (31. April 1994), Alain Duhamel in Libération entwickelte Thesen zur „Telekratie“ (1. April 1994), und L'Evènement du jeudi titelte mit „Telefaschismus“.

7 Nur drei Regionen haben gegen Berlusconi gestimmt: die Toskana, wo 55,1 Prozent Jastimmen für die Beschränkung abgegeben wurden, die Emilia- Romagna mit 56,4 Prozent und Südtirol mit 54,7 Prozent. Dagegen haben Sizilien (mit 71 Prozent Neinstimmen), Apulien (66,6 Prozent) und Kalabrien (65,3 Prozent) am eindeutigsten für den Cavaliere gestimmt. Siehe die Aufschlüsselung der Ergebnisse nach Regionen im Corriere della Sera vom 13. Juni 1995.

8 La Repubblica, 13. Juni 1995.

9 So beschreiben Marie-Hélène Caspar, Mariella Colin, Janine Menet-Genty und Daniela Rechenmann einige dieser „dunklen Mächte“, von der Mafia über die Camorra bis zur Ndrangheta, in: „L'Italie, échecs et réussite d'une République“, Editions Minerve, Paris 1994.

10 Wie der Journalist Guido Moltero unter Berufung auf den Bischof von Ivrea schreibt, ist Berlusconis Vorgehen eine direkte Fortsetzung der Vorhaben der Loge P 2, die „die Auflösung der Parteien und die Bildung von zwei in Form von Clubs organisierten Polen auf nationaler oder regionaler Ebene anstrebte. Sie wollte das Informationsmonopol und die Kontrolle über die Banken übernehmen und zielte auf das Mehrheitswahlrecht mit einem Urnengang und eine Präsidentialrepublik sowie die Kontrolle der Justiz durch die politische Macht ab.“ Siehe Le Monde diplomatique, Februar 1995.

11 Offiziell 3 200 Milliarden Lire, aber es sind zweifellos 1 000 Milliarden Lire mehr, also zwischen 3 und 4 Milliarden Mark.

12 Eine These, die mit Nachdruck von Maurizio Lazzarato in seinem Artikel „Berlusconi, l'entrepreneur politique“ in der Zeitschrift Futur antérieur, L'Harmattan, Paris 1994, Nr. 23/24 vertreten wird.

13 Benetton, Canal Plus oder Microsoft sind weitere Beispiele für diesen neuen Unternehmenstyp.

14 Siehe das jüngst erschienene Buch von Giuseppe Fiori, „Il Venditore, Storia di Silvio Berlusconi e della Fininvest“, Garzanti, Mailand 1995.

15 Interview mit La Repubblica, 23. März 1995.

16 Siehe die ausführliche Analyse dieser These in dem Artikel von Pierre Musso „Pour une lecture néo-gramscienne du phénomène Berlusconi“ in: Futur antérieur, op.cit.

17 Alberto Abbruzzese, „Elogio del tempo nuovo. Perchè Berlusconi ha vinto“, S. 66, Editions Costa et Nolan, Mai 1994.

* Die Autoren sind Forscher im Bereich Kommunikation und Mitautoren von „L'Italie et sa télévision“, Paris 1990

Le Monde diplomatique vom 14.07.1995, von Pierre Musso und G. Pineau