William Eggleston – The Hasselblad Award
Der amerikanische Photograph William Eggleston, geboren 1939 in Memphis, Tennessee, folgte den strengen Maximen aus Cartier-Bressons „Der entscheidende Augenblick“ und photographierte schwarzweiß. Mitte der sechziger Jahre brach er mit diesen Auffassungen künstlerischer Photographie. Eines Nachts – so erzählt der Hannoveraner Kurator Thomas Weski in seinem Essay „The Tender Cruel Camera“ – beobachtete Eggleston, wie die Entwicklungsmaschine eines Photo-Großlabors hunderte von Photos auf Papierrollen ausspuckte. Er war überrascht von dem Reiz des Zufälligen und Lapidaren, der diesen geballten Alltagsschnappschüssen innewohnte. Was, wenn die Farbe nicht nur Banales transportierte, sondern auch das beste Mittel war, banales Leben zu zeigen?
Eggleston verschrieb sich Farbe und Zufall und der Suche nach einem „Mehr“. Doch es dauerte noch eine ganze Weile, bis seine „demokratische Kunst“ Anerkennung fand. Die erste große Ausstellung im MOMA 1976 stieß auf Ablehnung: „snapshot-chic“, schrieb Hilton Kramer.
Eggleston, der Pionier der Farbphotographie, ist ein Wilder, aber er verfolgt mit Akribie sein Ziel: die Destillation der privaten Wirklichkeit aus den der Photographie eigenen Mechanismen und Möglichkeiten. Angereichert mit Details und speziellen Techniken wie dem Dye-transfer-Verfahren, bekommt sein Spiel mit dem Banalen eine eigene Poesie. „I think of my pictures as part of a novel.“
Aus Anlass des Hasselblad-Award, den der Künstler 1998 in Göteborg erhielt, hat der Scalo-Verlag nun einen äußerst informativen Band herausgebracht, der dem Betrachter nicht nur einen Querschnitt durch das dreißigjährige Schaffen bietet, sondern darüber hinaus in Essays und einem umfangreichen Anhang einen Überblick über Werdegang und Standort des Künstlers in der Geschichte der Photographie vermittelt. M.L.K.
„William Eggleston“, Zürich (Scalo) 1999