Carsten Höller
Der Video- und Installationskünstler Carsten Höller (geb. 1961) ist ein Gedanken-Spieler, dessen Kunst beim Betrachter vor allem einen sinnlichen Eindruck hinterlässt. Von Hause aus ist Höller Biologe (Schwerpunkt: Verhaltensforschung von Insekten), und von der Naturwissenschaft blieb die Lust am Experiment. So ist etwa sein “Spiele-Buch“ eine Sammlung von Einfällen, die man mit Spaß und Erkenntnisgewinn an sich selber und anderen exerzieren kann.
Hauptthema seiner künstlerischen Auseinandersetzung ist die „Heilung von der Gewissheit“. Nachdem er in verschiedenen Aktionen die Omnipräsenz der Zukunft beschworen hatte, inszenierte er im vergangenen Jahr einen skurrilen Wettlauf in die „Neue Welt“: Zehn verschiedene Objekte - darunter eine auf Skiern stehende Skihütte, zwei Wasserläufer, eine rutschende Riesen-Trillerpfeife, eine von ausgestopften Vögeln gehaltene schwebende Lederhose - befanden sich in den ihnen zugewiesenen zehn Startpositionen. Startposition 4 war leer, reserviert für das Imaginäre. Zur Heilung von der Gewissheit gehört das Laborieren mit Zweifel und Ratlosigkeit, verbunden mit der Hoffnung, durch ein sich Hineinbegeben in Zweifel und Ratlosigkeit mache man sich für Momente des Glücks bereit. In den Berliner „Kunst-Werken“ hat Höller nun unter dem Titel “Sanatorium“ ein Ensemble aus Kugel, Kettenkarussell, Psychotank und Rutschbahnen kreiert. Hier wird Kindheitsglück reanimiert. Schade, dass hauptsächlich Kinder sich dem Baden und Rutschen aussetzen. MLK