14.04.2000

Auf dem Weg zur Republik

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Auf dem Weg zur Republik

1895: Taiwan wird japanische Kolonie.

1945: Japan kapituliert. Die „Nationalisten“ der Kuomintang (KMT) übernehmen die Kontrolle Taiwans.

1947: Ein Zwischenfall, bei dem eine Taiwanerin wegen illegalen Zigarettenhandels verhaftet wird, führt Ende Februar zu Massenaufständen, deren brutale Niederschlagung durch die Kuomintang zwischen 18 000 und 28 000 Todesopfer fordert.

1949: Marschall Chiang Kai-shek flieht mit 30 000 Kuomintang-Kämpfern, die von Mao Zedongs Truppen geschlagen worden waren, nach Taiwan. Auf dem Festland rufen die Kommunisten die Volksrepublik China aus.

1950: Auf Taiwan wird die Republik China ausgerufen.

1951: Unterzeichnung eines Vertrags der Verteidigung und gegenseitigen Unterstützung zwischen den Vereinigten Staaten und Taiwan.

1958: Die Volksbefreiungsarmee startet einen massiven Angriff gegen die Quemoy- und Matsu-Inseln (Operationsbasen der taiwanesischen Nationalpartei Kuomintang) und löst damit eine Krise in der Straße von Taiwan aus. Die amerikanische Flotte verhindert die Landung chinesischer Truppen. Die Kampfhandlungen werden im September eingestellt.

1971: Die Republik China wird aus der UNO ausgeschlossen. Ihren Platz nimmt die Volksrepublik China ein.

1975: Tod von Chiang Kai-shek.

1979: Peking setzt auf Entspannung und fordert Taiwan auf, „in den Schoß des Mutterlands“ zurückzukehren. Taiwans Führung wird seither als „die Behörden in Taipeh“ bezeichnet. Die seit 1945 immer wieder aufflackernden Angriffe gegen die Quemoy-Insel werden eingestellt.

1981: Im Rahmen einer Strategie der Öffnung schlägt Peking Taipeh „drei Verbindungen“ vor (Handel, Post, Reisen) sowie „vier Austauschgebiete“ (Universitäten, Kultur, Wirtschaft und Sport). Chinas Doktrin lautet fortan: „Ein Land, zwei Systeme“.

1982: Das Regime in Taiwan, das auf die Vorschläge vom Festland mit „dreimal nein“ reagiert (nein zu Kontakten, zu Verhandlungen und zu Kompromissen), erkennt die Führung in Peking als „die kommunistischen Behörden Chinas“ an.

1987: Der seit 1949 geltende Ausnahmezustand in Taiwan wird aufgehoben, und die Bevölkerung erhält die Erlaubnis, das chinesische Festland zu bereisen.

1990: Lee Teng-hui wird von der Nationalversammlung gewählt.

1991: Der taiwanesische Präsident erklärt das Ende der „Periode der nationalen Mobilmachung zur Unterdrückung des kommunistischen Aufstands“.

November 1993: Der taiwanesische Wirtschaftsminister erklärt, dass Taipeh vorübergehend eine „Zwei-China-Politik“ betreibe und dass beiderseits der Straße von Taiwan zwei souveräne Staaten existieren.

März 1996: Um während der Präsidentschaftswahlen Druck auf Taiwan auszuüben, führt China entlang der Küste von Fujian See- und Luftmanöver durch und feuert Raketen in Richtung Taiwan ab. Washington reagiert mit der Entsendung von zwei atomaren Flugzeugträgern in die Straße von Taiwan.

Sommer 1999: Lee Teng-hui gibt die „Ein-China-Doktrin“ auf. Taiwan will künftig auf zwischenstaatlicher Basis mit China verhandeln. Peking sendet Kriegsdrohungen aus und kündigt im Falle einer separatistischen Entwicklung eine militärische Intervention an.

Februar 2000: Peking veröffentlicht das Weißbuch.

Le Monde diplomatique vom 14.04.2000