15.09.2000

Hoffnungsloser Fall Kongo

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Hoffnungsloser Fall Kongo

DER Erfolg in Mosambik hat Sant’Egidio in Afrika große Sympathien eingebracht. Dort war es gelungen, eine Guerillaorganisation von „Banditen“, zu deren Methoden zum Beispiel das Ohrenabschneiden gehörte, in eine politische Partei umzuwandeln und dazu zu bringen, eine Wahlniederlage zu akzeptieren. 1999 ersuchte Laurent-Désiré Kabila, die Nummer eins des Regimes in Kinshasa, die römische Laienorganisation, den Friedensprozess im Kongo zu unterstützen. Es war die schlimme Zeit, als in der Hauptstadt „Jagd auf die Tutsi“ gemacht wurde. Damals wurden sämtliche kongolesischen Gruppierungen der Reihe nach nach Sant’Egidio eingeladen, doch die Vermittlungsbemühungen der Italiener blieben ohne Erfolg. Während es in Mosambik gelungen war, bei den inneren Ursachen des Konflikts anzusetzen, sind im kongolesischen Bürgerkrieg zu viele politische Interessen und Kräfte der Nachbarländer involviert.

Der kongolesische Präsident war im Grunde auf eine „nationale Debatte“ aus. Zu diesem Zweck wollte er in Rom alle Konfliktparteien in Rom zusammenrufen, sich selbst mit einer 150-köpfigen Delegation in Szene setzen und dabei ganz allein die Spielregeln festlegen. Die Antwort von Sant’Egidio war eindeutig: „Da haben wir nein gesagt. Eine Extravorstellung für Sie, damit Sie alle möglichen Leute kaufen können – ohne uns ...“

So kam es zum Treffen von Nairobi und am Ende zu den Vereinbarungen von Lusaka: Die Kämpfe gingen dennoch weiter. Dieses Jahr sind in Kisangani sogar Kämpfe zwischen den – vermeintlich verbündeten – Truppen von Uganda und Ruanda ausgebrochen. Die OAU versuchte sich unter dem Motto „Afrika den Afrikanern“ einzuschalten und hat Monate damit zugebracht, einen Afrikaner aufzutreiben, der die unmögliche Verständigung möglich machen könnte. Im Dezember 1999 stellte sich endlich der ehemalige Präsident von Botswana, Quet Masire, für diese Rolle zur Verfügung und bat Sant’Egidio erneut um Unterstützung. Doch in Rom bezweifelt man, dass er die Aufgabe erfolgreich erfüllen kann: Masire hat kein Geld und beherrscht weder die Materie des Konflikts noch die Sprache der Kontrahenten.

Le Monde diplomatique vom 15.09.2000