10.11.2000

Angriff auf das Ökosystem

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Angriff auf das Ökosystem

Das Ökosystem des Naturreservats Massai Mara leidet unter den Besucherzahlen (332 000 Besucher und 60 000 Fahrzeuge im Jahre 1998) und der Zunahme der Bautätigkeit, die das Landschaftsbild verunstaltet. Talek Gate, eine der Zufahrten zum Reservat und das unweit gelegene Fig Tree Camp sind schlagende Beispiele für eine „nicht nachhaltige Entwicklung“. Um nicht in den tiefen Spurrillen stecken zu bleiben oder um näher an die Tiere heranzukommen, fahren Kleinbusse und Jeeps oft außerhalb der angegebenen, aber unzureichend instand gehaltenen Pisten, die besonders während der Regenzeit gefürchtet sind.

In den großen, im Reservat gelegenen lodges wird heißes Wasser in den sogenannten Heizkesseln von Tanganyka mit einem Fassungsvermögen von 200 Litern bereitgehalten – und viel Holz dafür verbrannt. Für Lagerfeuer, eine weit verbreitete und angeblich ungefährliche Tradition, werden ebenfalls große Mengen Holz verbrannt. Der Rückgang des Baumbestands ist zu großen Teilen auf diese Faktoren zurückzuführen, auch wenn außerdem die Elefanten dazu beitragen: Sie trampeln junge Triebe nieder oder fressen sie. Damit fehlen dann in der Trockenperiode Bäumchen und Büsche als Nahrung – weshalb die Elefanten sich über die ausgewachsenen Bäume hermachen.

Abgesehen davon wurden auf den lodges aufgrund ästhetischer Erwägungen auswärtige Pflanzenarten eingeführt, die jetzt die heimische Pflanzenwelt bedrohen. So erweis sich zum Beispiel die lantana camara, eine zartes, rosa und orange Blumengewächs als problematischer Neuling. Ein großer Anteil dieser exotischen Pflanzenarten kommt aus der Kapgegend in Südafrika und braucht sehr viel Wasser und intensive Pflege.

Natürlich handelt es sich um einen Angriff auf das ökologische Gleichgewicht, wenn Abwässer ungeklärt in die Natur gelangen oder auch biologisch nicht abbaubare oder wiederverwertbare Produkte verwendet werde. Trotzdem gibt es durchaus Lösungen. Zum Erhalt der Wälder könnte beispielsweise die Sonnenenergie beitragen. Von Ausnahmen abgesehen, wird sie allerdings noch kaum genutzt.

Die allgemeine Situation könnte sich jedoch bald bessern: Ende 1999 erfolgte eine Umstrukturierung der kenianischen Tourismusbehörde, und ein neu eingerichtetes Nationalkomitee wurde mit der Aufgabe betraut, den Einfluss des Tourismus auf die gesellschaftliche Entwicklung und umweltpolitische Belange zu evaluieren.

A. Z.

Le Monde diplomatique vom 10.11.2000, von A. Z.