12.01.2001

Koka aus Peru

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Koka aus Peru

IN seinem Jahresbericht von Oktober 1998 gratulierte sich das Drogenkontrollprogramm der Vereinten Nationen (UNDCP) zu den Erfolgen, die es in den Andenländern Bolivien und Peru erreicht habe. In der Tat hat die peruanische Politik, die darin besteht, durch den Abschuss suspekter Flugzeuge die Luftbrücke zu unterbrechen, die den Transport von Kokablättern und Kokain-Basispaste nach Kolumbien ermöglicht, eine gewisse Wirkung gezeigt. Das gilt auch für die Beteiligung der US-amerikanischen Antidrogenorganisation, der Drug Enforcement Administration (DEA). Doch damit ist nicht alles erklärt, und vor allem nicht das Wesentliche. Anfang der Neunzigerjahre waren im bäuerlichen Peru 150 000 Hektar mit Kokasträuchern bebaut. Die Narcos in diesem Land waren damals keine organisierten Gruppen, die mit Hilfe ihrer eigenen Strukturen einen direkten Export nach Europa oder in die USA hätten organisieren können. Sie lieferten den Rohstoff lediglich an das kolumbianische Cali-Kartell, das diesen verarbeitete und auf den Markt brachte. Diese kolumbianische Mafia war 1994/95 unter Druck geraten und beschloss, ihre Kapitulation auszuhandeln. Am 6. August 1995 wurde sie mit der Verhaftung von Miguel Rodríguez Orejuela, dem zweitstärksten Mann des Kartells, endgültig zerschlagen. „Sie kaufte 60 Prozent ihrer Produktion in Peru“, ruft Ricardo Vargas von Acción Andina in Bogotá in Erinnerung. „Dort brachen die Preise daraufhin zusammen. Und erst in diesem Moment ging auch die Produktion zurück.“ Damals wurden die Strukturen innerhalb des Drogenhandels in der Tat „demokratischer“. In Kolumbien traten viele diffuse Gruppen an die Stelle des Konglomerats aus Cali- und Medellín-Kartell. Diese Gruppen sind schwerer zu orten und zu kontrollieren, mit Satellitentelefonen und Laptops sind sie besser ausgerüstet als mit Pistolen und Gewehren. Sie waren es, die aus logistischen Gründen die peruanische Kokaproduktion nach Kolumbien holten. Dies erklärt, warum der Anbau in Peru drastisch zurückging (im Jahr 2000 waren es nur noch 50 000 Hektar), während er in Kolumbien sprunghaft anstieg. Es waren also nicht in erster Linie die Repressionsmaßnahmen gegen die Bauern – und noch viel weniger die Substitutionsprogramme –, die den Kokaanbau in Peru reduziert haben, sondern die Zerschlagung einer großen Mafiaorganisation an der Spitze der Pyramide. Und die geänderte Strategie der Leute, die deren Nachfolge antraten. M. L.

Le Monde diplomatique vom 12.01.2001, von M. L.