16.03.2001

Norbert Bisky

zurück

Norbert Bisky

„Ich fälsche falsch gemalt die falschen Bilder meiner falschen Jugend falschen Glaubens im falschen Land auf der falschen Seite mit ihren falschen Glücksversprechungen.“ – „Präsentiert werden idealisierte Situationen einer imaginierten Glückseligkeit, Bilder einer Welt, die es nie gegeben hat, außer in Bildern.“

Diese Selbstauskünfte des Malers Norbert Bisky, der 1970 in Leipzig als Sohn eines SED/PDS-Funktionärs geboren wurde, spiegeln die schillernde Mischung aus Ironie, Uneigentlichkeit und Nostalgie, die seine Bilder auszeichnet. Der Jugend-Aufbruchs-Kitsch, den er gekonnt auf großen Leinwänden mit eigenwilligem Pinselstrich, plakativen, poppigen Farben, viel blondem Haar, goldenem Korn, blauem Wolkenhimmel, und vor allem: mit dem dazugehörigen fernen, lockenden wie glücksverheißenden Horizont bannt, erzählt von dem Wunsch, zur Kindheit zurückzukehren, zu jener unschuldigen Zeit, bevor die Erkenntnis des Erwachsenwerdens die ideologische Vergiftetheit des DDR-Lebens entdecken konnte.

Doch diese DDR besteht nur in Schulbüchern, Kinderbuchillustrationen, Filmen, Liedern, Parolen. Bildertitel wie „Die Heimat ist weit“ oder „Alle wollen den Volkssportwimpel“ inszenieren Ikonen des Kollektiven, in denen das Individuelle lediglich mehr als Abglanz kindlicher Gefühlswelten zu spüren ist. M.L.K.

Le Monde diplomatique vom 16.03.2001, von M.L.K.