12.04.2001

Betr.: Weltweite Flüchtlingsbewegungen

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Betr.: Weltweite Flüchtlingsbewegungen

Unterdrückung der Kurden in der Türkei und im Irak

Die Zahl der Kurden, die innerhalb der Türkei vertrieben wurden, wird auf 500 000 bis 2 Millionen geschätzt. Seit Anfang der Achtzigerjahre sind mehr als 500 000 Iraker – darunter etwa 150 000 Kurden – vor der politisch motivierten Gewalt in den Iran geflohen.

Die Kriege im Kaukasus

Seit 1988 wurden in der Region zwischen einer und zwei Millionen Menschen vertrieben. Am 1. Januar 2000 gab es etwa 300 000 Flüchtlinge und Vertriebene in Armenien, 800 000 in Aserbaidschan und 280 000 in Georgien. Hunderttausende, die 1998 vor der russischen Offensive in Tschetschenien geflohen waren, leben noch immer unter Elendsbedingungen in Dagestan, Inguschetien und Nordossetien.

Die Palästinafrage

Am 1. Juni 2000 betrug die Zahl der palästinensischen Flüchtlinge mehr als 3,7 Millionen. Sie leben vor allem in Jordanien, Syrien und dem Libanon sowie in den palästinensischen Gebieten (Westjordanland und Gasastreifen). Hinzu kommen mehrere hunderttausend Menschen, die 1967 innerhalb Israels und des Libanon vertrieben wurden.

Kriege am Horn von Afrika und in der Region der Großen Seen

In diesen beiden benachbarten Regionen sind insgesamt etwa 12 Millionen Menschen vertrieben oder geflohen. Seit den Siebzigerjahren haben die andauernden und sich ständig ausweitenden Konflikte und ethnischen Auseinandersetzungen zu erheblichen Bevölkerungsverschiebungen geführt. So flohen vor dem Bürgerkrieg im Süden des Sudan 470 000 Menschen in die Nachbarländer, gleichzeitig fanden 350 000 Äthiopier und Eritreer Zuflucht im Sudan. Außerdem leben noch immer 300 000 Somalier in Äthiopien und in Kenia, sowie 500 000 Burunder und 100 000 Kongolesen in Tansania. Hinzu kommen 2 Millionen interne Vertriebene in der Demokratischen Republik Kongo (RDC), 1,4 Millionen in Burundi und Ruanda und 4 Millionen im Sudan.

Der Bürgerkrieg in Angola

Dieser seit 25 Jahren andauernde Konflikt hat dazu geführt, dass etwa 2 Millionen Menschen im Land umherirren. Mehr als 300.000 Angolaner sind in die Nachbarländer geflohen, vor allem nach Sambia und in die Demokratische Republik Kongo.

Bürgerkrieg in Liberia und Unruhen in Sierra Leone

Die anhaltenden Kämpfe in der Region halten mehr als 500 000 Menschen in ihren Exilländern Elfenbeinküste und Guinea fest. Die Zahl der internen Vertriebenen schätzt das UNHCR auf 500 000 innerhalb Sierra Leones und auf 100 000 in Liberia. Da der Krieg in jüngster Zeit auf den Süden Guineas übergegriffen hat, mussten aus diesen Kampfgebieten – zusammen mit einheimischen Guineern – zehntausende Exilanten aus Sierra Leone in den Norden des Landes fliehen.

Der Westsaharakonflikt und der Bürgerkrieg in Algerien

Nach Schätzungen des UNHCR lebten am 1. Januar 2000 in den Lagern bei Tindouf in der westalgerischen Wüste 165 000 Flüchtlinge aus der Westsahara. Durch den algerischen Bügerkrieg sind seit 1990 zwischen 100 000 und 200 000 Menschen vertrieben worden.

Der Krieg in Afghanistan

Aufgrund der seit Jahren immer wieder aufflammenden Kämpfe – und aktuell auch als Folge einer Dürreperiode – haben mehr als eine Million Menschen innerhalb des Landes ihren Wohnort verlassen müssen. In den Neunzigerjahren betrug die Zahl der afghanischen Flüchtlinge im Iran und in Pakistan bis zu 6 Millionen. Heute leben von ihnen in diesen beiden Ländern noch immer 2,5 Millionen Menschen, verteilt auf Hunderte von Flüchtlingslagern, die zum Teil als Siedlungen in Massivbauweise errichtet worden sind.

Der Konflikt in Sri Lanka

Der Krieg, den die separatistische Bewegung Liberation Tigers of Tamil Eelam (LTTE) seit fünfzehn Jahren gegen die Regierungstruppen führt, dürfte mehr als 1 Million Menschen aus ihren Wohnorten vertrieben haben. 60 000 haben Zuflucht in Indien gefunden, 560 000 leben noch immer als Vertriebene im eigenen Land.

Die Kriege im früheren Jugoslawien

Diese Auseinandersetzungen dürften seit 1991 zur Vertreibung von mehreren Millionen Menschen geführt haben. Heute leben noch immer etwa 1 Million Vertriebene in Bosnien-Herzegowina und in Jugoslawien. Und trotz verschiedener Rückführungsbemühungen halten sich noch immer 300 000 Flüchtlinge in anderen europäischen Ländern auf.

Der Krieg in Kolumbien

Dieser Konflikt hat seit 1985 etwa 1,5 Millionen Menschen veranlasst, ihre Wohnorte zu verlassen, um sich vor den Kämpfen zwischen Guerillaorganisationen, kolumbianischem Militär und paramilitärischen Streitkräften in Sicherheit zu bringen. Die Vertriebenen landeten überwiegend in Lagern und Siedlungen am Rand der großen Städte.

Folgen des Konflikts in Osttimor und der Ausschreitungen in Indonesien

Nachdem im September 1999 die Befürworter der Unabhängigkeit die Volksabstimmung gewonnen hatten, flohen mehrere hunderttausend Menschen in die Berge, um den brutalen Übergriffen proindonesischer Milizen zu entgehen. Von den weiteren 280 000 Menschen, die in den Westteil der Insel vertrieben wurden, sind bis heute nur etwa 120 000 zurückgekehrt. Außerdem leben noch mehr als 160 000 unter ungeklärten Bedingungen in Westtimor. Auch UNHCR unterstützt diese Flüchtlinge nicht mehr, seit die Organisation ihre Aktivitäten vorläufig einstellen musste, nachdem drei ihrer Mitarbeiter ermordet worden waren. In einem Bericht vom Januar 2001 schätzt das US-Flüchtlingskomitee (USCR), dass in ganz Indonesien etwa 1 Million Menschen infolge politisch und religiös motivierter Unruhen vertrieben worden sind (Molukken, Sulawesi, Borneo, Irian Jaya und Aceh).

Die USA und Deutschland – zwei wichtige Aufnahmeländer

Nach Schätzungen der deutschen Regierung hielten sich 1999 mehr als 1 Million Flüchtlinge und Asylsuchende im Lande auf (das USCR schätzt ihre Zahl hingegen nur auf 285 000). In Nordamerika beträgt die entsprechende Zahl 1,2 Millionen, von denen allein 1,1 Millionen in den USA leben. Die Asylbewerber in den westeuropäischen Staaten kommen überwiegend aus Ländern Europas und Asiens (dem ehemaligen Jugoslawien, Rumänien, Bulgarien, der Türkei, der ehemaligen Sowjetunion, Sri Lanka, Irak, Iran und Afghanistan).

Le Monde diplomatique vom 12.04.2001