10.08.2001

Cat Tuong Nguyen – Fotografische Experimente

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Cat Tuong Nguyen – Fotografische Experimente

Cat Tuong Nguyen, Fotograf vietnamesischer Herkunft, wurde 1969 geboren und lebt seit 1981 in der Schweiz. Sein Kunststudium absolvierte er in Zürich. „Nach drei Jahren Studium fühlte ich mich von meinem eigenen Wissen eingeschränkt. Ich konnte nicht mehr frei sehen“, erklärt der Künstler im Interview. Seine noch zu Studienzeiten entstandenen Lebensmittelbilder waren erster Ausdruck seiner künstlerischen Emanzipation.

In dieser frühen Serie versucht Nguyen dem „Chaos des Essens“ Ausdruck zu verleihen. Er zeigt in seinen Bildern Schmackhaftes und Ungenießbares, Rohes und Gekochtes, Frisches, vermischt mit Essensresten. Die Fotos bergen eine radikale Klarheit, eine intensive Auseinandersetzung mit dem Objekt, und vermitteln durch ihre besondere Bildkomposition dennoch eine verspielte Ästhetik.

Der eigentliche Witz der Bilder zeigt sich schon in Nguyens Entscheidung für die Arbeit mit einer Pocketkamera. Der Verzicht auf die Genauigkeit einer Spiegelreflexkamera bedeutete für den Künstler die Befreiung von technischen Vorgaben wie Tiefenschärfe oder korrekter Belichtung. „Es ging mir um das Loslösen vom genauen Hinsehen und von der Komposition.“

Das Chaotische wird in Nguyens Arbeiten zum spielerisch-technischen Bestandteil des Bildermachens, zur absichtlich angewandten, minimalen oder fast fragilen Technik.

Im Vordergrund steht immer wieder der Wunsch, das Fotografische zu überwinden, indem die Abhängigkeit des Fotografen von seinem Gegenstand aufgelöst wird und neue Möglichkeiten des fotografischen Ausdrucks geschaffen werden. „Und das bedeutet eben manchmal, mit einer nicht so genauen Kamera zu arbeiten, mit der ich mich dann selber austricksen kann.“

ELISABETH WELLERSHAUS

Le Monde diplomatique vom 10.08.2001, von ELISABETH WELLERSHAUS