Erinnerungsorte
SIEBEN Bände umfasste das Essaywerk „Lieux de mémoire“, das der Historiker Pierre Nora in den Neunzigerjahren in Frankreich veröffentlichte. Orte, Historie, Kultgegenstände wie Sitten und Gebräuche wurden besichtigt. Mit „Deutsche Erinnerungsorte“ haben die beiden Historiker Etienne François und Hagen Schulze jüngst ein deutsches Pendant geschaffen. Pierre Nora vermerkt dazu in seinem Nachwort:
„Im Fall Deutschlands steht jede Vergegenwärtigung und Neuinterpretation der gesamten nationalen Vergangenheit unter dem Zeichen der zwölf schrecklichen Jahre des Nationalsozialismus. Dafür bietet Etienne François’ und Hagen Schulzes Darstellung eine Fülle von Belegen. Zwei herausragende und sehr konkrete Ereignisse bestimmen die Architektur des Gesamtwerks: der Fall der Berliner Mauer und die Wiedervereinigung. Vor diesem Hintergrund drängt sich ein offener Plan auf, der allen pluralistischen Strömungen Rechnung trägt und an spezifische, nicht weiter übersetzbare Begriffe gebunden ist. Ferner fungieren diese Begriffe wie Magneten für Erinnerungen und weisen auf wirkmächtige Orte, die zwar alle deutsch, aber gleichermaßen national wie europäisch sind. Als ob, um es mit Jürgen Habermas zu sagen, der Erinnerungsort, der alle deutschen Erinnerungsorte bestimmt, Auschwitz wäre.“
Etienne François, Herausgeber der „Deutschen Erinnerungsorte“, debattiert mit Pierre Nora am Montag, dem 3. 12. 2001, um 18. 00 Uhr in der Technischen Universität Berlin, Hauptgebäude, Senatssitzungssaal, Straße des 17. Juni 135, 10623 Berlin. Im Zentrum der Debatte steht die Frage nach der Rolle der nationalen Erinnerungsorte Frankreichs und Deutschlands im Kontext eines europäischen Gedächtnisses. Diskussion auf Französisch und Deutsch, mit Simultanübersetzung – Eintritt frei.