Eva Castringius, „The Big Sky“
IM Zentrum der spätabendlichen Aufnahmen aus Los Angeles und der frühmorgendlichen Aufnahmen aus Berlin, die Eva Castringius unter dem Titel „The Big Sky“ versammelt hat, steht das Auto als Fortbewegungsmittel, Werbeträger, Lichtspender und: Farbfläche. Die absichtsvolle Platzierung des roten Volvos und des chamäleonweißen Käfers unterstreichen den Eindruck, den Los Angeles, so Castringius, jedem Besucher vermittelt: „Die Stadt ist so stark von Dekor und Inszenierung, vom Kino, geprägt, dass die Menschen wie in ihrem eigenen Film leben.“
In den letzten Jahren hatte die heute 34-Jährige aus Fimo, Pappmaché, Puppenmöbeln und Spielwarenaccessoires kleine, zumeist durch SF-Filme oder Comics animierte bedrohliche handgroße Miniaturwelten inszeniert und diese dann auf Ilfochrom gebannt. Zuletzt rekonstruierte sie über Monate auf Tischgröße das Reaktorunglück von Tschernobyl und lichtete es ab: in Aschgrau (Umwelt) und Feuerrot (brennender Reaktor). In der Fotoserie „The Big Sky“ ist die Wirklichkeit durch die Platzierung von Auto und Schaufensterpuppe – und durch den kunstvollen Einsatz fotografischer Mittel – selbst zur Inszenierung geworden. Einst war die Fotografie das Instrument zur getreuen Wiedergabe des Wirklichen; durch die Konzentration auf Licht und Farbe hat Eva Castringius den Himmel scheinbar neu gespannt.M. L. K.