Vermischtes
VIVENDI Universal ist nach AOL Time Warner der zweitgrößte Mischkonzern der Welt und der größte private Arbeitgeber in Frankreich. Zum Vivendi-Imperium gehören über 3 000 Firmen. Dazu kommen noch viele Firmenbeteiligungen, die Konzernchef Jean-Marie Messier, seit er 1996 Präsident der damaligen „Compagnie Générale des Eaux“ wurde, unter dem Motto „strategische Allianzen“ erworben hat. Außer Messier und seiner rechten Hand Eric Lecoys weiß wohl kaum noch jemand, wie das endlose Geflecht des Vivendi-Konzerns im Einzelnen aussieht.
Doch nun stehen die Vivendi-Aktien seit Monaten unter Druck; womöglich hat sich Messier doch überhoben. Die Vivendi-Gruppe hat mittels einer Merger- und Akquisitionsstrategie immer neue Medien- und Telekomfirmen aufgekauft und mittlerweile einen Schuldenberg von fast 30 Milliarden Euro aufgehäuft. Auch der Kirch-Kollaps und die Pleite der britischen TV-Gruppe ITV Digital haben den französischen Mediengiganten in Mitleidenschaft gezogen. Seit Jahresbeginn büßte die Aktie mehr als 40 Prozent ihres Wertes ein, derzeit dümpelt sie bei 40 Euro und ist damit der größte Verlierer an der Pariser Börse.
Schwierigkeiten hat Vivendi Universal – ähnlich wie in Deutschland die KirchGruppe – vor allem mit dem Bezahlfernsehen. Als Messier den Chef des Pay-TV-Senders Canal+, Pierre Lescure, Mitte April urplötzlich in die Wüste schickte, wehrte sich Lescure auf seine Art: Er ließ am Abend alle laufenden Programme unterbrechen und ging – unverschlüsselt und live – mit einer Betriebsversammlung auf Sendung. Dabei griffen er und andere Messier scharf an und warfen ihm vor, dass die Unabhängigkeit von Canal+ bedroht sei. Die enge Freundschaft zwischen Messier und Lescure gehörte damit der Vergangenheit an.
Neben dem Bereich Medien und Kommunikation ist Vivendi Universal auch einer der großen Dienstleister in den Branchen Transport und Wasserversorgung. Seit März dieses Jahres macht Vivendi als erstes Unternehmen der Deutsche Bahn AG im Fernverkehr Konkurrenz. So fährt täglich ein InterConnex vom thüringischen Gera über Leipzig und Berlin nach Rostock. Für die Betreiberfirma und Vivendi-Tochter Connex ist diese Verbindung ein erster Test, hat sie doch bereits erklärt, dass sie womöglich die Interregio-Verbindungen übernehmen wolle.
Fest in französischer Regie läuft die Globalisierung und Privatisierung im Wassersektor. Marktführer ist Vivendi mit weltweit 12 Milliarden Dollar Umsatz und 110 Millionen Kunden, darunter auch jene der Berliner Wasserversorgungsbetriebe. Auf dem Wassermarkt locken angesichts der weltweit zunehmenden Wasserknappheit stattliche Zuwachsraten.
Kleine Ironie des Schicksals: Die turbulente Hauptversammlung der Vivendi-Aktionäre Ende April, bei der Messier unter anderem eine umstrittene Ausgabe von Aktienoptionen als Bonus für die Firmenmanager durchsetzen wollte, musste für ungültig erklärt werden. Als Grund wurde eine Computerpanne genannt.
B. B.