17.05.2002

Nina Hoffmann

zurück

Nina Hoffmann

WACHS ist ein zentrales Arbeitsmittel der aus Jugoslawien stammenden Künstlerin Nina Hoffmann (geb. 1948) die sich in der Vergangenheit vor allem als Bildhauerin und Performance-Künstlerin einen Namen machte. 1993 stand sie im Rahmen einer Gruppen-Performance nackt in einer Galerie, neben ihr ein Topf heißes (flüssiges) Wachs, mit dem sie sich bestrich. Im Prozess des Erkaltens wurde das Wachs zur Schutzschicht, ein starrer Kokon. Nach einer Weile brachte sie den kalten Panzer mit einem Bügeleisen zum Schmelzen, sodass das Wachs ihren Körper hinab zu Boden tränte. „Siegfrieds Tod“ – so der Titel der Performance – war eine Erzählung über Schutzschichten und Verwundbarkeiten und darüber, wie schmerzlich das Zulegen wie das Ablegen von Panzern ist.

Neun Jahre später, 2001, porträtiert Nina Hoffmann Heranwachsende in Öl. Auf den großformatigen Flächen wirken die realistisch gemalten Figuren vor dem leeren Hintergrund verloren – ihres realen Raums verlustig. Umso mehr konzentriert sich der Blick des Betrachters auf den Ausdruck der Dargestellten: auf Gestik, Körperhaltung, Gesichtsausdruck und Farbe. Doch Nina Hoffmann hat der Ölfarbe heißes Wachs beigemischt bzw. die Bilder mit Wachs überzogen und so die Kinder entrückt. Die Bilder dieser „mit Hitze Eingefrorenen“ (Hoffmann) erzählen vom Heranwachsen: die Kinder sind ganz präsent und wachsen doch – unnahbar, hinter einem Panzer – zu etwas unerreichbar Eigenem heran.M. L. K.

Le Monde diplomatique vom 17.05.2002, von M. L. K.