Eine andere Energiepolitik
IN seinem Plädoyer für erneuerbare und insbesondere solare Energiequellen entwickelt der SPD-Politiker und Träger des alternativen Friedensnobelpreises Hermann Scheer nicht nur ökonomische und ökologische, sondern auch politische Argumente gegen die Abhängigkeit von fossilen Energien:
„Es kommt nicht allein darauf an, mit welchen Umweltfolgen und wie lange ausreichende Ressourcenpotenziale verfügbar sind. Wichtig ist auch, wo diese Ressourcen liegen, das heißt, wer die ökonomische Macht über sie hat und die Preise bestimmen bzw. wer diese schließlich bezahlen kann (…) Die Eskalation wirtschaftlicher Konflikte in und zwischen kontinentalen Wirtschaftsregionen um (…) konventionelle Ressourcen erscheint schon lange vor der Rohstofferschöpfung unvermeidlich, weil sich zwei gegenläufige Kurven nähern: jene der abnehmenden wirtschaftlichen Verfügbarkeit von fossilen Energien und strategischen Rohstoffen und jene des zunehmenden Verbrauchs durch eine wachsende Bevölkerung in wachsenden Volkswirtschaften. Wenn sich diese Kurven kreuzen, ist mit bedrohlicheren Konflikten zu rechnen als je zuvor in der Weltgeschichte. Und schon vorher werden sich die Zugangs-, Preis- und Verteilungskrisen verschärfen mit unberechenbaren Folgen für die Weltwirtschaft.
Das Ziel, die Ressourcen kontrollieren zu können, hat (…) wirtschaftliche Handlungsschwerpunkte, einschließlich der damit verbundenen Wirtschaftsstrukturen, vorgegeben. Ressourcenabhängigkeiten verstärken – offen oder unsichtbar wirkend – die Außensteuerung und Fremdbestimmung von Zivilisationen und damit ihre Krisenanfälligkeit.“
aus: Hermann Scheer, „Solare Weltwirtschaft, Strategie für die ökologische Moderne“, München (Kunstmann) 1999, S. 15 f.