09.08.2002

Jana Sterbak

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Jana Sterbak

„Jedes Werk beginnt mit einem Eindruck, einem Gefühl oder einer Erinnerung, entweder einem eigenen oder an etwas, das ich gelesen oder gehört habe … Häufig hat es mit einer Irritation zu tun. Mit der Zeit verdichtet es sich zu einem Objekt“, so die in Prag geborene Video- und Installationskünstlerin Jana Sterbak. Mit dem aus Fleischstücken genähten Kleid „Vanitas“ wurde sie 1987 bekannt. Ihre Objekte bestechen durch die klare, universale Bildsprache: Kleid aus Fleisch, Stühle aus Eis, Rucksack aus Stein. Sie will beim Betrachter einen unmittelbaren, körperlichen Affekt und Effekt erreichen. Ihre Kunst erinnert in ihrer Materialität an Beuys, in ihrer genreübergreifenden Bildsprache an Rebecca Horn, in ihrer Visualisierung der verrinnenden Zeit (Stühle aus Eis, die schmelzen; Kleid aus frischem Fleisch, das zu Leder wird) an Goldsworthy. Der ironisch gebrochene Existenzialismus, der die tschechische Kultur geprägt hat, verleiht Sterbaks Objekten heute ihre eigenwillige Ausdruckskraft: eine Kunst, die nicht politisch ist und nach individueller, nicht gesellschaftlicher Wirkung strebt.

M. L. K.

Le Monde diplomatique vom 09.08.2002, von M. L. K.