13.09.2002

Frédéric Bruly Bouabré

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Frédéric Bruly Bouabré

AM 11. März 1948 hatte der aus der Elfenbeinküste stammende Frédéric Bruly Bouabré (damals 27) eine Sonnenvision, die ihn zum Künstler werden ließ. Seine farbkräftigen, meist kleinformatigen Bilderserien versuchen, die Welt in Symbolen und Zeichen lesbar zu machen. Dieser an Art brut erinnernde, der Werbungsästhetik ähnliche Minimierungsprozess zielt nicht auf Wirkung, sondern auf Erkenntnis: Der Künstler deutet die Form von Köpfen und Wolken; auf dem Detail einer Orangenschale visualisiert er mit dem Farbstift vom Verlust bedrohtes Wissen und Gesellschaftskritik.

Seine Zeichnungen kennen keine Hierarchie, die einzelnen Lesarten den Vorzug gäbe; so addieren sich über viele Jahre in ständig abgewandelter Wiederholung immense Bilderserien (teils über 400): „Ganz Afrika […] ist für mich ein Museum. In diesem Museum sehe ich die Afrikaner als lebende Pyramiden an, auf denen man seltsame und rätselhafte Inschriften entdeckt, die im Allgemeinen Tätowierungen oder Narben heißen.“ Die diesjährige Documenta widmete seiner Archäologie der Jetztzeit, die Schrift und Bild, Poesie und Erkenntnis vereint, einen Raum.

M. L. K.

Le Monde diplomatique vom 13.09.2002, von M. L. K.