15.11.2002

Hanneke Beaumont

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Hanneke Beaumont

DIE Figuren der in Holland geborenen und in Belgien lebenden Bildhauerin scheinen auf den ersten Blick vormodern und wirken, als seien sie dem Personal des antiken Dramas entsprungen.

„Meine Figuren verkörpern die Trennung“, sagt die Künstlerin. Und in der Tat, die Figuren sind voneinander – und von der Wirklichkeit – getrennt, indem sie auf Sockeln erhoben, in – abstrakte – Szenen platziert werden. Was sie vor allem auszeichnet, ist eine Intensität, eine Spannung des ganzen Körpers, die an modernes Tanztheater erinnert.

In die Körper ist hineingeformt, was den Gesichtern fehlt: Ergebenheit und Selbstschutz, Leid und Revolte, Freiheit und Gefangensein.

Beaumonts Schicht für Schicht geschaffene Skulpturen sind keine Individuen – gleichwohl unterscheiden sie sich wesentlich von den Archetypen eines Anthony Gormley oder den in der Menge Untergehenden einer Magdalena Abakamowicz.

Sie sind einzeln geformte Erfahrungen. Die (meist) überlebensgroßen, anonymen und androgynen Körper verschmelzen organisch mit der Kleidung und stehen in unmittelbarem Kontrast mit den streng geometrischen Formen, auf denen sie installiert sind. So intensiviert Hanneke Beaumont die Spannung.

Trotz der Schwere des Materials (Bronze und Terrakotta) und trotz der existenziellen melancholischen Schwere des Ausdrucks bringt Beaumont ihre Figuren zum Schweben. M. L. K.

Le Monde diplomatique vom 15.11.2002, von M. L. K.