Eva Hesse
Eva Hesse, 1936 in Hamburg geboren und 1939 mit ihren Eltern in die USA emigriert, begann 1960 mit Zeichnungen und Gemälden – Bilder, die auf grafischen Mustern aufbauende und surreale Elemente vereinten, technische Bauteile mit Körpern konfrontierten. „Realen Nonsens“ wollte sie machen. Nach einem einjährigen Aufenthalt im rheinischen Kettwig 1964/65 wandte sie sich (unter dem Eindruck der Zero-Gruppe) vom Bild zum Objekt: Auf der Suche nach neuen Erfahrungswelten wuchsen ihre Arbeiten förmlich, zunächst aus dem Papier heraus, dann auch aus dem Boden, von der Decke, aus den Wänden. Die nicht zuletzt durch ihren Materialreiz (Latex, Fiberglas, Polyester) wirkenden Skulpturen befragen (wie viele Künster der damaligen Zeit) die Tragfähigkeit des traditionellen Kunstbegriffs („Hang up“, S. 15) und inszenieren die Polarität von Ordnung und Chaos, Etwas und Nichts, Organischem und Anorganischem.
Die Retrospektive, die nach Wiesbaden noch bis März 2003 in der Londoner Tate zu sehen ist, präsentiert auf überzeugende Weise das Gesamtwerk dieser berühmten Weggefährtin von Paul Thek, Sol Le Witt oder Louise Bourgeois. Eva Hesse hatte nur zehn Jahre Zeit für ein Lebenswerk, doch ihre Arbeiten wirken im amerikanischen Kunstgeschehen bis heute nach. 1970 starb sie an einem Hirntumor. Am 11. Januar wäre sie 67 Jahre alt geworden. M.L.K.