Kunst

In jeder Ausgabe präsentiert die deutschsprachige LE MONDE diplomatique eine/n (zumeist zeitgenössische/n) KünstlerIn mit ausgewählten Werken. So erhalten unsere LeserInnen kleine Einblicke in außersprachliche Darstellungen und Verarbeitungen individueller wie gesellschaftlicher Prozesse. Neben einem kurzen einführenden Text gibt es Hinweise auf aktuelle Ausstellungen und Kataloge zum Weitersehen.

Der 1991 in Schadmot Mehola im West­jor­dan­­land geborene israelische Künstler Navot Miller kam 2013 nach Berlin, ursprünglich mit der Absicht, Architektur zu studieren. Stattdessen begann er 2017 ein Kunststudium an der Weißensee Kunsthochschule und lebt auch nach Abschluss des Studiums weiterhin in Berlin. Seine Arbeiten basieren vor allem auf Foto­grafien – er fotografiert sowohl in Berlin als auch auf Reisen sehr viel, dokumentiert Alltagsszenen und kombiniert diese dann in seiner Malerei. Dadurch, dass es sich um seine eigenen Erlebnisse handelt, auch wenn diese nicht eins zu eins wiedergegeben werden, sind die Bilder, wie er sagt, „persönlich und intim“; Miller interessiert sich für das Authentische. Im nebenstehenden Bild „Boy on Balcony Re­make“ kommen sein Interesse an Architektur, sein jüdisch-religiöser Hintergrund (das Geländer zitiert eine Menora), eine homo­ero­ti­sche Spannung und dezidiert queere Ästhetik sowie die für Miller typische extravagante Farbgebung zusammen. Als wichtige Einflüsse nennt er Caravaggio und David Hockney. Die Farbpalette seiner figurativen Malerei ist sehr bunt und schert sich nicht um Realismus – das gezeigte Leben wird dadurch, auch wenn die Szenen eher alltäglich sein mögen, zum queeren Fest. Für das Bildmaterial danken wir dem Künstler und der Yossi Milo Gallery, New York. www.navotmiller.com, www.yossimilo.com

Wilhelm Werthern