Archiv: Texte

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Ausgabe vom 16.11.2001


  • Der gute Vorsatz, einen „Kampf der Kulturen“ zu vermeiden, kennzeichnet die westliche Politik seit dem 11. September. Die „Allianz gegen den Terror“ kann nur zusammengehalten werden, wenn in islamischen Ländern wie Pakistan und Ägypten die Regime ihren Völkern glaubhaft machen könnten, dass es sich um keinen christlichen „Kreuzzug“ handelt. Ob das gelingt, hängt nicht nur von der Kriegsführung in Afghanistan ab, sondern auch von der Wahrnehmung in den westlichen „Kulturnationen“. Hier wird sich ein differenziertes Bild der „islamischen Welt“ nur entwickeln, wenn es gelingt, jenseits der religiösen Dimension für jedes einzelne Land die soziale Dynamik und die ökonomischen Probleme differenziert zu analysieren.Von
    ERIC ROULEAU
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  • Von
    IGNACIO RAMONET
  • Von
    DEJAN ILIC
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  • Nach dem 11. September glaubten viele Menschen in Israel, die internationale Gemeinschaft werde der Regierung in Jerusalem einen Platz in der vordersten Front der Antiterrorallianz anbieten. Dass eher das Gegenteil geschah, resultiert nicht nur aus den Bündnisinteressen, die vorrangig auf die arabischen und islamischen Staaten Rücksicht nehmen. Zu der Entfremdung trägt auch das israelische Selbstverständnis bei, das zunehmend ein nationalethnisches Bewusstsein reflektiert – und damit in Widerspruch zu universalen Begründungen gerät.Von
    NATAN SZNAIDER
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  • DIE Anschläge vom 11. September und der Krieg in Afghanistan haben auch innenpolitsche Konsequenzen für die USA. Fast alle Maßnahmen, die zum Schutz der inneren Sicherheit getroffen wurden, bedeuten eine starke Erosion der bürgerlichen Freiheitsrechte. Neben konkreten Maßnahmen wie der Verhaftung von über tausend Ausländern oder der Schaffung einer Sonderbehörde zur Bekämpfung des Terrorismus sind es vor allem neue Gesetzesbestimmungen, die den Sicherheitsdiensten erlauben, tief in die Privatsphäre des amerikanischen Bürgers einzudringen. Darüber hinaus betreibt die Bush-Administration eine restriktive Zensurpolitik in den Medien. Kritische Stimmen kommen kaum mehr zu Wort. Von
    MICHAEL RATNER
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  • Verdächtige Transaktionen haben die Vermutung aufkommen lassen, dass die Drahtzieher des Attentats vom 11. September ihre selbstmörderischen Aktionen durch massive Börsenspekulationen versilbert haben. Doch diesbezügliche Nachforschungen haben nur wenig zutage gefördert und scheinen den Verdacht zu entkräften. Ohnehin haben exzessive Deregulierungsmaßnahmen die Möglichkeiten der Finanzpolizei stark beschnitten, und auch die Finanzwelt scheint wenig Interesse daran zu haben, ihre dunklen Zonen auszuleuchten.Von
    IBRAHIM WARDE
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  • DIE US-amerikanischen Nachrichtendienste waren nicht in der Lage, die Angriffspläne der Flugzeugentführer vom 11. September aufzudecken und ihre Aktionen zu stoppen. Auch das weltweite Abhörsystem Echelon der National Security Agency (NSA) hat nichts genützt. Gleichwohl haben die Geheimdienste nicht versagt, denn sie sollen in erster Linie nicht gegen drohende Gefahren wie terroristische Anschläge schützen, ihr Auftrag besteht vielmehr darin, den USA weltweit den Zugang zu allen nur denkbaren Informationen zu ermöglichen und auf diese Weise die militärischen, wirtschaftlichen und politischen Interessen der USA immer stärker durchzusetzen.Von
    NICKY HAGER
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  • Die Anthrax-Attacken in den USA haben bei vielen US-Bürgern die Furcht vor einem bakteriologischen Krieg ausgelöst. Dabei ist ihnen kaum bewusst, dass die derzeitige Bedrohung auch eine Folge der unilateralen Strategie ist, die ihre eigene Regierung seit Jahren in Fragen der Biowaffen-Konvention eingeschlagen hat.Von
    SUSAN WRIGHT
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  • NACH den Plänen der Vereinigten Staaten ist der Afghanistankrieg nur die erste Etappe in einem weitreichenden Kampf gegen den Terrorismus. Doch schon der erste militärische Erfolg, die Eroberung von Masar-i Scharif durch Verbände der afghanischen Nordallianz, macht erneut die Widersprüche deutlich, mit denen die Strategen in Washington fertig werden müssen. Sollten die nicht paschtunischen Kräfte des Nordens in Kabul einrücken, wäre der Bündnispartner Pakistan aufs äußerste beunruhigt. Auch deshalb lohnt es, sich rückblickend zu vergegenwärtigen, welche politischen Optionen die US-Regierung hatte und welche Kontroversen sich zwischen Pentagon und State Department abspielten.Von
    PAUL-MARIE DE LA GORCE
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  • NACH den Attentaten vom 11. September hat Wladimir Putin schnell begriffen, was die weltpolitische Stunde geschlagen hat. Mit der Unterstützung der Antiterrorkoalition riskiert er zwar den Verlust fragiler Allianzen, vor allem im Hinblick auf die zentralasiatischen Republiken und den arabischen Raum. Aber eines ist klar: Moskau wird das Zweckbündnis der Antiterrorkoalition dazu benutzen, seine künftige Rolle auf der weltpolitischen Bühne auszubauen. Indes, mit dem Krieg in Afghanistan könnte es den USA gelingen, in Zentralasien Fuß zu fassen. Fraglich bleibt, ob nicht hier wie dort die alten Muster des Kalten Krieges auf strategische Entscheidungen abfärben.Von
    NINA BASCHKATOW
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  • DIE Terroranschläge von Palästinensern gegen israelische Zivilisten lieferten Scharon den willkommenen Vorwand, in einigen Städten des Westjordanlands israelische Panzer und anderes schweres Kriegsgerät aufzufahren. Die Offensive gegen die Autonomiegebiete hat unter der palästinensischen Zivilbevölkerung fast täglich blutige Opfer gefordert. Außerdem haben israelische Militärkommandos oder Geheimdienstkräfte seit Beginn der Intifada an die fünfzig so genannte Exekutionen vorgenommen. Die staatlich angeordnete Liquidierung erklärter Feinde – ohne gerichtliches Verfahren – erinnert an frühere Aktionen des israelischen Regierungschefs. Die militärische und politische Karriere Scharons ist zugleich eine Kette exzessiver Gewaltakte gegen Palästinenser.Von
    AMNON KAPELIOUK
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  • DER historische, demografische oder soziale Kontext ist in der Regel entscheidend dafür, wie ein Staat mit seinen regionalen Gruppen und Minderheiten verfährt. Entsprechend hat der autonome Status, der Schottland 1997 innerhalb des Vereinigten Königreichs zugesprochen wurde, seine Hauptursache vielleicht weniger in einem ausgeprägten kulturellen oder sprachlichen Partikularismus als vielmehr in der Ablehnung der von Margaret Thatcher vorangetriebenen Politik der sozialen Spaltung. Erste Schritte für eine Landreform, die vor allem die quasifeudale Macht der Großgrundbesitzer einschränken soll, hat das schottische Parlament jetzt in Angriff genommen.Von
    VÉRÈNE NICOLAS
    und
    ALASTAIR MCINTOSH
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  • GEWALTBEREITE Jugendliche, konzentrationsschwache Schulkinder, überforderte Lehrer und Unterrichtskonzepte, die sich am Fernsehen orientieren – die Bilanz der antiautoritären Ansätze der späten Sechziger- und Siebzigerjahre in Sachen Schule und Unterricht fällt nicht gerade positiv aus. Dass Schulen vor allem das (richtige) Konsumieren einüben, dass die Ausbildung der Kritikfähigkeit dabei auf der Strecke bleibt und die Vernunft vor den Verlockungen der Zerstreuung kapituliert, wird in der Regel billigend in Kauf genommen. Bleibt die Frage, ob mit der Fabrikation eines Individuums fließender Identität eine Entwicklung angestoßen ist, an deren Ende das Verschwinden des mit einem kritischen Bewusstsein ausgestatteten Subjekts steht.Von
    DANY-ROBERT DUFOUR
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  • Von
    PHILIPPE LAFOSSE
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  • Von
    FRANÇOIS LONCLE
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  • GESTERN hat man den zerstörten Körper eines gefallenen Soldaten gebracht, morgen wird ein legendärer Held diesen Ort verlassen“, beschrieb ein französischer Historiker 1920 die Verschleierung und Heroisierung der Gewalt, mit der man am Ende des Ersten Weltkrieges versuchte, die Trauer um die vermissten Toten in einen zusammenschweißenden Nationalmythos einzubetten. Doch weder die Beinhäuser der Gefallenen noch die Gedenksteine „für den Unbekannten Soldaten“, der auf fast keinem Friedhof fehlt, vermochten die Wunden zu schließen, die das grauenvolle Schlachten in die Herzen der Völker geschlagen hatte. Noch die heutige französische Literatur legt Zeugnis davon ab.Von
    CARINE TREVISAN
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  • Von
    SAMUEL TOMEI
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  • VOM Dialog der Kulturen ist dieser Tage die Rede, aber auch vom Ende einer Kultur, die sich monologisierend in die Lust einer globalisierten Welt hineinfantasierte. Weite Teile der Welt sind verelendet, ein Großteil der Erdbevölkerung bekommt nur die Schattenseiten einer solchen Lust zu spüren. Vielleicht ist es weniger die Besinnung auf die eigenen Wurzeln als vielmehr die trotzige Ahnung, es müsse noch anderes geben als die „Transformation des Durstes in ein Bedürfnis nach Coca-Cola“, die dazu führt, dass dieser Tage vermehrt vom Kampf der Kulturen zu hören ist. Offen bleibt, ob wir der Einsicht folgen können, dass Kulturen ihre Stärke erst durch die Begegnung mit anderen Kulturen entfalten.Von
    CONSTANTIN VON BARLOEWEN
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